Kommentar eines Vermittlers: „Warum ich keine Partei wählen werde“

Die SPD ist bei der Bundestagswahl laut vorläufigem Ergebnis stärkste Kraft geworden. Die Union stürzte dagegen nach 16 Jahren Regierungszeit auf ein historisches Tief. (Quelle: dg)

„Sofern ich den Blick auf die planlosen Altersvorsorge-Konzepte der Wahlprogramme werfe, die bis heute keine konkreten, detaillierten Belege dafür geliefert haben, wie deren Konzepte in der massiven Einflussnahme des demografischen Wandels, dem Festhalten am Umlageverfahren umgesetzt werden sollen, kann ich definitiv keine Partei wählen. Die Grundlagen fehlen schlicht“, schreibt Werner Jung, Geschäftsführer der activ financial services GmbH.

Das Problem besteht darin, dass das Umlagesystem massiv krankt, und das in allen „Kassen“. Ohne Steuerzahlerzuschüsse, die jetzt schon extrem hoch sind, wäre das Umlagesystem schon kollabiert (vgl. Bundeshaushalt). Wenn ein Beitrags-/Umlagesystem nicht mehr ohne Steuern finanziert werden kann, warum wird dann nicht einfach eine rein steuerfinanzierte Altersvorsorge aufgebaut, in die jeder zur Grundsicherung in einen Staatsfonds einbezahlen muss, der ausschließlich der Alters- und Hinterbliebenenversorgung dient, in den auch Unternehmen eine „Arbeitsplatz-Wegrationalisierungs-Steuer“ einbezahlen müssen, die teurer sind, als Steuern aus Einkommen für Arbeitnehmer, dadurch Anreize für höhere Einkommen geschaffen werden? Durch höhere Einkommen wird der Konsum stabilisiert usw., und damit die Einnahmen von direkten und indirekten Steuern.

Werner Jung

Und würde man die Verwaltungsmonstren abschaffen, konsequent in der Vergangenheit geschlossene Gesetze, wie Demografiefaktor umsetzen, keine Wahlgeschenke und keine Fremdleistungen mehr finanzieren, würden unsere SV-Systeme anders dastehen. Und wenn man den Arbeitgebern und Arbeitnehmern mehr Gestaltungsfreiräume schaffen, und sie nicht laufend durch noch mehr Bürokratie zumüllen würde, im Hinblick auf Kostenreduzierung die völlig überzogenen, durch im Aufsichtsrat sitzende Politiker ratifizierte Millionengehälter und Altersversorgungen von Versicherungs- und Bankenvorständen solidarischer umbauen, Politiker selbst in den SV-Systemen versichert wären, über die sie entscheiden (damit über ihren eigenen Geldbeutel), dann hätten wir eine andere Welt und wüssten, was wir wählen sollen/können.

Autor: Werner Jung, Geschäftsführer der activ financial services GmbH

2 Kommentare

  • Bei allem teilweise verständlichen Ärger: Es gibt doch klare Unterschiede zwischen den Parteien, was entweder das blinde Vertrauen in staatlich getragene Altersvorsorge bei SPD/Grüne/Linke betrifft oder den Anstoß zu Eigenverantwortung und Beteiligung der kapitalgedeckten Altersvorsorge bei Union/FDP. Insbesondere natürlich auch was die Regulierung bzw. offene Feindschaft gegen die Vermittler angeht sehe ich da bedeutende Unterschiede, die auch Bände sprechen über teilweises maximal Halbwissen über die Realität der Branche auf Seiten des linken politischen Spektrums.
    Ja, Wahlgeschenke wie die Rente mit 63 ohne Abschläge für ohnehin eher besser gestellte Rentner und die vermurkste Grundrente sollten lieber heute als morgen wieder abgeschafft werden, jedoch ist z.B. die Mütterrente ja keineswegs eine „Fremdleistung“, sondern belohnt der Kern, womit unser Umlagesystem überhaupt überlebensfähig bleibt: Kinder!

    Schließlich: Es gibt eine ganze Vielzahl von Versicherungen, die weit von Millionengehältern für Vorstände entfernt sind! Die Pauschalkritik geht völlig fehl.

  • Natürlich kann man eine Partei wählen. Das einzig gesellschaftlich wertvolle und wählbare Wahlprogramm stammt von der FDP. Auch wenn man ihr historisch aus guten Gründen aktuell noch mit Skepsis entgegentritt. Das Motto könnte aber auch lauten, aus den eigenen Fehlern gelernt. Zu den restlichen Wahlprogrammen schweige ich höflich.

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