KI: Versicherer sind immer noch skeptisch

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Finanzdienstleister stehen der künstlichen Intelligenz noch immer skeptisch gegenüber. Demnach schätzen sich lediglich vier von zehn Versicherungen und Banken (43 Prozent) als aufgeschlossen gegenüber KI ein. Der Gesamtwert aller Branchen liegt mit 57 Prozent deutlich darüber, konstatiert eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS).

Demnach sehen die Versicherer und Banken (63 Prozent) die hohe Komplexität des Themas als größtes Hemmnis an – und damit deutlich häufiger als in anderen Branchen (44 Prozent). Auch die Anforderungen an den Datenschutz (53 Prozent) und hohe Investitionen (51 Prozent) sehen mehr als die Hälfte der Institute als Herausforderung. Nur eine untergeordnete Rolle spielen dagegen die fehlende Akzeptanz in der Belegschaft (21 Prozent) oder vonseiten der Kunden (17 Prozent), so die Analyse weiter.

„Geschichte droht sich zu wiederholen: Wie schon bei der Digitalisierung sind Versicherungen auch bei Künstlicher Intelligenz sehr zögerlich. Diese defensive Strategie ist jedoch beim Thema Künstliche Intelligenz riskant: KI ist nicht nur irgendein Trend, sondern ein entscheidender Baustein für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.“

Lars Matzen, Versicherungsexperte bei TCS

Allerdings zeigen sich mittlerweile 87 Prozent der Institute gegenüber dem digitalen Wandel aufgeschlossen, das bedeutet laut TCS einen Anstieg um 18 Prozentpunkte seit 2017. So nutzen acht von zehn Finanzdienstleistern (80 Prozent) Cloud-Computing und mehr als die Hälfte (54 Prozent) setzt Big Data und Analytics ein. Damit liegt die Branche in Sachen Datenanalyse knapp über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

Zudem zeige die Corona-Pandemie laut Umfrage bei Banken und Versicherern einen stärkeren Effekt auf die eigenen Prozesse als auf die Geschäftsmodelle: 33 Prozent geben an, dass die Corona-Krise die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse schneller vorantreibe – mehr als in den anderen untersuchten Branchen. Eine schnelle Transformation ihrer Geschäftsmodelle bestätigen 28 Prozent der Institute – durchschnittlich berichten dies 40 Prozent aller befragten Unternehmen.

„Die Branche hat Nachholbedarf beim Verständnis von künstlicher Intelligenz“

Dabei scheint der Nutzen durch die künstliche Intelligenz für die Versicherer durchaus enorm zu sein. „Künstliche Intelligenz ermöglicht – je nach Einsatzgebiet – verschiedene Dinge. Zum einen können Prozesse automatisiert werden, die vorher ausschließlich von Menschen durchgeführt werden konnten und als nicht zu automatisieren galten. Zum anderen kann künstliche Intelligenz helfen, versteckte Verknüpfungen von Daten aufzudecken, auf deren Basis gezielt gesteuert werden kann“, konstatierte der Mathematiker, Digitalisierungs-Experte und Lehrbeauftragte Lukas Nolte jüngst im Gespräch mit VWheute.

„Während das Potenzial somit immens ist, hat die Branche Nachholbedarf beim Verständnis von künstlicher Intelligenz. Es ist wichtig, sich mit diesen Technologien auseinanderzusetzen, damit fundiert darüber entschieden werden kann, an welchen Stellen im Unternehmen künstliche Intelligenz die größten Mehrwerte generieren kann – denn Technologie der Technologie willen einzusetzen ist nicht nur nicht zielführend, sondern kann im schlimmsten Fall ein negatives Sentiment gegenüber künstlicher Intelligenz implementieren oder dieses festigen“, so Nolte weiter.

Autor: VW-Redaktion

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