Versicherer und Landwirte fordern staatliche Förderung für Mehrgefahrenversicherung

Quelle: Bild von FelixMittermeier auf Pixabay

Die anhaltende Trockenheit in Deutschland macht sich erneut in der Erntebilanz der Landwirte bemerkbar. So bleibt die Getreideernte 2020 mit voraussichtlich 42,4 Millionen Tonnen um knapp fünf Prozent hinter dem Durchschnitt. Die Landwirte fordern erneut einen staatlichen Zuschuss für eine Mehrgefahrenversicherung – und bekommen Unterstützung von den Versicherern.

So pocht der Deutsche Bauernverband auf Einführung einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung, damit sich Landwirte gegen die Folgen des Klimawandels absichern können. Dafür brauche es aber eine Anschubfinanzierung von Bund und Ländern von jährlich 400 bis 500 Mio. Euro mindestens für die ersten drei Jahre, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Dienstag bei der Vorstellung der Erntebilanz 2020. Allerdings soll eine entsprechende Versicherung für die Landwirte freiwillig sein und das Risiko durch extreme Wetterlagen reduzieren.

„Die diesjährige Getreideernte fällt insgesamt zum wiederholten Male unterdurchschnittlich aus, mit extremen regionalen Unterschieden. Das Jahr 2020 war vielerorts das dritte, durch Wetterextreme geprägte Jahr, was einige Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Wir brauchen deshalb dringend eine Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch staatlich unterstützte Mehrgefahrenversicherungen und die Einführung einer steuerlichen Gewinnrücklage.“

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes

Entsprechende Unterstützung erhalten die deutschen Landwirte vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Angesichts zunehmender Dürreperioden fordert der Verband einen staatlichen Zuschuss der Landwirtschaftlichen Mehrgefahrenversicherung als Hilfe für die Bauern. Bislang seien erst etwa 0,02 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche in Deutschland gegen Dürre versichert.

„Bei einer entsprechenden staatlichen Unterstützung wären die Versicherer in der Lage, auch eine erhöhte Nachfrage an Mehrgefahrenversicherungen zu bedienen.“

Jörg Asmussen, Mitglied der GDV-Geschäftsführung

Dabei zähle Trockenheit laut GDV zu den sogenannten Kumulrisiken: Sie kann mehrere Regionen gleichzeitig treffen und somit zu hohen Schäden führen, was sich auf den Preis der Policen auswirkt. „Um Dürreschäden abdecken zu können, sind die Prämien und Selbstbehalte für den Versicherungsschutz entsprechend hoch und für Landwirte preislich kaum erschwinglich“, konstatiert Jörg Asmussen, Mitglied der GDV-Geschäftsführung.

Quelle: GDV

So hält der Verband eine Förderung wie in anderen EU-Staaten für nötig, um Dürreabsicherungen stärker zu etablieren. Frankreich, Italien, Spanien, Polen oder die Niederlande bezuschussen die Prämien mit bis zu 70 Prozent. Laut GDV-Musterrechnungen müsste hierzulande ein Betrieb mit 50 Hektar Fläche etwa 2.000 Euro pro Jahr weniger für eine Mehrgefahrenversicherung bezahlen, wenn der Staat die Hälfte des Beitrags übernehmen würde.

Dabei wäre der Anreiz zum Abschluss einer Police verglichen mit der jüngsten Steuersenkung erheblich größer. Die Bundesregierung hatte im Februar die Versicherungssteuer für die Gefahr „Trockenheit“ von 19 Prozent des Versicherungsbeitrags auf 0,03 Prozent der Versicherungssumme gesenkt. Für den Musterbetrieb mit 50 Hektar ist die Police damit um 300 Euro günstiger geworden, so der Verband. Dies reiche allerdings nicht aus, um eine Mehrgefahrenversicherung für Landwirte attraktiv zu machen.

Autor: VW-Redaktion

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