Nachhaltiger Vertrieb: Viel Bewegung, wenige Richtwerte
Mit dem EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums wurde ein umfangreiches
Maßnahmenpaket angestoßen, das den Kapitalmarkt mithilfe regulatorischer Eingriffe dazu anhalten soll,
den Umbau der europäischen Wirtschaft zu unterstützen. Ein Gastbeitrag von Tim Biskop.
Neben den prominent diskutierten Verordnungen zur EU-Taxonomie und den Offenlegungs- bzw. Transparenzpflichten wurde ebenfalls eine IDD-Änderungsverordnung verabschiedet. Sie verankert Nachhaltigkeitsaspekte zum zweiten August im Versicherungsvertrieb, wobei eine mögliche Verschiebung dieser Frist abzuwarten bleibt, auf die jedoch nicht spekuliert werden sollte.
Denn zur praktischen Umsetzung der neuen Vorgaben eröffnen sich mehrere nicht vollständig ausgeleuchtete Themen- und Handlungsfelder, deren Konkretisierung zeitintensiv ist und entsprechenden Vorlauf benötigt. Ihre fort folgende Identifikation bietet einen Überblick für Theorie und Praxis: Bestehende oder weiterführende Fragestellungen sollten kurzfristig Anklang im offenen Branchendiskurs finden und gemeinschaftlich bearbeitet werden, um die Funktionalität des Marktes nicht zu gefährden. Eine begleitende Dialogbereitschaft und Auslegungshinweise des Regulators sind hierbei wünschenswert und wichtig.
In der Literatur findet sich folgerichtig die Empfehlung eines Mehr-Phasen-Approaches, der ein praktikables Vorgehen sein könnte, um notwendige Iterationen zur schrittweisen Umsetzung der IDD-Änderungsverordnung durchzuführen, sofern aus Brüssel keine zeitliche Verschiebung veranlasst wird. Insgesamt erscheint es sinnvoll und notwendig, eine möglichst konsensuale Vorgehensweise und standardisierte Beratungslogik innerhalb der Branche zu fördern. Denn die an anderer Stelle heute – selbstverständlich – erwünschte Standardisierung von Kommunikationsschnittstellen kann im Punkte Nachhaltigkeit antizipiert werden.
Je schneller dies geschieht, desto eher können Systeme umgestellt und Qualifizierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Unternehmensübergreifende Arbeitsgruppen und Marktinitiativen besitzen daher eine hohe Relevanz; nicht zuletzt, weil die Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten im Vertrieb ein fortwährender Prozess sein wird: Die Zusammenarbeit spart Ressourcen und beugt Funktionsmängeln des Marktes vor. Denn wenn ein „Flickenteppich“ entsteht, droht die Schnittstelle zwischen Vertrieben und Produktgebern funktionsunfähig zu werden und sind Beratungsgespräche und -ergebnisse im bestmöglichen Interesse des Kunden erschwert.
Ein Trugschluss wäre es dahingegen, die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache als etwaigen Wettbewerbsnachteil zu fürchten. Es gilt: Gemeinsam Nachhaltigkeit gestalten.
Autor: Timo Biskop, Fokusbereichsleiter des German Sustainability Network
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.