Swiss Re-Manager Martin Weymann: „Pandemie hat das Bewusstsein für globale Gefahren geschärft

Der PKV-Verband zieht eine Zwischenbilanz der Corona-Pandemie. Quelle: Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Die Corona-Pandemie wird tiefe Einschnitte hinterlassen. „Wir haben gesehen, dass wir uns als Gesellschaft gegen solche Krisen wappnen müssen. Während das Gesundheitssystem anfangs große Schwierigkeiten hatte, sich an die neuen Herausforderungen anzupassen, gab es gleichzeitig unglaubliche Innovationen“, glaubt Martin Weymann, Leiter Sustainability, Emerging and Political Risk Management beim Rückversicherer Swiss Re.

„Nie zuvor haben wir in Medizin und Forschung derart schnelle Prozesse gesehen. Die Leute haben sich zusammengerauft, gemeinsam an Lösungen gearbeitet und innerhalb von Monaten Innovationen geschaffen, die früher Jahre oder Jahrzehnte in Anspruch nahmen. Das sind sehr spannende Entwicklungen, welche die Pandemie ausgelöst hat und die wir hoffentlich auch auf andere Risikobereiche – sei es in der Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft oder Politik anwenden können“, konstatiert der Experte im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).

Zudem sei „die Pandemie als solche keine Überraschung gewesen“, so Weymann: „Gemeinsam mit anderen Versicherern haben wir bereits im Jahr 2007 eine Publikation zu den Risiken einer Pandemie veröffentlicht. Schon vor der Corona-Pandemie hat man sehr gut verstanden, wie sich ein Virus ausbreiten kann, wie global die Auswirkungen sein würden. Was man damals aber wenig berücksichtigte, waren die Reaktionen der verschiedenen Regierungen: Lockdowns, Schließungen, die Unterbrechung ganzer Warenströme.“

Außerdem habe die Pandemie „sehr klar vor Augen geführt, dass verschiedenste Bereiche unseres Lebens enorm stark vernetzt sind und sich gegenseitig beeinflussen. Zudem hat sich gezeigt, wie global integriert unsere Lieferketten sind. Bisher kam es auf lokaler Ebene und nur temporär zu Ausfällen. Durch die Pandemie hat man gesehen, dass Lieferketten systemisch relevant sind.“

„Nach wie vor besteht eine Diskrepanz zwischen Risikobewusstsein und Handlungsbereitschaft. Oft müssen Menschen ein Risiko erst spüren, bevor sie handeln. Es wäre mein Wunsch, dass man sich mehr Gedanken dazu macht, wie man Risiken so weit reduzieren kann, dass nach einem Ereignis weniger Investitionen getätigt werden müssen.“

Martin Weymann, Leiter Sustainability, Emerging and Political Risk Management der Swiss Re

Die größte Herausforderung der Zukunft liegt jedoch im Klimawandel: „Die Wissenschaft ist klar: Die globalen Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 halbiert werden und bis 2050 „Netto-Null“ erreichen. Ich sehe aber auch Chancen für die Gesellschaft und Wirtschaft. Der Klimawandel ist eines der Themen, bei dem seit kurzem zwischen Ost und West eine ermutigende Grundrichtung eingeschlagen wurde. Viele Hoffnungen liegen derzeit auf dem UNO-Klimagipfel in Glasgow. Man muss aber auch realistisch sein und die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen, dass sich alle Staaten zusammen auf eine perfekte Lösung einigen“.

Autor: VW-Redaktion

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