Allianz-Ökonom Hofrichter spricht über Blase: „Der intrinsische Wert eines Bitcoins ist null“

Für Stefan Hofrichter von Allianz Global Investors ist die Blockchain-Technologie interessant, aber der Bitcoin nur spekulatives Asset (Quelle: sergeitokmakov/Pixabay)

Kryptowährungen seien gar nicht so dezentral und unanfällig für Manipulationen, wie ihre Befürworter behaupten, sagt Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt bei Allianz Global Investors. Den Bitcoin hält er für eine Blase, die durch billiges Geld gefördert wurde und die Tweets von Elon Musk seien ein Fall für die Finanzaufsicht, erklärte Hofrichter im Spiegel-Interview.

Mit dem Gesamtmarkt fallen auch Kryptowährungen. Für Hofrichter ist das nur logisch. „Gerade wird die Behauptung vieler Kryptofans widerlegt, ihre Welt sei unabhängig und entkoppelt von den klassischen Institutionen. Tatsächlich haben Kryptowerte von der äußerst freigiebigen Geldpolitik der Zentralbanken profitiert, genau wie Aktien, Renten oder Immobilien. Nun beginnen die Zentralbanken ihre Geldpolitik angesichts der Inflation zu korrigieren, und wir sehen erste Rückschläge.“

Den Bitcoin hält er für eine Blase. „Wenn man sich die Preisbewegung anschaut, zeigt sie viele Merkmale einer Blase. Der intrinsische Wert eines Bitcoins ist null. Letztlich geht es um den Preis, den jemand anders bereit ist, dafür zu zahlen. Ich vermute, dass es immer Marktteilnehmer geben wird, die sich in dieser Nische tummeln, sodass es immer ein Preis größer als null sein wird.“

„Verglichen mit Bitcoin ist Gold sogar das bessere Geld“

Auch als Alternativwährung eignet sich der Bitcoin seiner Meinung nach nicht. „Es ist definitiv kein Geld, sondern ein spekulatives Asset. Ich sehe gewisse Ähnlichkeiten mit Gold: Auch das ist knapp, auch dessen Preis kann ich nicht fundamental bewerten. Gold wird aber industriell genutzt, in der Elektronikindustrie und der Schmuckverarbeitung, damit gibt es eine gesicherte Basis. Verglichen mit dem Bitcoin ist Gold sogar das bessere Geld. Die Preisschwankungen sind verglichen mit der Volatilität der Digitalwerte gering.“

Einen weiteren Mythos will Hofrichter aufklären: Der Bitcoin sei nicht so dezentral, denn nur wenige Anleger würden einen Großteil der Guthaben halten, das Handelsvolumen sei gering. „Hinzu kommt eine hohe Machtkonzentration bei den Unternehmen, die neue Coins schürfen.“ Und auch, dass ein paar Tweets von Elon Musk ausreichen, um den Kurs explodieren zu lassen, hält er für nicht richtig. „Eigentlich wäre das ein Fall für die Finanzaufsicht, aber der Handel mit Kryptos wird eben bisher überhaupt nicht reguliert. Musk erweist den Kryptowährungen damit einen Bärendienst. Selbst Fans regen sich darüber ja mächtig auf.“

Dennoch würde er nicht den Handel mit Bitcoins verbieten. Das sei nicht die Aufgabe des Staates. „Die Blockchain-Technologie, auf der Kryptoassets basieren, ist zudem hochinteressant für die Finanzindustrie. Aufseher müssen Investoren schützen und ihnen zugleich Freiheiten lassen.“

Autor: VW-Redaktion

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