Getsafe-CEO Wiens: „Die Versicherung von morgen muss sich verändern, um wettbewerbsfähig zu sein“

Christian Wiens, CEO Getsafe, Quelle: Getsafe.

Große Player wie Amazon und Google haben das Versicherungsgeschäft für sich entdeckt. Welche Folgen dies für die Branche hat und welche neuen Vertriebswege notwendig sind, erläutert Getsafe-CEO Christian Wiens im Exklusiv-Interview mit dem Vermittler.

VWheute: Wie gefährlich sind Bigtechs aus Ihrer Sicht für die Versicherer?

Christian Wiens: Konzerne wie Google oder Amazon haben eine starke Marktpräsenz und gutes technologisches Know-how – damit sind sie in der Lage, viele Branchen zu durchmischen. Ihr Einstieg ins digitale Versicherungsgeschäft ist bereits im Gange. So hat Ikea in der Schweiz und in Singapur bereits mit „Hemsäker“ sein erstes Versicherungsprodukt auf den Markt gebracht; eine Kombi-Lösung von Hausrat- und Haftpflichtversicherung.

Ähnliche Versuche gibt es bei großen Tech-Konzernen wie Google, Apple oder Amazon. Direkt beim Kauf einer Kamera oder eines Lautsprechers auf amazon.de wird der Käufer gefragt, ob er eine Versicherung hinzufügen möchte. Diese sogenannten Gadget-Versicherungen sind bisher vor allem für elektronische Geräte oder Smartphones verfügbar. Es ist davon auszugehen, dass große Marken ihre Identität und Kernleistungen behalten werden – keiner dieser Konzerne wird umschwenken und ein globaler Versicherer werden. Wahrscheinlicher ist, dass diese Firmen große Versicherungen zukaufen werden, um auch diese Leistungen aus einer Hand anzubieten.

VWheute: Wo muss sich die klassische Versicherungsbranche verbessern, um sich gegen neue Wettbewerber zu schützen?

Christian Wiens: Versicherungsunternehmen haben einen großen Wissens- und Erfahrungsvorsprung. Das ist ein wesentliches Kriterium für ihren langfristigen Erfolg. Die Branche ist stark reguliert – schnelle skalierbare Lösungen, die global funktionieren, sucht man daher bislang vergeblich. Das wird TechGiganten wie Amazon und Google vor Herausforderungen stellen. Klar ist aber auch: Die Versicherung von morgen muss sich verändern, um wettbewerbsfähig zu sein. Insurtechs können hier den Weg weisen. Denn die Ansprüche an Versicherungen entwickeln sich in Zeiten zunehmender Digitalisierung hin zu einer Versicherung, die einfach mehr kann als bisher.

VWheute: Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Zukunft der einzelnen Versicherer und der Branche als Ganzes?

Christian Wiens: Es wird ein Ringen um Kunden geben, wenn Tech-Firmen und andere Konzerne ihr Angebot um Versicherungsprodukte ausweiten. Versicherer sollten die neuen Angebote nicht nur als Angriff wahrnehmen, sondern als Trend auffassen, beobachten und sich zunutze zu machen. Punktuell werden diese Unternehmen für Insurtechs wie traditionelle Versicherer eine Konkurrenz darstellen. Kunden ganzheitlich schützen und Risiken umfassend vorbeugen und absichern sind Bigtechs derzeit nicht imstande. Insurtechs und traditionelle Versicherer sind also gefordert, digital und innovativ zu denken. In ihrer Existenz bedroht sind sie aber nicht. Die Frage, in welchem Umfang Amazon, Google und Co. ernsthaft ins Versicherungsgeschäft einsteigen, ist noch völlig offen.

Die Fragen stellte VWheute-Chefredakteur Michael Stanczyk.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.

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