Assekurata: Lockdown trifft Industrie- und Gewerbeversicherer mit voller Wucht

Quelle: Bild von Ralf Vetterle auf Pixabay

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden in diesem Jahr deutliche Spuren in der Schadenbilanz der Kompositversicherer hinterlassen. Ertragsseitig dürften die Folgen im Geschäftsjahr 2020 für die Branche hingegen weniger gravierend sein. Dies geht aus einem aktuellen Marktausblick der Ratingagentur Assekurata für die Schaden- und Unfallversicherer hervor.

Allerdings seien die Auswirkungen von Corona branchenweit sehr differenziert zu betrachten. Zunächst dürfte das Neugeschäft in Zeiten der strikten Kontaktbeschränkungen über alle Zweige deutlich eingebrochen sein, heißt es bei Assekurata. Einzig in der Cyberversicherung habe das Neugeschäft in dieser Zeit spürbar angezogen.

„Die wenigsten Leute werden sich in diesen Zeiten Gedanken über den Versicherungsschutz gemacht haben. Hier hat die massive Ausweitung der mobilen Arbeit dafür gesorgt, dass sich viele Unternehmen stärker mit ihren IT-Risiken auseinandergesetzt und sich zeitnah einen Versicherungsschutz zugelegt haben“, erläutert Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH und Autor der Untersuchung.

Schaden-/Unfallversicherer verbuchen 2019 erneut einen versicherungstechnischen Gewinn

Durch den Rückgang der Elementarschäden haben die deutschen Schaden-/Unfallversicherer im Geschäftsjahr 2019 laut Assekurata erneut einen versicherungstechnischen Gewinn verbuchen konnten. Dieser fiel mit 4,7 Mrd. Euro sogar nochmals besser aus als im Vorjahr (2018: 4,1 Mrd. Euro). Auch bei den Beitragseinnahmen legten die Kompositversicherer um 3,2 Prozent auf mittlerweile 72,9 Mrd. Euro (2018: 70,7 Mrd. Euro) zu.

Die Versicherungsleistungen stiegen 2019 im Vergleich zum Vorjahr moderat auf 53,3 Mrd. Euro (2018: 52,5 Mrd.). Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote sank von 94,1 Prozent auf rund 93 Prozent, was gerade im Vergleich zum Mehrjahresdurchschnitt von 2010 bis 2019 (96,3 Prozent) einen sehr guten Wert darstelle, heißt es im aktuellen Marktkaufblick.

Mit Blick auf die Schadenbelastung rechnet Assekurata damit, dass neben der Betriebsschließungs- und der Kreditversicherung besonders die Rechtsschutz- und die Veranstaltungsausfallversicherung von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen spürbar betroffen sein dürften. „Neben dem Bereich Arbeitsrecht wird es gerade auch auf dem Gebiet der Betriebsschließung zu einem Anstieg der Rechtsstreitigkeiten kommen“, vermutet Wittkamp. Absehbar sind darüber hinaus auch deutlich zunehmende Schäden im Bereich der D&O-Versicherung als Folge einer signifikant ansteigenden Zahl von Insolvenzen.

Positiv dürfte sich die Pandemie hingegen auf die Schadenbelastung erwartet er hingegen aufgrund der teilweise stark rückläufigen Zahlen von Verkehrs-, Sport- und Freizeitunfällen. Hierdurch profitierten vor allem Unfall-, Hausrat-, Privathaftpflicht- oder auch Kfz-Versicherer, glaubt Assekurata.

„Durch die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, nicht zuletzt infolge der Corona-Pandemie, dürfte die Mehrzahl der Versicherer jedoch ohnehin eine ertragsorientierte Zeichnungspolitik statt eines Unterbietungswettbewerbs anstreben.“

Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH

Daher werden nach Ansicht der Analysten vor allem der Sparten- und noch viel mehr der Kundenmix entscheidend dafür sein, wie die einzelnen Unternehmen sich 2020 infolge der Corona-Maßnahmen behaupten. Assekurata geht davon aus, dass Gesellschaften mit Schwerpunkten in Gewerbe und Industrie schwerer betroffen sind als Privatkundenversicherer.

„Auch unter der Annahme, dass bereits im dritten Quartal eine massive wirtschaftliche Erholung einsetzt, werden die wirtschaftlichen Spuren des Lockdowns am Jahresende deutlich zu erkennen sein. Selbst in diesem Falle rechnen wir nur mit einem äußerst geringen marktweiten Beitragswachstum. Realistischer erscheinen Szenarien, die am Ende auf kein beziehungsweise ein negatives Wachstum hinauslaufen“, glaubt Wittkamp.

„Die Zeiten neuer Rekordergebnisse sind zwar vorerst vorbei, aufgrund der positiven Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf Schäden und Provisionszahlungen rechnen wir allerdings nicht damit, dass ein großer Teil der Versicherer in die Verlustzone rutscht“, ergänzt der Assekurata-Experte.

Autor: VW-Redaktion

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