Gewerbeversicherung: Traditionelle Anbieter fallen durch
Ganze 74 Prozent der befragten Selbständigen und Freiberufler – vom klassischen Bürobetrieb bis hin zum Online-Händler oder Blogger – stellen den traditionellen Versicherungsunternehmen in Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus: Ihre Erwartungshaltung wird aus ihrem eigenen beruflichen Hintergrund gespeist. Warum die Anbieter oft durchfallen.
Die derzeit am Markt erhältlichen Gewerbeversicherungen seien noch nicht auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Berufsgruppe zugeschnitten und zudem mitunter sogar regelrecht intransparent. Für die Studie Fokus Selbständigkeit hat die mailo Versicherung AG zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Innofact mehr als 900 Freiberufler und Selbständige befragt.
Ironie des Schicksals: Die Makler und Versicherungsvertreter wissen eigentlich sehr genau, wo bei Freiberuflern und Selbständigen der Schuh drückt. 88 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr Versicherungsvertreter oder Makler gut oder sehr gut mit den Bedürfnissen der Selbständigen und Freiberufler auskenne.
Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Statista stieg die Zahl der Selbstständigen in freien Berufen in Deutschland von 514.000 im Jahr 1992 auf mehr als 1,4 Millionen im Jahr 2018. Freelancer fühlen sich aber nicht nur von den Versicherern stiefmütterlich behandelt. Kritik äußern die Selbständigen auch an den allgemeinen Rahmenbedingungen in Deutschland: 95 Prozent sind davon überzeugt, dass die Wirtschaftspolitik sich vor allem um große Unternehmen und Konzerne kümmert.
Modulare Produkte
Und neun von zehn sagen, dass die Bedeutung der Selbständigen und Freiberufler für den Standort Deutschland in der Öffentlichkeit zu wenig gewürdigt werde. Das schlägt sich laut der mailo-Studie auch in einer ausbordenden Bürokratie nieder. Und der „lästige Papierkram“ kostet Zeit: Jeder dritte Selbständige verbringt mindestens 20 Prozent seiner Arbeitszeit mit nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten.
Bei jedem Zehnten fressen Buchführung, Banking, Versicherungsangelegenheiten und Behördengänge sogar ein Drittel oder mehr der produktiven Zeit auf.
Eine Möglichkeit, wie Makler ihren Kunden zielgruppengerechte Lösungen zusammenstellen können, sind modulare Angebote. Diese können auch als White-Label-Produkte angelegt sein, um Maklern die Möglichkeit zu geben, ihre Expertise im Bereich Gewerbeversicherungen noch stärker herauszustellen. Die anpassbaren Policen können individuell auf Geschäftsmodelle, Umsatzgrößen und Absicherungsbedarfe zugeschnitten werden. Davon profitieren vor allem Freiberufler, die in neuen Berufsfeldern des E-Commerce oder der Social-Media-Welt aktiv sind.
Ihre Bedürfnisse werden von den klassischen Produkten bisher nur teilweise abgedeckt. Aber auch Selbständige in „etablierten“ Bereichen wie etwa der Gastronomie haben davon Vorteile. Ein weiteres Beispiel ist die Beraterpolice. So gibt es bei Unternehmensberatern viele Projekte, die ohne die richtige Versicherung nicht zustande kommen. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Vermögensschaden- bzw. Berufshaftpflicht, die vom Auftraggeber schlichtweg erwartet wird, bevor er ein Beratungsmandat vergibt.
Autor: Dr. Matthias Uebing, Gründer und COO mailo Versicherung AG
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