Lebensversicherung: Banken haben im Neugeschäft die Nase vorn

Frankfurt am Main. Quelle: Pixabay.

Die Lebensversicherer haben 2019 besonders vom Neugeschäft über die Banken profitiert. Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson betrugen die Einnahmen aus neu eingelösten Versicherungsscheinen (ohne Erhöhungssummen) insgesamt 6,6 Mrd. Euro nach APE.

Damit verzeichneten die Lebensversicherer im letzten Jahr fast eine Milliarde Euro mehr Neugeschäft als 2018. Die Analysten von WTW führen dies vor allem auf das wachsende Geschäft mit Einmalbeiträgen zurück, von dem die Banken besonders profitieren. So stieg das Neugeschäft aus laufenden Beiträgen 2019 um rund zehn Prozent auf 3,8 Mrd. Euro und jenes aus Einmalbeiträgen um 31 Prozent auf 27,4 Mrd. Euro.

In der Gesamtbetrachtung von laufenden und Einmalbeiträgen blieben Einfirmenvermittler der führende Vertriebsweg: Sie hatten einen Neugeschäftsanteil von 32 Prozent, gefolgt von den Banken (30,6 Prozent) sowie der Gruppe der Makler und Mehrfachagenten (30 Prozent). Blickt man nur auf das Einmalbeitragsgeschäft, erzielten die Banken mit 45,2 Prozent den Löwenanteil im Neugeschäft. Mit weitem Abstand folgen Makler und Mehrfachagenten (24,2 Prozent) sowie die Einfirmenvermittler (23 Prozent).

„Der Zuwachs der Banken ist auf ihren sehr guten Kundenzugang zurückzuführen. Sie haben den besseren Einblick in die Finanzsituation ihrer Kunden und den Verkauf von Produkten gegen Einmalbeitrag in den vergangenen Jahren erfolgreich ausgebaut.“

Henning Maaß, Director Insurance Management Consulting bei Willis Towers Watson in Deutschland

Zwar haben die Einfirmenvermittler als auch die Makler und Mehrfachagenten Anteile an Banken verloren, heißt es in der 21. Vertriebswege-Studie Lebensversicherung weiter. Dennoch konnten sie, absolut betrachtet, ebenfalls ihr Neugeschäft signifikant steigern: Bei laufenden Beiträgen um elf Prozent (Einfirmenvermittler) und zehn Prozent (Makler und Mehrfachagenten) und bei Einmalbeiträgen um 24 Prozent (Einfirmenvermittler) und 25 Prozent (Makler und Mehrfachagenten).

Dabei haben vor allem die größeren Lebensversicherer besonders vom Wachstum Neugeschäft profitiert, die einen immer größeren Teil des Geschäfts auf sich vereinen. So haben die Top Ten der Lebensversicherer laut Studie ihren Anteil auf 63 Prozent (Vorjahr: 61 Prozent) ausgebaut. Fasst man die Einzelunternehmen zu Versicherungsgruppen zusammen, erzielten die Top 10 der Gruppen sogar 77 Prozent (Vorjahr: 76 Prozent).

„Auch wenn die Konzentration nur langsam vonstattengeht, lässt sich dennoch erkennen, dass die Marktführer ihren Anteil kontinuierlich ausbauen. Der Platz für die mittelgroßen bis kleinen Lebensversicherer wird kleiner. Sie müssen sich mehr fokussieren.“

Henning Maaß, Director Insurance Management Consulting bei Willis Towers Watson in Deutschland

Laut Willis Towers Watson werde Bedarf an Altersvorsorgeprodukten auch 2020 und darüber hinaus weiter bestehen. Dabei werde sich der Trend zu Produkten mit geringeren Garantien nun deutlich beschleunigen. Auch fondsgebundene Angebote ohne Garantien würden wieder an Bedeutung gewinnen.

„Allerdings stellt die Corona-Krise mit ihren Auswirkungen auf den Kapital- und Zinsmarkt für die Versicherer eine große Herausforderung dar. Durch die zunehmend hohe Verschuldung vieler Staaten bleiben die Zinsen wohl noch sehr lange auf Rekordniedrigniveau, sodass es immer schwieriger wird, Garantien über null Prozent zu bieten“, erläutert Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson in Deutschland.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

4 × 3 =