Unübersichtliche Geldmärkte und zerstrittene EZB

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Ja, das Jahr 2019 ist hektisch. Der (beinahe) Wirtschaftskrieg zwischen China und USA, Brexit, Rezensionsängste hierzulande und mittendrin die EZB. Selbst das Investmenthaus Feri weiß die Situation nicht recht einzuordnen. Bei der EZB ist derweil Feuer im Haus, was nicht nur am Wechsel an der Spitze liegt.

So kunterbunt wie in diesen Tagen war die Lage an den Finanzmärkten schon lange nicht mehr, schreibt Feri. Die nach wie vor schwachen Fundamentaldaten weisen auf anhaltende Risiken hin. Auf der anderen Seite nähren die Hinweise auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine verstärkt expansive Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken die Hoffnung auf eine Umkehr der fundamentalen Negativdynamik. Das mache es für Investoren im Moment besonders schwer, die weitere Richtung der Märkte zu bestimmen.

EZB sucht Sinn und sich selbst

Von der Geldpolitik kommt laut dem Investmenthaus neue Unterstützung. Die EZB habe erwartungsgemäß eine neue Runde monetärer Lockerung eingeleitet und damit das Nullzins-Regime in Europa „für längere Zeit verankert“. Dennoch erscheinen sowohl die Notwendigkeit als auch die Wirkung dieser abermals verschärften Quantitativen Lockerung fraglich.

Dem stimmt Isabel Schnabel zu. Die Professorin für Finanzmarktökonomie an der Universität Bonn und Wirtschaftsweise erklärt, angesprochen auf den Anleihekauf, gegenüber dem Handelsblatt: „Nach meiner Einschätzung wäre es in diesem Umfang zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig gewesen. Es droht bislang keine wirtschaftliche Abwärtsspirale.“

Vor genereller Kritik an der EZB warnt Schnabel. Natürlich könne man über einzelne Maßnahmen der EZB streiten, doch es sei gefährlich, dass Politiker, Journalisten und Banker erklären, die EZB stehle den deutschen Sparern ihr Geld. „So etwas rächt sich irgendwann, selbst wenn es in der Öffentlichkeit derzeit gut ankommt.“

Die Lockerung und den Ankauf der monatlichen Anleihezukäufen von 20 Milliarden Euro ist nicht nur extern, sondern auch innerhalb des europäischen Gremiums ein Streitpunkt. Der EZB-Rat ist so zerstritten wie schon lange nicht mehr, schreibt die FAZ.  Die drei Notenbankchefs aus Deutschland, Niederlande und Österreich übten heftige und ausdrückliche Kritik an den Anleiheankäufen. Die Senkung der Zinsen sei dagegen weitestgehend auf Zustimmung gestoßen. Aller Ansicht nach wird Lagarde nach ihren bisherigen Äußerungen Draghis Linie folgen. Für die Versicherer und folglich die Anleger bedeutet das, der eh schon eng sitzende Zinsgürtel wird weiter angezogen.

Autor: VW-Redaktion