Chinas Versicherer entdecken die Raumfahrt für sich

Quelle: Bild von Jonny Lindner auf Pixabay

2014 hatte die chinesische Staatsführung der Privatwirtschaft erlaubt, in die Raumfahrt einzusteigen. Ende 2019 stieg die chinesische Trägerrakete „Langer Marsch 5“ erstmals erfolgreich ins All auf. Die ehrgeizigen Weltraumpläne Chinas haben nun auch die einheimischen Versicherer für sich entdeckt.

Am 19. August 2019 hob um 20 Uhr hon einem Weltraumbahnhof im chinesischen südwestlichen Xichang von insgesamt drei Startstationen Chinas eine Trägerrakete der Reihe „Langer Marsch 3b“ in den Himmel ab. Die Traglast war der Kommunikationssatellit Zhongxing 18. Der Satellit mit 40 Kanälen und einer Bandbreite von insgesamt 30 Gb soll in Verbindung mit der bereits in Betrieb befindlichen Zhongxing 16 das ganze Territorium Chinas und Teile Südostasiens abdecken.

Eigentlich sollte der Satellit auf die geostationäre Bahn auf einer Höhe von etwa 35.800 Kilometern über der Erde nach 25 Minuten stellte sich schnell heraus, dass die Kommunikation mit den Bodenstationen nicht klappte. Nach vergeblichen Rettungsbemühungen mehr als zwei Monate hatte die China Satellite Communications Co. Ltd. (China Satcom) den Flugkörper im November endgültig aufgegeben und offiziell den Fehlschlag verkündet. Die Ursache soll darin liegen, dass sich die Photovoltaikplanen nicht wie vorgesehen entfalten konnten.

Das ganze Projekt war für 260 Mio. Dollar durch den führenden Sachversicherer Chinas, die PICC, versichert. Allein der Satellite Zhongxing 18 hat umgerechnet 216 Mio. Dollar gekostet. Anfang Januar 2020 gab der Projektträger China Satcom bekannt, dass das Unternehmen eine Versicherungsschutz über 250 Mio. Dollar abgeschlossen hat. Berichten zufolge soll die ausgezahlte Summe unter der Aufsicht von bürgenden Institutionen und Banken für den Bau eines Ersatzsatelliten verwendet werden.

In China wird die Raketenreihe „Langer Marsch“ von der PICC und der Pacific Insurance versichert und zum größten Teil von internationalen, beteiligten Versicherern mitversichert. Neben dem Hauptversicherer PICC gibt es auch ein Konsortium für die Satelliten-Versicherung.

Chinesisches Versicherungskonsortium soll Raumfahrt unabhängiger vom Ausland machen

Das Konsortium, bestehend aus neun großen Sachversicherern wie Ping An, Huatai und China Re, wurde nach einigen fehlgeschlagenen Raketenstarten in 1996 unter der Führung von der chinesischen Zentralbank und dem Finanzministerium ins Leben gerufen. Damit soll die chinesische Raumfahrt unabhängiger von ausländischen Versicherern werden. Das Konsortium soll nach den Vorgaben der Regierung zum Schluss auf eine Reserve für Schadensleistung von umgerechnet 325 Mio. Euro kommen.

Seit drei Jahren treten immer mehr private Raumfahrtunternehmen in China auf den Markt. Mehr als 140 nichtstaatliche, emporstrebende Player rücken ins Blickfeld. Einige davon haben bereits erfolgreich Raketen und Satelliten gestartet, allerdings auch begleitet von Fehlschlägen. Der Markteintritt der Privatunternehmen hat dabei auch den Versicherungsmarkt für Raumfahrt neue Impulse gegeben.

2019 wurde in der Stadt Xian ein Forschungsinstitut für die Versicherung kommerzieller Raumfahrt unter der Führung von PICC und einer privaten Raumfahrtfirma gegründet. Mehrere große chinesische Versicherer und Raumfahrtexperten zählen dabei zu den Gründungsmitgliedern.

Auf der Konferenz „Nutzung von Satelliten in China“ im Oktober 2019 in Peking haben mehrere Player aus den Branchen Versicherung und Raumfahrt die Zusammenarbeit verkündet und überboten sich dabei gegenseitig bei den angebotenen Leistungen. Die Branchenexperten rechnen für die kommenden Jahre mit einem riesigen Entwicklungspotential für den Versicherungsmarkt auf dem Gebiet der kommerziellen Raumfahrt.

Autor: Heng Yan

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