Zweitmarkt für US-Lebensversicherungen im Aufwind

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Die Lebenserwartung in den USA hat sich „dramatisch verbessert“. Die steigende Lebenserwartung in den USA unterstützt die Wiederbelebung des Zweitmarkts für Lebensversicherungen, sagt Dr. Rainer Grünig, CEO von Plenum Investments. Das Potenzial des Marktes erreicht nicht mal ein Prozent und ist demnach nicht einmal angekratzt. Auch der asiatische LV-Markt ist in Bewegung geraten, es kam – und kommt? – zu einem Kaufrausch auf Anleihen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines 2018 geborenen Amerikaners beträgt 76,2 Jahre, die einer Amerikanerin 81,2 Jahre. Die National Association of Insurance Commissioners musste die statistische Altersobergrenze auf ihren Sterbetafeln bereits auf 120 ausdehnen. Für Versicherer stellt die Langlebigkeit neben dem Liquiditätsrisiko die größte Herausforderung dar und sie erhöht langfristig die Kosten. Dennoch nimmt die Bedeutung der Lebensversicherung „nach Volumen, Zahl und Umsätzen in den USA stetig zu“. Dabei ist die Einzellebensversicherung die am weitesten verbreitete Form die 2019 etwa 62 Prozent aller Lebensversicherungen ausmachte. Der individuelle Lebensversicherungsschutz belief sich Ende 2019 auf 12,4 Billionen US-Dollar und ist seit 2009 um 1,8 Prozent pro Jahr gewachsen.

Die durchschnittliche Höhe der neu abgeschlossenen Einzellebensversicherungen ist innerhalb von zehn Jahren, 2009–2019, von 172.000 auf 178.000 US-Dollar gestiegen, beide Werte leicht gerundet. Im Jahr 2019 wurden Policen im Wert von 3,1 Billionen US-Dollar abgeschlossen, ein Anstieg von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, schreibt Plenum Investments.

Des einen Leid …

Während die steigende Lebenserwartung die Versicherer belastet, kann der Zweitmarkt davon sogar profitieren. „Eine höhere Lebenserwartung bedeutet einen höheren Abschlag auf dem realisierbaren Verkaufspreis; der Investor will sich das höhere Risiko entschädigen lassen“, erläutert Grünig. Gleichzeitig steige mit der Lebenserwartung beim Versicherungsnehmer aber auch der Druck, die Police zu verkaufen, denn damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, „dass der Versicherungszweck letztlich wegfällt“. Der Druck, die im hohen Alter überproportional ansteigenden Prämien weiterhin zu zahlen, falle mit dem Verkauf ebenfalls weg – das „übernehme künftig der Investor“.

„Mit steigender Lebenserwartung nimmt die Zahl der Menschen zu, die sich zu solchen Themen überhaupt Gedanken machen dürften. Somit steigt auch das Angebot an Policen. So betrachtet muss für den Käufer einer Police der Anstieg der Lebenserwartung kein erhöhtes Risiko darstellen“, erklärt Grünig.

Auf dem Zweitmarkt erhält der Policeninhaber „in der Regel ein Vielfaches des Rückkaufswertes“. 2019 wurden auf diese Weise Policen im Wert von drei Milliarden US-Dollar gehandelt. Der „Life Settlement-Markt“ erfreue sich in den letzten Jahren an zweistelligen Wachstumsraten. Das soll so bleiben. „Wir erwarten, dass der Markt nach einer pandemiebedingten Verlangsamung bald wieder zu den alten Wachstumsraten zurückfinden wird“.

Bezüglich der durchschnittlichen Policenwerte wird langfristig erwartet, dass diese im Zuge eines zunehmenden „Disintermediationsprozesses“ und der damit verbundenen abnehmenden Bedeutung von Maklern, dem Wegfall der Transaktionskosten und einer allgemeinen Ausweitung des Marktes weiter sinken werden. Dadurch würden kleinere Policen „attraktiv für den Zweitmarkt“. Verbesserungen in der medizinischen Risikoprüfung versprechen zudem eine höhere Genauigkeit und Effizienz bei der Policenbewertung. Die zunehmende Genauigkeit des medizinischen Underwritings sei eine weitere Wachstumsposition für Life Settlements. Da sich die Vorhersagen zur Lebenserwartung verbessern, werden die Renditen langfristig konsistenter, was sich wiederum positiv auf die Nachfrage nach Policen auswirkt.

Das größte Marktpotenzial ist bislang ungenutzt: Nach Untersuchungen des Insurance Studies Institute stornieren jährlich mehr als 500.000 Senioren ihre Lebensversicherung und nur 1.250 nutzen die Vorteile eines Life Settlements. Das bedeutet, dass aktuell nur etwa 0,25 Prozent des adressierbaren Marktes erreicht werden, analysiert Plenum Investments.

Asiaten kaufen alle Anleihen

In Asien sind die Lebensversicherer derweil in einen Kaufrausch verfallen, das  führt zu einem „weltweiten Run auf Investmentgrade- und Staatsanleihen“, analysiert das PGIM Fixed-Income-Team.

„Die Spreads amerikanischer Investmentgrade-Anleihen zeigten sich in der vergangenen Woche robust und verengten sich inmitten volatiler Aktienmärkte und erhöhter Primärmarktaktivität um 1 Basispunkt. Die Performance der Sektoren wurde von Banken und Energie angeführt, während der Bereich Automotive zurückblieb.“

Der Anstieg der Treasury-Zinsen schien dem U.S. IG-Markt eine „gewisse technische Unterstützung“ zu bieten, da die höheren Renditen zu einem bemerkenswerten Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland führten, insbesondere von ausgewählten Lebensversicherern in Asien, die Berichten zufolge in der vergangenen Woche fast 3 Mrd. US-Dollar in US-Investmentgrade-Unternehmensanleihen investierten. Diese Nachfrage setzte sich in dieser Woche fort und bildete „die Grundlage für die kommende Woche“.

 Auch bei den Staatsanleihen in Hartwährung zogen hochwertige Single-A-Titel, insbesondere im Nahen Osten, letzte Woche an. 30-jährige Anleihen aus Abu Dhabi, Saudi-Arabien, Katar und Israel „zogen letzte Woche um 7–10 Basispunkte an“, da man annimmt, dass asiatische Lebensversicherer wieder mit Käufen begonnen haben, nachdem sie zu Beginn des Jahres, als die Treasury-Renditen viel niedriger waren, auffallend abwesend waren.

Autor: VW-Redaktion