Joachim Wenning: „Wir müssen neue Wege finden, um unsere Volkswirtschaften gegen die nächste Pandemie zu wappnen“

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re. Quelle: Munich Re
Im Kampf gegen systemische Risiken setzt Joachim Wenning, Vorstandschef der Munich Re, vor allem auf ein Bündnis von Staat und Versicherern. Dabei hatte er auf der Jahreshauptversammlung des Rückversicherers nicht nur die Pandemierisiken im Blick: „Wir müssen neue Wege finden, um unsere Volkswirtschaften gegen die nächste Pandemie zu wappnen“.
So will Wenning die in Corona-Zeiten stark gestiegene Zahl von Cyberangriffen auf systemrelevante Netzwerke und die kritische Infrastruktur gerne in ein solches Konzept mit einbeziehen. Gleichzeitig sprach er sich erneut für einen staatlich-privaten Pandemieschutz aus.
Demnach solle eine solche Regelung bei kleinen und mittleren Unternehmen selbst Anreize schaffen, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Wenn dies im Extremfall immer noch nicht ausreiche, greift der Staat ein. Zudem plädiere er für eine standardisierte Ausgestaltung der Versicherungsbedingungen: „So verliert man im Ernstfall keine Zeit. Die Wirkung entfaltet sich sofort“, wird er im Handelsblatt zitiert.
Mit Blick auf mögliche Zukäufe gab Wenning an, dass derzeit keine Akquisitionen geplant seien. Aber: „Bei guten Gelegenheiten sind wir allerdings in Lauerstellung“. Mit Blick auf das Corona-Jahr 2020 betonte er, „In einem Jahr mit solch außergewöhnlich hohen Belastungen ist es aber keine Selbstverständlichkeit, positiv abzuschließen“.
„Widerstandsfähigkeit ist ein Wesensmerkmal guter Versicherer.“
Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re
Allein 2020 musste die Munich Re wie schon erwartet einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. So ging der Gewinn 2020 deutlich auf 1,211 Mrd. Euro (2019: 2,707 Mrd. Euro) zurück. Die pandemiebedingten Schäden belaufen sich Unternehmensangaben zufolge derzeit auf 3,4 Mrd. Euro. Davon entfielen 370 Mio. Euro auf die Rückversicherung Leben/Gesundheit und etwas über drei Mrd. Euro auf die Schaden-/Unfall-Rückversicherung.
Die Belastung durch Großschäden aus Naturkatastrophen lag mit 906 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert (2019: 2,053 Mrd. Euro). Die teuerste Naturkatastrophe für Munich Re im Jahr 2020 war Hurrikan “Laura” mit einer Schadenbelastung von etwa 280 Mio. Euro. Insgesamt sind die Schäden aus Naturkatastrophen laut Rückversicherer im letzten Jahr deutlich gestiegen. So verbuchte der Rückversicherer für das Jahr 2020 einen wirtschaftlichen Schaden von insgesamt 210 Mrd. US-Dollar, einem Anstieg um 44 Mrd. US-Dollar gegenüber dem Vorjahr (2019: 166 Mrd. US-Dollar). Dabei kam Europa noch recht glimpflich davon.
Die Pläne für die kommenden Jahre sind dennoch ambitioniert: Unter dem Label „Ambition 2025“ wollen die Münchener ihre Rendite auf das Eigenkapital auf zwölf bis vierzehn Prozent steigern, den Gewinn pro Aktie um durchschnittlich mindestens fünf Prozent erhöhen, ihre Dividendenpolitik fortführen (plus fünf Prozent) sowie die Solvenzquote bei im „optimalen Bereich“ genannten 175 bis 220 Prozent halten.
Freuen dürfen sich jedenfalls die Aktionäre: Für das Geschäftsjahr 2020 schüttet die Munich Re eine unveränderte Dividende von 9,80 Euro je Aktie ausgeschüttet. Die Gesamtausschüttung beträgt rund 1,37 Mrd. Euro. Zudem gab der Rückversicherer auch eine personelle Änderung im Aufsichtsrat bekannt: Carinne Knoche-Brouillon, Mitglied der Unternehmensleitung C.H. Boehringer Sohn AG & CO. KG. Knoche-Brouillon wird Nachfolgerin von Benita Ferrero-Waldner, die ihr Aufsichtsratsmandat mit Wirkung zum Ende der Hauptversammlung am 28. April 2021 niedergelegt hat. Knoche-Brouillon wurde für die verbleibende Amtszeit von Ferrero-Waldner, also bis zur Beendigung der Hauptversammlung im Jahr 2024, gewählt.
Autor: VW-Redaktion