AGCS: Corona-Folgen führen zu neuen Risiken in der Managerhaftpflicht

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Die Corona-Pandemie und deren wirtschaftlichen Folgen führen zu neuen Risiken für die Führungskräfte in Deutschland. Laut aktueller D&O-Studie von AGCS gehören steigende Insolvenzrisiken, wachsende Bedrohungen der Cybersicherheit und eine anhaltend hohe Zahl von Aktionärs-Sammelklagen aktuell zu den Hauptrisiken.

Demnach habe die wachsende Zahl von Klagen und rechtlichen Auseinandersetzungen sowie die zunehmende Häufigkeit und Schwere der Schadenfälle bereits in den letzten Jahren zu einem schwierigen Umfeld für den D&O-Versicherungssektor geführt. Das Versicherungsgeschäft in diesem Segment sei daher in vielen Märkten unprofitabel, so etwa in Australien, Großbritannien, den USA und Teilen Europas, heißt es in der aktuellen Analyse des Industrieversicherers.

„Ein kaum auskömmliches Prämienniveau bei gleichzeitig steigenden Risiken und Schäden – viele Versicherer sind noch immer dabei, die Belastungen aus Policen früherer Jahre zu verdauen. Dazu kommt, dass wir uns in einer Zeit großer Unsicherheit befinden und künftige Risiken nur schwer einschätzen können, gerade was die weiteren Folgen von Covid-19 sowohl für die Wirtschaft generell sowie für bestimmte Branchen betrifft.“

Shanil Williams, Global Head of Financial Lines bei AGCS

Zu den größten Sorgen in der D&O-Sparte gehören laut AGCS auch die Warnungen vor einer Insolvenzwelle infolge der Corona-Krise. Nach Angaben des Kreditversicherers Euler Hermes könnte der größte Teil der zu erwartenden Insolvenzen in der ersten Hälfte des Jahres 2021 eintreten. Der weltweite Insolvenzindex dürfte bis Ende 2021 mit einem Anstieg von 35 Prozent ein Rekordhoch erreichen, wobei die höchsten Zuwächse in den USA, Brasilien, China und den europäischen Kernländern wie Großbritannien, Italien, Belgien und Frankreich erwartet werden.

In Deutschland sollten die Maßnahmen der Bundesregierung zur Vermeidung von Insolvenzverfahren in der Coronakrise zum Jahresende auslaufen, wurden jetzt aber bis Ende Januar 2021 verlängert. „Die Auswirkungen des allmählichen Auslaufens von politischen Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen bereitet uns Sorge“, sagt Stephan Geis, Regional Head of Financial Lines in Zentral- und Osteuropa der AGCS.

Neben den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Pandemie sehen sich die Unternehmen weiterhin den Cybergefahren ausgesetzt. Mit Lösegeldforderungen verbundene Cyberangriffe auf Unternehmen und Datenschutzverletzungen nehmen weiterhin zu, während die durch Covid-19 bedingte Verlagerung geschäftlicher Prozesse ins Home-Office generell die Sicherheitslücken erhöht hat, so AGCS.

Desweiteren seien auch ausländische Unternehmen zunehmend mit Wertpapier-Sammelklagen konfrontiert. Der Prozentsatz der neu registrierten Klagen im Jahr 2020, die auf im Ausland ansässige, in den USA börsennotierte Unternehmen abzielen, war in den letzten Jahren fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Vorjahre, so AGCS weiter. Etwa die Hälfte dieser Klagen entfiel auf Unternehmen mit Sitz in Asien, darunter China und Singapur. Auch außerhalb der USA werden Wertpapier-Sammelklagen in Rekordzahlen eingereicht, und die Gefahr, mit einer Klage konfrontiert zu werden, hat in vielen Gerichtsbarkeiten zugenommen, konstatiert die Allianz-Tochter.

„Soziale Gerechtigkeitsproteste, aktivistische Investorenkampagnen oder Geldwäschevorwürfe haben alle das Potenzial, Rechtsstreitigkeiten auszulösen, ebenso wie einzelne Katastrophenereignisse wie ein Flugzeugabsturz oder Waldbrände.“

Stephan Geis, Regional Head of Financial Lines in Zentral- und Osteuropa der AGCS

Außerdem werden Diversity, Klimawandel oder ESG-Faktoren laut AGCS zunehmend als Gelegenheit gesehen, um (Sammel-)Klagen einzureichen oder einen Vergleich zu erzwingen. Bekannteste Beispiele sind aktuell Oracle, Facebook und Qualcomm zu den Technologieunternehmen, die jüngst Gegenstand von Diversity-Klagen waren. In solchen Fällen behaupten Aktionäre, dass die Direktoren ihre treuhänderischen Pflichten durch Untätigkeit beim Diversity-Management verletzt haben, etwas bei Vergütungsfragen oder der Ernennung neuer farbiger Vorstandsmitglieder.

Autor: VW-Redaktion

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