Wohl keine Covid-Versicherung für Eurodisney-Eröffnung

Eurodisney vor der Corona-Krise. Bild von Philip Base auf Pixabay

Während einer Epidemie ein Selfie mit Goofy? Heute eröffnet Eurodisney in Paris seine Tore, während der Bruder in Hongkong wegen einer erneuten Corona-Welle wieder schließen muss. Disney wagt den Tanz auf der Rasierklinge, auch weil der Unternehmensgigant in der Krise Milliarden verlor. Die Wiedereröffnung ist auch eine Frage der Absicherung.

Ein Unterhaltungskonzern der Größe Disneys lebt von einer Vielzahl von Geschäften, zentral sind die Filmproduktion, Merchandise und das Betreiben der Themenparks, die sich in guten Zeiten gegenseitig verstärken. Während einer Pandemie liegen diese Geschäftsfelder allerdings weitgehend brach, was sich finanziell bemerkbar macht.

Die Quartalszahlen fielen ins Bodenlose, wie die NY Times im Mai meldete: „Profit in the most recent quarter, the second in Disney’s fiscal year, totaled $475 million, down 91 percent from $5.43 billion in the same period a year earlier“. „Unser Geschäft ist massiv beeinträchtigt“, erklärte kurz darauf Disney-CEO Bob Chapek.

Unsicherheit überall

Das Problem des Konzerns ist aber trotz der horrenden Verluste nicht die Gegenwart, sondern die unklare Zukunft, wie das Beispiel Hong Kong Disneyland zeigt. Der Park wird ab heute „vorübergehend“ geschlossen, nachdem in der Stadt die Zahlen der Corona-Infizierten anstieg. Das Ressort wurde nach einer ersten Schließung im Laufe des Jahres erst im Juni wiedereröffnet, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet. Weitere Parks in Asien wie in Tokyo und Shanghai bleiben geöffnet.

Die vier Parks in Disney World in Florida, ein Bundestaat mit vielen Coronafällen und ansteigenden Infektionszahlen, wurden stufenweise geöffnet. Der Magic Kingdom Park und Disney’s Animal Kingdom Theme Park sind bereits wieder besuchbar, EPCOT und Disney’s Hollywood Studios eröffnen heute.

Zeitgleich ist Disney in Florida Gastgeber für die Playoffs der Basketball-Liga NBA, die unter Quarantäne und ohne Zuschauer in den kommenden Wochen ihren Meister ausspielen. Der Quarantäne-Spaß, „Bubble“ genannt, ist der Liga 150 Millionen US-Dollar wert.

In dieser gespannten Corona-Atmosphäre eröffnet nun auch Euro-Disney vor den Toren Paris, ebenfalls ein Ort, der alles andere als covidfrei ist. „Die Ausbreitung von COVID-19 führt auch in Frankreich weiterhin zu Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr und Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens“, schreibt das Auswärtige Amt aktuell.

Das Management von Eurodisney versichert zwar, dass aller behördlichen Vorgaben und Hygieneregeln eingehalten werden, doch ist jedes Konzept nur so gut wie die Besucher. Was passiert, wenn Menschen Regeln kollektiv missachten, kann derzeit auf Mallorca besichtigt werden.

Eine erneute Schließung würde Disney empfindlich treffen. Eine Absicherung ist derzeit kaum möglich. „In der Regel gibt es Sach- und Haftpflichtversicherungen. Manche Parks fragen auch spezielle Ausfalldeckungen an, die die Schließung wegen Terrorrisiken, nationalen Trauerakten oder höherer Gewalt abdecken würden. Bis vor der Coronakrise konnte theoretisch auch ein Ausbruch von übertragbaren Krankheiten mitversichert werden“, erklärt der Allianz-Spezialversicherer AGCS.

Generell ist zu beobachten, dass die gesamte Versicherungsbranche derzeit keine Deckung für Covid-19-Risiken in neuen Policen geben wird. Ebenfalls ist damit zu rechnen, dass der Besucheransturm sich während Covid-19 in Grenzen halten dürfte. Die Versicherungswelt kann (Euro-) Disney nicht helfen, das Geschäft wird auf eigene Gefahr vollzogen.

Autor: Maximilian Volz

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