AGCS sieht neun Gründe gegen Preissenkungen in der Luftfahrtindustrie

Bild: gunthersimmermacher/Pixabay

Das Wiederhochfahren von weiten Teilen der Luftfahrtindustrie ist einem Bericht der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) mit besonderen Risiken verbunden. „Zweifelsohne werden Herausforderungen auftauchen, wenn die Branche wieder voll durchstartet. Es ist zwar aktuell noch schwer vorherzusagen, in welcher Form die Luftfahrtindustrie zurückkehren wird, aber eines ist sicher: Sie wird sich verändert haben“, erklärt Axel von Frowein, Regional Head of Aviation bei AGCS in Zentral- und Osteuropa.

Mit der Aufzählung der potenziellen Risiken versucht die Allianz-Tochter, dem Druck auf die Preise entgegenzuwirken. „Natürlich stehen unsere Kunden unter Druck und müssen jeden Cent zweimal umdrehen.“ Die Luftfahrtversicherung war jahrelang defizitär. Seit zwei Jahren sei das Geschäft für die Versicherer wieder erfreulich.

„Noch haben wir keinen negativen Schadentrend, aber wir beobachten das genau – auch für unsere drei anderen Büros weltweit“, sagte Till Kürschner, Schaden-Chef der AGCS für die Luftfahrtversicherung in Zentral- und Osteuropa. Einen „Covid-19-Impact“ auf die Schaden-Kostenquote könne man noch nicht ausmachen. „Zurzeit liegt die Schaden-Kostenquote unter 100 Prozent. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber teilweise noch nicht so ganz“, so von Frowein. Schon vor der Pandemie hatte die AGCS zur Sanierung die aktive Rückversicherung in der Luftfahrt aufgegeben. Helikopterrisiken und Geschäft mit Zulieferern im Bereich Luftfahrtzeuge und Triebwerke wird seither sehr viel selektiver gezeichnet.

Verhandlungen schwieriger

Im April 2020 standen laut AGCS zwei Drittel der weltweiten kommerziellen Luftfahrtflotte still. Der Passagierverkehr ging um 90 Prozent zurück. Im ersten Quartal 2020 schlugen noch zwei größere Schäden zu Buche. Danach sei die Grundlast bei den Schäden nicht so stark gesunken, wie der Rückgang der Passagiere dies habe erwarten lassen, so Kürschner. Zudem beobachtet die AGCS, dass die Schadenregulierung nicht nur komplexer wird, sondern die Qualität der Verhandlungen leidet. „Es gestaltet sich zäher und schwieriger. Man merkt, die Anspruchsteller stehen mehr unter Druck“, so Kürschner. Zudem fürchtet die AGCS Social Inflation – also einen Trend, bei dem immer mehr Schäden in den USA geltend gemacht werden, weil die dortige Rechtsprechung höhere Summen kennt.

Untrainierte Piloten, „Wut in der Luft“, Reaktivierungsrisiken, neue Routen in Asien-Pazifik und Europa oder auch Insektenbefall gehören dem AGCS-Bericht zu den neuen Herausforderungen der Luftfahrtbranche. So hätten Anfang 2021 Dutzende von Piloten Fehler wie z. B. mehrere Landeversuche, an das Aviation Safety Reporting System der NASA gemeldet. Laut Frowein lassen die großen Luftfahrtgesellschaften dagegen antrainieren, für die Rückkehr von Rundflügen in touristischen Destinationen mit kleineren Freizeitflugzeugen und Hubschraubern gibt er sich aber skeptisch. In den USA und Asien nähmen „Wut in der Luft“-Vorfälle aufgrund des Masken-Zwangs zu. Bis Juni 2021 seien es laut der Federal Aviation Administration 3.000 Fälle gewesen. Üblich seien 150 im Jahr.

Autor: Monika Lier

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