Lust am Machtverlust? Wie Versicherungsentscheider Fehler in Sachen Führung vermeiden

Quelle: mohamed Hassan auf Pixabay

Wir leben in einer Welt, in der durch die zunehmende Vernetzung Sachverhalte komplexer und kurzlebiger werden – der Begriff VUKA ist in aller Munde. Während Führung in der Vergangenheit in eher linearen, planbaren Kontexten dafür da war, Struktur zu schaffen und in Arbeitsteilung maximale Effizienz zu erzeugen, so sind heute ganz andere Aspekte relevant. Zunehmend geht es darum, Menschen in Netzwerken inner- und außerhalb des Unternehmens zusammenzubringen und ein Umfeld zu schaffen, in dem Individuen ihre Talente und Potenziale entfalten können. Ein Gastbeitrag von Barmenia-Vorständin Carola Schroeder.

Führung muss hierbei den Fokus verschieben von Anweisung und Kontrolle hin zu Unterstützung und Entwicklung der Mitarbeitenden. In diesem Kontext kommt es weniger auf Managementtechniken, sondern zunehmend auf die innere Haltung an. Mit welchem Blick begegne ich den Menschen als Führungskraft? Geschieht dies mit einem positiven, stärkenfokussierten Blick und auf Augenhöhe, so kann dies im Team eine große Wirkung entfalten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die psychologische Sicherheit. Führungskräften muss es gelingen ein Gefühl der inneren Sicherheit bei den Menschen zu erzeugen, sodass sie sich trauen, Neues auszuprobieren, innovativ zu sein und dabei natürlich auch einmal Fehler zu machen. Wichtiger wird auch die Sinnfrage – wozu kommen wir jeden Arbeitstag zusammen und was wollen wir für unsere Kunden erreichen? Führung muss hierbei nicht alleine Antworten liefern, sondern sollte mit einem ganzheitlichen Blick im Diskurs mit dem Team zu sinnstiftenden Antworten und Strategien kommen. Ob der Führungsstil dann erfolgreich ist, zeigt sich daran, welche Menschen sich für das Unternehmen gewinnen und begeistern lassen und wie deren Vorstellungen und Handlungen zum Erfolg des Unternehmens beitragen können.

Ist Führung eine Frage des Charakters?

Was macht einen guten Chef aus? In allererster Linie Authentizität und ein echtes Interesse an Menschen. Wenn es nicht mehr darum geht, als Führungskraft der beste Experte zu sein und alle Antworten zu kennen, sondern Menschen zu begeistern, unterstützen und begleiten, dann ist das Interesse an Menschen erfolgskritisch. Gleichzeitig sollte eine Führungskraft sich selbst gut kennen und regelmäßig mithilfe von Feedback reflektieren wie hilfreich sie für das Team und den Teamerfolg ist. Dies setzt eine Gabe zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst voraus und Spaß an der persönlichen Weiterentwicklung.

Um mit dem Team auf Augenhöhe interagieren zu können, hilft zudem auch Demut und Bescheidenheit sowie Neugier und Offenheit für unterschiedliche Chancen und Herausforderungen. Hilfreich ist es, wenn man eine ganzheitliche Perspektive einnehmen kann, das Gesamtbild sieht und strategisch vorausschauen kann, anstatt sich in Mikromanagement zu verlieren.

Was in der Zusammenarbeit zudem wichtig ist, ist ein Grundvertrauen in den Menschen. Denn je selbstorganisierter Experten in einem Team unterwegs sind, desto mehr muss sich der eigene eventuelle Drang zu kontrollieren hinten anstellen lassen können und man muss darauf vertrauen, dass die Experten die richtigen Entscheidungen treffen werden. So funktioniert Führung auf Augenhöhe in einer hochkomplexen Welt. In diesem Zusammenhang werden wir das Thema Führungskultur auf den Prüfstand stellen müssen. Welche Fähigkeiten und Geisteshaltungen fehlen uns heute noch? Welche Charaktereigenschaften braucht es, um das Unternehmen in einem modernen Setting in Richtung Zukunft zu führen? Diese Fragen stellen wir uns als mittelständisches Unternehmen sehr bewusst.

Die Frage „Lust am Machtverlust“ möchte ich in unserer modernen Arbeitswelt gar nicht mehr beantworten müssen. Macht in Verbindung mit einer heute idealen Führungskultur ist eher negativ konnotiert. Wir haben Lust auf Führung, Freude am Netzwerken und Spaß an Teamarbeit und der Entwicklung unserer Mitarbeiter.

Autor: Carola Schroeder, Vorstandsmitglied der Barmenia Versicherungen

Den kompletten Beitrag und mehr zum Thema lesen Sie in der Mai-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.