Aon-Deutschlandchef Thofern: „Prämien für Elementarschutz wachsen mit den Immobilienpreisen und sind dennoch zu niedrig“

Jan-Oliver Thofern, Chairman und Chief Executive Officer Aon Deutschland (Quelle: Aon)

Damit Versicherer mit Elementarversicherungen wieder Gewinn machen, müssten die Prämien laut Jan-Oliver Thofern um 10 Prozent steigen. Der Co-Geschäftsführer des Versicherungsmaklers Aon Deutschland sieht die Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen kritisch. Für Kunden würden die Prämien ohnehin steigen, „denn mit dem Klimawandel werden auch die Frequenz und die Intensität der Schäden zunehmen“, erklärt Thofern im Interview mit dem Spiegel.

Nur 46 Prozent der deutschen Hausbesitzer haben eine Elementarschadenversicherung. Eigentlich zu wenig. Thofern merkt an, dass jeder Hausbesitzer seine eigene Risikowahrnehmung habe, „aber die scheint mehr vom Gefühl als von der Ratio gesteuert zu sein. Eigentlich müsste die Zahl der Versicherten viel höher sein.“

Zur Zeit der Flut 2002 waren jedoch nur 20 Prozent der Deutschen gegen Elementarschäden versichert. Das sei eine gute Entwicklung. „Besonders in Bundesländern wie Bayern, die spezielle Kampagnen umgesetzt haben, um die Bürger für das Thema zu sensibilisieren“, betont der Manager.

Dass an der geringen Durchdringung die hohen Prämien schuld seien, will er so nicht stehen lassen. „Die sind gestiegen, ja. Vor allem aber auch, weil insgesamt die Immobilienwerte gestiegen sind, da wachsen die Prämien automatisch mit. Gemessen an den potenziellen Schäden sind sie aber sicherlich nicht ausreichend. Für die Versicherer lohnt sich das Geschäft eigentlich nicht.“ Thofern verweist hierbei auf die Schadenkostenquoten der vergangenen Jahre. „Für den Elementaranteil an der Gebäudeversicherung wird zu wenig Prämie gezahlt. Das ist nicht besonders attraktiv für Versicherer. Die Prämien müssten mindestens um zehn Prozent steigen.“

Andere Lösung als Pflichtversicherung

Thofern ist gegen eine Pflicht, sich gegen Elementarschäden zu versichern. „Die Gefährdungslage ist so unterschiedlich, das würde auch rechtlich sehr schwierig.“ Stattdessen sollte die Politik den Versicherungsnehmern erlauben, die Prämien für eine private Elementarschadenversicherung vom zu versteuernden Einkommen abzuziehen.  „Das wäre ein effizienter, relativ aufwandsarmer Weg, den Menschen einen Anreiz zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung zu geben. Und das wäre Teil der Daseinsvorsorge, damit nicht jedes Mal alles auf den Steuerzahler abgewälzt wird, so wie es jetzt sicher wieder geschehen wird.“

Autor: VW-Redaktion

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