Allianz Motor Day: Grenzen der Selbstfahrerei und der Kampf um Daten im Mittelpunkt
Assistiert, automatisiert oder autonom: In diversen Ausbaustufen wird derzeit die „new mobility“ an allen technischen Fronten vorangetrieben, speziell im Bereich Elektroantrieb. Auch wenn die Möglichkeiten noch nicht in der Gesellschaftsbreite angekommen sind, die Versicherungswirtschaft befasst sich intensiv mit dem Topos. Ein Beispiel dafür ist der 9. Allianz Motor Day in München gewesen, wo zugleich der 50. Geburtstag des Allianz Zentrum für Technik zelebriert worden ist.
Dank üppiger staatlicher Subventionen steigen die Zulassungszahlen für elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge stark an. Gleichzeitig sind diese auch Vorreiter beim Einsatz modernster Assistenzsysteme, welche teilweise schon so etwas wie eine autonome Fahrt, d.h. ohne Eingriffe des Fahrers, möglich machen. Auch wenn die E-Flotte im Vergleich zu den Verbrennern noch weit abgeschlagen ist, laufen mehr und mehr Erfahrungsberichte aus den Werkstätten bei den Versicherern ein.
Die Schäden sind durchaus höher, weil die Bauteile komplexer werden und zudem Spezialwerkstätten aufgesucht werden müssen, welche Löschcontainer und speziell geschultes Personal vorhalten müssen. Diebstähle kommen hingegen weniger vor, dafür mehr Kollisionen. Diese können umso schadenrelevanter sein, weil allein die Auslösung eines Airbags bei einem relativ jungen Elektroauto zu einem wirtschaftlichen Totalschaden ausarten kann. Entgegen medial breit berichteter Brände ergeben sich für Elektromobile aufs Gesamtbild bezogen keine Auffälligkeiten. Damit können auch die bestehenden Typenklassen auf die neuen Player im Straßenverkehr appliziert werden. Batterieautos spulen pro Jahr deutlich weniger Kilometer ab als ihre eisernen Kollegen.
Datenherrschaft und autonomes Fahren stehen infrage
Klaus-Peter Röhler, Vorstandsvorsitzender Allianz Deutschland AG, forderte in seinem Beitrag auf dem Motor Day eine klare Regelung, wie der Zugang zu den Kraftfahrzeugen-Daten geregelt wird; unabhängig vom Treibstoff. Die Daten gehören dem Fahrer bzw. dem Halter, lautet das Credo der Allianz. Ob sich dies in der Realität durchsetzt, bleibt jedoch fraglich, denn digital gilt, die Daten gehören dem, der sie hat. Das können die Fahrer sein, ebenso aber auch der Versicherer oder der Hersteller. Der Kampf um diese Datenquelle dauert bereits ein paar Jahre, eine Lösung ist noch nicht absehbar. Klar ist für Röhler jedoch, das Thema ist lösbar und die Allianz wird Teil der Lösung sein.
Eine konkrete Aussage, ab wann denn die Level eins bis fünf des „autonomous driving“ in der Praxis erscheinen, mochte keiner der Teilnehmer des diesjährigen Motor Day wagen. Von Jahren bis zu Generationen lauteten die Antworten. Klar ist lediglich: Die Gesellschaft verzeiht menschliche Fehler, nicht aber die von Maschinen oder Robotern. Im Flugzeug oder im Selbstfahrzeug gilt eine Null-Toleranz.
Autor: Alexander Kaspar