Rückversicherer: Kaum Wachstum durch traditionelles Geschäftsmodell

Quelle: Bild von Steve Buissinne auf Pixabay

Um auch künftig Gewinne und Wachstum zu generieren, müssen die Rückversicherer neue Wege gehen und innovative Produkte entwickeln. „Das klassische Geschäftsmodell der Risiko-Übertragung stößt an seine Grenzen“, betonte Frank Reichelt, Hauptbevollmächtigter der Swiss Re Europe S.A. in Deutschland.

Die Prämien seien rückläufig, da die Kunden mit zunehmender Kapitalstärke ihre eigene Risiko-Tragfähigkeit in den letzten Jahren deutlich erhöht hätten, dadurch falle es schwerer im traditionellen Bereich der Rückversicherung auf Dauer noch profitabel zu arbeiten. Die notwendige Weiterentwicklung der RV-Branche war Thema einer vom Deutschen Verein für Versicherungswissenschaft, Berlin, ausgerichteten virtuellen Veranstaltung des Fachkreises „Versicherungsökonomie und Versicherungsrecht – Arbeitskreis Rückversicherung“. Die bessere Kapitalausstattung der Erstversicherer, auch eine Folge von Solvency II, ist allerdings nur einer der Innovationstreiber für die Rückversicherer.

Es komme hinzu, dass auf der Kundenseite eine neue Generation mit anderen Ansprüchen und Herausforderungen entstanden sei, auf die man sich im Wettbewerb vermehrt einstellen müsse. Die Frage sei, auf welche Weise die Rückversicherer moderne Versicherungsunternehmen und Insurtechs Wert stiftende Unterstützung und differenzierte Lösungsmodelle, etwa im Bereich Finanztransaktion oder Digitalisierung und Umstrukturierung, anbieten können, aus denen sie dann selbst wieder neue Profite herausziehen.

Ein Beispiel dafür ist die Rückversicherung als Kapitalsubstitut zur Erhöhung der Risiko-Tragfähigkeit oder Bilanzverbesserung auf Kundenseite. Andere RV-Unternehmen wie die Wilton Re Europe, Zürich, bieten ihren Kunden im Bereich Lebensversicherungen Vorteile durch unterschiedliche Instrumente der Kapitalsteuerung, die ihre Liquidität erhöhen, wie CEO Rolf Lukas ausführte. Beim Thema „Rückversicherungslösungen bei Transaktionen im Bereich Sachversicherungen“ legte Philipp C. Kleyser, Compre Group, Hamburg, einen besonderen Fokus auf die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit mit den Kunden beim „Run-off“-Management.

Die Branche der Rückversicherer stehe insgesamt positiv da, so Thorsten Arhold von der BaFin. Auch wenn die Prämienerhöhungen im Jahr 2020 nicht so stark ausgefallen seien wie erwartet, sei die finanzielle Lage der Rückversicherer unverändert stabil. Es sei nach wie vor viel Kapital im Markt. Selbst die Corona-Pandemie scheint daran wenig geändert zu haben. Deutlich wurde dies anhand der Ausführungen von Gunne W. Bähr, Rechtsanwalt/Partner, DLA Piper UK LLP. Köln.

Nur zu Beginn der ersten Welle vor über einem Jahr gab es einen kleineren Gewinneinbruch, verursacht vor allem in den Bereichen Betriebsunterbrechung und Veranstaltungsausfall. In vielen Fällen seien aber Ansprüche der Kunden zurückgewiesen worden, da Schadensereignisse aufgrund behördlicher Anordnung bei einer „pandemischen Notlage von nationaler Tragweite“ vom üblichen Wording der Rückversicherungsverträge nicht erfasst seien.

Ein neuer Trend in der RV-Branche ist die direkte Kooperation („end to end“) mit Unternehmen außerhalb der Versicherungsbranche. Zusammen mit einigen Kfz-Herstellern erarbeitet die Swiss Re, wie Reichelt mitteilte, „Lösungen für die Mobilität der Zukunft“, etwa im Bereich Telematik oder der Risikoabschätzung von Unfällen bei der Nutzung von Fahrassistenzsystemen. Generell sei die Entwicklung von Nachhaltigkeitslösungen, weit weg vom klassischen Risikotransfer, ein zunehmend interessanter Zukunftsmarkt für die Branche.

Autor: Mathias von Bredow

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