„2020 an das Virus verloren“: Allianz prognostiziert düsteres Versicherungsjahr
Die Corona-Krise dürfte in diesem Jahr für einen erheblichen Einbruch der weltweiten Versicherungsprämien führen. So rechnet die Allianz mit einem weltweiten Rückgang der Beitragseinnahmen um 3,8 Prozent. In Westeuropa dürfte der Einbruch mit einem Minus von 4,7 Prozent noch deutlicher ausfallen. Verglichen mit dem erwarteten Trend vor Corona „fehlen“ damit Prämieneinnahmen von rund 360 Mrd. Euro.
Zum Vergleich: 2019 stiegen die globalen Versicherungsprämien um 4,4 Prozent auf 3,906 Mrd. Euro und verzeichneten damit den stärksten Zuwachs in vier Jahren, konstatiert die Allianz in ihrem aktuellen Global Insurance Report. Westeuropa wuchs demnach nur geringfügig schwächer (plus 4,3 Prozent). Die Prämieneinnahmen stiegen auf 1.063 Mrd. Euro. Drei Viertel davon wurden in den „Großen Vier“ (Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien) gezeichnet.
„2020 ist an das Virus verloren, darüber bestehen keine Zweifel mehr. Interessanter ist die Frage, was danach kommt. Wir sehen insbesondere drei Trends, die durch Covid-19 deutlich an Schärfe gewinnen werden: Die Digitalisierung des Geschäftsmodells, die Hinwendung nach Asien und die wachsende Bedeutung von ESG-Faktoren. Asiatische Versicherer sind in der Technologie führend, europäische Anbieter haben bei ESG die Nase vorne. Aber die Vorherrschaft im globalen Versicherungsmarkt wird sich in Asien entscheiden – asiatische Haushalte werden die globale Nachfrage nach Versicherungen maßgeblich treiben.“
Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz
So verzeichnete Westeuropa verzeichnete 2019 ein Prämienwachstum von 4,3 Prozent, gegenüber 3,8 Prozent im Jahr zuvor. Beide Segmente, sowohl Leben als auch Sach, trugen dabei zum Wachstum bei, so die Allianz. Allerdings lag der Anstieg in Leben mit 5,1 Prozent erst das zweite Mal seit der Finanzkrise über der Fünf-Prozent-Marke, während Sach um 2,5 Prozent zulegte (2018: 3,5 Prozent).
Für 2020 rechnet die Allianz jedoch mit einem deutlichen Rückgang von 4,7 Prozent (Leben: minus 4,8 Prozent – Sach: minus 4,5 Prozent), da die Region eine der weltweit am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen ist. Die langfristigen Aussichten sehen laut Allianz aber etwas besser aus.
So werde die Region 2021 wieder zum Wachstum zurückkehren. 2022 dürfte wieder das Prämienniveau aus Vor-Corona-Zeiten erreicht werden. Bis 2030 dürfte die jährliche durchschnittliche Wachstumsrate bei 2,2 Prozent liegen und damit etwas über den Wert der Vordekade. Leben- und Sachgeschäft sollten dabei ungefähr im selben Tempo wachsen, prognostiziert die Allianz.
Für Deutschland rechnet der Versicherungskonzern mit einem Rückgang von 4,9 Prozent (Leben: minus 4,7 Prozent, Sach: minus 5,2 Prozent) sinken. Auf den Einbruch folge allerdings eine schnelle Erholung im Jahr 2021, mit einem Wachstum von 2,7 Prozent. 2022 sollte laut Allianz wieder das Prämienvolumen der Vor-Corona-Zeit erreicht werden. Über die gesamte Dekade dürfte Deutschland ein durchschnittliches Wachstum von 1,9 Prozent pro Jahr erreichen.
„Nach dem herausfordernden Jahrzehnt, das auf die Finanzkrise folgte, erwies sich die schlachterprobte europäische Versicherungsindustrie erstaunlich widerstandsfähig in der Pandemie. Der Ausblick dagegen ist weniger ermutigend. Wie in anderen Bereichen fällt Europa weiter hinter die USA und insbesondere Asien zurück. Noch kurz vor der Finanzkrise lag Europas Weltmarktanteil etwa gleichauf mit dem der USA – und weit vor dem Asiens. Am Ende dieser Dekade wird Europa sechs Prozentpunkte hinter den USA und 15 hinter Asien liegen. Covid-19 solle als Weckruf verstanden werden, dass Europa endlich sein Potenzial für höheres und inklusiveres Wachstum ausschöpft“, erläutert Patricia Pelayo Romero, Co-Autorin des Reports.
Atradius rechnet für 2020 mit weltweiter Rezession
Der Kreditversicherer Atradius rechnet für 2020 mit der größten Rezession seit 40 Jahren. Für nahezu jedes Land gehen die Experten daher für 2020 von negativem Wirtschaftswachstum aus. Durch international verwobene Lieferketten wird die Rezession die ganze Welt betreffen und den Welthandel insgesamt voraussichtlich um 15 % schrumpfen lassen.
Eine robuste wirtschaftliche Erholung für 2021 sei laut Analysten zwar möglich, hänge aber in ihrer Schnelligkeit und Tiefe erheblich von der Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen ab. Der wirtschaftliche Preis der gezahlt werden muss, wird angesichts der derzeitigen Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte, die anzunehmende Zahl der Unternehmensinsolvenzen sowie die Finanzhaushalte der Länder weltweit hoch sein. Global schnüren Regierungen umfangreiche Finanzpakete und lockern ihre Geldpolitik, um die Rezession zu entschärfen, so der Kreditversicherer.
„Die weltweiten Lockdowns waren unabdingbar um die Corona-Pandemie einzudämmen, allerdings hatten sie enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Wenn diese Maßnahmen jedoch wirksam und erfolgreich sind, werden sie uns in die Lage versetzen, schnell wieder auf den Wachstumskurs zurückzukehren. Für Unternehmen ist es derzeit besonders wichtig, vermehrt das Augenmerk auf ihr Kreditmanagement zu richten und diese Prozesse zu optimieren, um weiterhin erfolgreich Geschäfte zu machen“, so Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius.
Autor: VW-Redaktion
Na, das ist doch eine willkommene Nachricht um demnächst Mitarbeiter zu entlassen, aber den Aktionären trotzdem Dividenden zu zahlen