Vantik-Gründer Til Klein im Interview: „Intransparenz traditioneller Altersvorsorge schreckt junge Menschen ab“

Vantik-Gründer Til Klein. Quelle: Unternehmen.

„Vantik soll zum Cockpit für die gesamte Altersvorsorgestrategie der Nutzer werden“, erklärt Til Klein, Gründer und CEO der Vantik GmbH. Solche und ähnliche Sätze können aus Start-ups oft gehört werden, doch Klein zeigt im Gespräch Gründe auf, die für das Vatik-Geschäftsmodell sprechen. Welche das sind, warum Lebensversicherungen starr, unzeitgemäß und veraltet sind, erklärt er im Exklusivinterview.

VWheute: Erklären Sie bitte, wer oder was ist Vantik und wie wollen Sie die Altersvorsorge verbessern?

Til Klein: Um langfristige Ziele zu erreichen, muss man seine Gewohnheiten umstellen bzw. neue aufbauen. Das gilt für den Sport genauso wie für die Altersvorsorge. Vantik hilft Menschen, nachhaltige Spargewohnheiten fürs Alter aufzubauen. Was Freeletics für den Sport ist, ist Vantik für die Altersvorsorge. Wie beim Sport ist auch bei der Altersvorsorge aller Anfang schwer. Daher geht es erstmal darum, den Start so niedrigschwellig und einfach wie möglich zu machen. Danach gilt es, positiv zu motivieren, dran zu bleiben bzw. sich sukzessive zu verbessern – in unserem Fall also mehr zu sparen. Wenn man so will, ist Vantik also der Coach für die finanzielle Fitness.

VWheute: Wie kamen Sie auf die Idee? Erzählen Sie ein wenig von der Entstehung von Vantik.

Til Klein: Ich habe in der eigenen Familie gesehen, was passiert, wenn man sich nicht um die Altersvorsorge kümmert. Mein Vater war Unternehmer und für ihn war die Firma immer die Altersvorsorge. Als mein Vater verstorben ist, stand meine Mutter plötzlich ohne Altersvorsorge da. Dadurch habe ich mich viel damit beschäftigt, wie es so weit kommen konnte. Das war für mich auch eine Motivation, später selbst in die Finanzwelt einzusteigen. Dort konnte ich dann direkt erleben, wie die Finanzbranche an den Bedürfnissen der Kunden vorbeiagiert. In der Altersvorsorge ist die Diskrepanz zwischen Kundenbedürfnissen und Produktangebot besonders groß. Die traditionellen Altersvorsorgeprodukte sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Diese Situation, in der es einen riesigen Bedarf, aber bisher keine befriedigende Lösung gibt, ist die perfekte Voraussetzung für ein neues Startup.

VWheute: Was ist bei Ihrem Produkt besser als bei einer Absicherung via Lebensversicherung?

Til Klein: Die Komplexität und Intransparenz traditioneller Altersvorsorgeprodukte schreckt viele junge Menschen ab. Die Generation der Millennials ist es gewohnt, ihr Leben ganz einfach selbst mithilfe des Internets zu organisieren. Beim Thema Altersvorsorge prallen da zwei Welten aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Dadurch geben viele junge Menschen beim Thema Altersvorsorge frustriert wieder auf. Deshalb gehen wir ganz anders an die Sache heran: Statt Finanz- und Juristendeutsch sprechen wir die Sprache unsere Kund*innen. Statt langfristiger Verträge können unsere Kund*innen Vantik einfach mal unverbindlich ausprobieren. Statt Papierberge zu produzieren, kann alles ganz einfach online von zu Hause aus erledigt werden.

Außerdem sind Lebensversicherungen zu einer Zeit konzipiert worden, als Lebensläufe weitestgehend linear verlaufen sind, und daher entsprechend starr. Das entspricht nicht mehr der heutigen Lebens- und Arbeitswelt. Die Menschen suchen eine Altersvorsorge, die sie ganz einfach und flexibel an ihre sich verändernden Bedürfnisse anpassen können. Die Smartphone-App wird damit zum Cockpit, mit dem man seine Spargewohnheiten ganz einfach und flexibel managen kann. Je nach Lebensphase kann die Sparrate mit einem Klick erhöht oder gesenkt oder pausiert werden. Auch Auszahlungen sind zwischendurch möglich. Dass die Menschen damit verantwortungsvoll umgehen können, haben wir sehr eindrücklich in der Krise gesehen, in der unsere Kund*innen ihr Geld eben nicht abgezogen haben. Altersvorsorge ist eben kein “Set it and forget it”-Produkt, sondern ein High-Engagement-Produkt. 

VWheute: Legen Sie Wert auf Themen wie Nachhaltigkeit und sind Onlineangebote die Zukunft der Altersvorsorge?

Til Klein: Ja und ja! Wie soll eine lebenswerte Zukunft aussehen, wenn zur Altersvorsorge in Rüstungsindustrie oder in Regenwaldrodungen investiert wird? Bei Vantik berücksichtigen wir daher Nachhaltigkeitskriterien bei unseren Investitionsentscheidungen. Dass wir damit einen Nerv treffen, zeigt eine repräsentative Umfrage, demzufolge 48 Prozent der Deutschen auf eine nachhaltige Altersvorsorge setzen wollen. Mangels eines breiten Angebotsspektrums oder Preisdiskriminierung ist es aber schwer für sie, diesem Ideal gerecht zu werden. Hier muss die Branche unbedingt umdenken!

Schon heute nutzen junge Menschen ihr Smartphone als Hub für die Organisation ihres Lebens. Da ist es nur logisch, wenn neben Mobile Banking und Payment auch die mobile Altersvorsorge tritt. Mit Vantik wollen wir dieses Bedürfnis befriedigen und zusätzlich durch Transparenz und Flexibilität dafür sorgen, dass sich die Altersvorsorge den Lebensumständen anpasst – und nicht andersrum.

VWheute: Was sind Ihre Ziele für 2020?

Til Klein: Wir wollen noch mehr Menschen davon überzeugen, dass Altersvorsorge kein Schreckensthema ist und sie mit weiteren Features begeistern. Vantik soll zum Cockpit für die gesamte Altersvorsorgestrategie der Nutzer*innen werden. Außerdem wollen wir – wenn nächstes Jahr die „Europarente“ kommt – unser Produkt noch internationaler ausrichten.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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