Zahl der Versicherungsvermittler steigt erneut, aber keine Trendwende

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Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht regelmäßig zu Quartalsbeginn die Daten zur Entwicklung der Vermittlerbestände. Bei der Zahl der Versicherungsvermittler, die seit Jahren rückläufig ist, ergab sich nach den DIHK-Zahlen überraschenderweise zum zweiten Mal in Folge ein Zuwachs, der vor allem auf eine Zunahme der gebundenen Versicherungsvertreter zurückzuführen ist. Deuten die Zahlen auf eine Trendumkehr hin? Eine solche Annahme wäre verfrüht heißt es beim GDV und Vermittlerverbänden.

Der DIHK veröffentlicht nur reine Bestandszahlen aus denen sich nicht die tatsächliche Entwicklung am Vermittlermarkt (Zu- und Abmeldungen) ableiten lassen. Aber nach den Daten zum ersten Quartal 2021 zeigt sich ein Zuwachs bei den Versicherungsvermittlern über die letzten sechs Monate hinweg von rund einem Prozent oder 2.017 auf 198.773. Auf die gebundenen Versicherungsvertreter entfiel dabei das größte Plus von 1.815 oder gut 1,5 Prozent auf 119.306. Nach einem Höchststand von 263.452 Versicherungsvermittlern im Jahr 2011 ergibt sich allerdings ein Rückgang um rund ein Viertel.

BVK sieht erfreuliche Entwicklung, aber keine Trendumkehr

Aus der jüngsten Entwicklung bereits eine Trendumkehr zu erkennen, halten allerdings Vermittler-Verbände wie auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für verfrüht. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Michael H. Heinz, sagte VWheute: „Wir glauben noch nicht an eine Trendumkehr.“ Da müsste schon ein Schwellenwert von fünf Prozent oder mehr überschritten werden. Aber die Zunahme der registrierten Versicherungsvermittler trotz der Corona-Pandemie „halten wir für eine erfreuliche Entwicklung“. Für den starken Rückgang seit 2011 bei den Vermittler-Zahlen machte Heinz die „regulatorischen Beanspruchungen für den Berufsstand“ verantwortlich. Von daher sei es fraglich, ob die „Marktbereinigung“ jetzt abgeschlossen sei.

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW schätzt die Entwicklung ebenso ein. AfW-Vorstand Norman Wirth sagte VWheute, die Entwicklung der Vermittlerzahlen innerhalb von zwei Quartalen stelle noch keinen Trend dar. Dass bei den gebundenen Versicherungsvertretern die Zahlen in jüngster Zeit deutlich gesunken seien, sei insbesondere auf „geschäftspolitische Entscheidungen der Gesellschaften“ zurückzuführen. Daneben habe es sicherlich auch eine Marktbereinigung bei den Nebenberuflern gegeben, für die die regulatorischen Anforderungen zu hoch gewesen seien.

Auch der GDV sieht noch keine Trendumkehr bei den Vermittler-Zahlen. Eine solche Bewertung wäre verführt, erklärte der Spitzenverband auf Anfrage. Warum es gerade bei den gebundenen Versicherungsvertretern deutliche Zuwächse gegeben habe, wisse man nicht. Aber „die Stärkung der eigenen Vertriebsstrukturen ist ein wichtiger Faktor für Versicherer – nicht erst in Zeiten der Corona-Pandemie.“

Autor: Manfred Brüss

Ein Kommentar

  • Mit ein Grund für den Anstieg der Zahl der Ausschließlichkeitsvermittler dürften auch die Filialschließungen der Banken/Sparkassen mit dem verbundenen Personalabbau sein. Betroffenen Mitarbeitern werden entweder in der eigenen Vertriebsgesellschaft oder beim verbundenen Versicherer Handelsvertreterverträge nach 3 84 HGB angeboten, die sich dann im Vermittlerregister finden.

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