Darum geht blau direkt nach Estland

Blau.de zieht nach Tallinn (Estland). Bild von David Mark auf Pixabay.

Expansion ins Baltikum: blau direkt gründet in Estlands Hauptstadt Tallinn mit “sinine lithne OÜ” eine Tochterfirma. Warum gerade im hohen Norden und welche Effekte das Unternehmen erwartet, erklärt es auf Nachfrage. So viel sei verraten, es hat mit Technik und steigendem Umsatz zu tun.

Am 1. Oktober öffnet bereits das erste Büro. 10 Mitarbeiter wurden für “sinine lithne” bereits eingestellt.

Ziel der Auslandsaktivitäten ist es, den Service für blau direkt-Partner „erheblich zu erweitern“ und die Dynamik des Arbeitsmarktes in Tallinn „für sich zu nutzen“. Ausschlaggebend für die Internationalisierung des „Technologiemarktführers“ war auch die „drastische Umsatzentwicklung“ der vergangenen Jahre und der damit einhergehende „wachsende Personalbedarf“. Während im Jahr 2011 ein Umsatz von 8,7 Millionen erwirtschaftet wurde, erreicht dieser im Jahr 2021 voraussichtlich 122 Millionen Euro.

“Das Gros dieses Wachstums können wir durch Skaleneffekte weitgehend ohne Personaleinsatz verarbeiten”, erklärt Katharina Jäger, verantwortliche Projektleiterin der Estland-Aktivitäten. “Mit dem Wachstum ist aber auch eine Zunahme in der Störfallbearbeitung und der Buchhaltung verbunden. Dort fällt noch die klassische Arbeit an, für die wir hoch qualifiziertes Personal benötigen.”

Katharina Jäger, verantwortliche Projektleiterin der Estland-Aktivitäten. Quelle: blau direkt

 „Nordic with a twist“

Für Estland spricht aus Sicht des blau Chefs Oliver Pradetto unter anderem die „hervorragende IT-Infrastruktur“, die Anzahl der Einhörner (Start-ups mit Milliardenbewertung) und die „vergleichbare Arbeitsmoral und -ethik“ mit Deutschland. Die Esten sind technisch hoch entwickelt und IT-affin. „Man spürt diesen Spirit in der ganzen Stadt. Das passt sehr gut zu uns“, sagt Pradetto.  Nicht ausschlaggebend, aber ein „Plus-Argument“ sei, dass Estland für Kapitalgesellschaften einen steuerlichen Rahmen bietet, „der Vorteile gegenüber dem deutschen System bei der Refinanzierung von Investitionen hat“. Man spare keine Steuern, könne aber höhere Summen investieren.

„Blau“ verspricht sich einen Wissenszuwachs von der Expansion. „Wir erfahren schon jetzt die Lern-Effekte in unserem Management. Da unsere estnische Tochter in einem Co-Workingspace aktiv ist, befinden sich direkt im Arbeitsumfeld mehr als ein Dutzend Start-ups.

Workingspace in Tallinn. Quelle: blau direkt

„Wir rechnen fest mit entsprechenden Netzwerkeffekten“, erklärt Pradetto. Weiteren Expansionen ist man nicht abgeneigt. „Im ersten Quartal 2022  starten wir ein Projekt um Arbeitseinheiten auch außerhalb der europäischen Gemeinschaft etablieren zu können.“ Dabei gehe es darum einfache Tätigkeiten, deren Digitalisierung nicht lohnt, zu erheblich niedrigeren Lohnkosten ausführen lassen zu können. Das aktuelle Projekt Estland verfolge andere Ziele und bietet aus Kostensicht keine Einsparungen, „da wir Löhne auf deutschem Niveau zahlen“.

Zum Abschluss noch ein wenig Sprachtheorie: Das Estnische gehört zur finnisch-ugrischen Sprachfamilie. Während “blau” mit “sinine” übersetzt werden kann, gibt es  “direkt” im Estnischen nicht. Übersetzt man “direkt”, erhält man Wörter, die in der Bedeutung eher “gerade”, entsprechen würden. Mit “lithne” hat blau direkt sich für “einfach” bzw. “bequem” entschieden.

Autor: VW-Redaktion