D&O: Millionenforderung nach Insolvenz eines Herrenausstatters legt Probleme offen

D&O-Fälle mit Millionenforderungen drohen den Führungskräften auch nach dem Jahreswechsel. Quelle: Bild von Free-Photos auf Pixabay

Die D&O ist für die Branche kein Verlustgeschäft, es ist ein Fass ohne Boden. Kürzlich veröffentlichte der GDV die Zahlen der Branche, für 100 eingenommene Euros werden 113 allein für Schäden aufgewendet, die Kosten kommen noch dazu. Der Fall des Herrenausstatters Bäumler in Ingolstadt zeigt die Probleme der Branche, der Versicherer wird zur Schuldentilgung in Millionenhöhe genötigt und hat praktisch keine Chance.

Vor zehn Jahren brach der Ingolstädter Herrenausstatter Bäumler geschäftlich zusammen, die Prozesse laufen seit sieben Jahren, wie der Donaukurier meldet. Das ist das erste Problem der Directors-and-Officers-Versicherung (D&O), die Prozesse ziehen sich über Jahre, was die Kosten treibt, wie auch das VWheuteSCHLAGLICHT kürzlich thematisierte.

Im Fall Bäumler geht es darum, ob die damaligen Geschäftsführer des Unternehmens, Sanjiv Singh und Richard Lohner, die Insolvenz verschleppten. Der eingesetzte Insolvenzverwalter, Martin Prager, ist dieser Meinung und möchte von den Geschäftsführern Schadenersatz in Höhe von 4,65 Mio. Euro.

Da auch dem Insolvenzverwalter klar ist, dass die Beiden nicht mal eben Millionen parat haben, richtet sich die Klage an den D&O-Versicherer der Beiden. Das ist ein geläufiges Verfahren in solchen Prozessen und ein zweites Problem für die D&O-Branche.  

Kein Ausweg für den Versicherer

Die Forderungen werden in solchen Fällen bewusst hoch angesetzt, realistisch angestrebt wird eine Einigung in der Mitte, wie auch in diesem Fall. Der Richter empfahl den Parteien eine gütliche Einigung, der Insolvenzverwalter reduzierte daraufhin seine Forderung auf zwei Millionen, die Versicherung bot 500.000, wohl auch, um den Falls schließen zu können.  

So oder so wird die D&O-Versicherung zahlen müssen und mit den Gerichtskosten in Verbindung mit eingesetzter Manpower kostentechnisch deutlich im Millionenbereich landen. Ein solcher Schaden ist nicht über die Beiträge zu decken und damit das dritte Problem der Branche. Zu viele Fälle und zu hohe Kosten sind der Grund für die oben beschriebene Diskrepanz zwischen Einnahmen und Kosten.

Der Fall Bäumler bleibt auf jeden Fall spannend, denn trotz eines vorliegenden Sachverständigengutachtens sei die Sache „bei Weitem noch nicht entscheidungsreif“. Beispielsweise verschwanden aus dem vierten Stock der Bäumler-Firmenzentrale dutzende Aktenordner, auf die der Insolvenzverwalter „schon die Hand drauf hatte“. Der Prozess wird also weitergehen und die Kostenuhr weiter ticken.

Autor: VW-Redaktion