Buffett wird 90 und verdankt sein Geschäft den Versicherern

Quelle: Stuart Isett/Fortune Most Powerful Women - https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/
Der Star-Investor wurde am Sonntag 90 Jahre alt und denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Dabei hat sein Gespür für gute Anlagen in der Pandemie ein wenig nachgelassen. Das Hauptgeschäft von Warren Buffett bleibt aber unantastbar. Statt in Staatsanleihen zu investieren – wie das bei Versicherern üblich ist – nutzt der die Versicherungsprämien der vielen aufgekauften Assekuranzhäuser für weitere Investitionen in andere Unternehmen.
Sein wichtigster Deal war wohl im Jahr 1967. Der junge Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway übernahm den Versicherer National Indemnity und ein kleineres Schwesterunternehmen für 8,6 Mio. Dollar. Die stabilen Einnahmen nutzte er für weitere Investments. Heute ist Berkshire ist einer der größten Versicherer und Rückversicherer, hat eine Energie- und eine Industriesparte, genauso wie rund 80 kleine und mittelständische Tochterunternehmen und ein 250 Mrd. Dollar schweres Aktienpaket.
Zusammenfassen lässt sich Buffetts Investitionsstil als das Kaufen von Unternehmen mit nachvollziehbaren Geschäftsmodellen zu einem Preis, unter Berücksichtigung einer Sicherheitsmarge, um diese Papiere für immer zu halten. Buffett würde wohl nie Aktien eines Unternehmens kaufen, wenn er grundsätzlich nicht auch bereit wäre die gesamte Firma zu kaufen oder um es in seinen eigenen Worten auszudrücken: „Ich kaufe unter der Annahme, dass man den Markt morgen schließen kann und ihn für fünf Jahre nicht wieder öffnet.“ Als „Buffettology“ bezeichnen Finanzexperten diesen Investitionsstil, der auf der Fundamentalanalyse seines Lehrmeisters an der New Yorker Columbia University, Benjamin Graham, fußt.
Erstes Geld mit sechs Jahren
Warren Edward Buffett erblickte am 30. August im Jahre 1930 in Omaha, Nebraska, das Licht der Welt. Sein erstes Geld verdiente er im Alter von sechs Jahren, als er Coca-Cola-Sixpacks für 25 Cent kaufte und die Flaschen einzeln für fünf Cent weiterverkaufte. Damit machte er einen Gewinn von fünf Cent je Sixpack. Mehr Geld verdiente er später als Zeitungsjunge und noch mehr mit der Vermietung von durch ihn selbst restaurierte Flipper-Automaten. Daneben verkaufte er bereits als Kind gebrauchte Golfbälle. Davon erwarb er, mittlerweile elf Jahre alt, seine ersten drei Aktien, die er für 38,25 US-Dollar erstand, um diese später wiederum für 40 US-Dollar zu verkaufen. Viel zu früh, wie Buffett Jahre später kritisch befand.
Mit 14 Jahren kaufte Buffett von seinem Ersparten für 1.200 US-Dollar eine 16 Hektar große Farm in Omaha, welche er flugs wieder vermietete. Und im Alter von 17 Jahren erwarb er, zusammen mit Freunden, für 350 US-Dollar einen schrottreifen Rolls-Royce, ließ ihn reparieren und vermietete die Luxuskarosse für 35 US-Dollar am Tag weiter. Bei diesen zahlreichen Ausflügen in die unterschiedlichsten Branchen hatte der Jungunternehmer seine ersten Erfahrungen als Investor gesammelt und sich gedacht, was im Kleinen funktioniert, klappt sicher auch im großen Stil. Nach der High School studierte Warren Buffett von 1947 bis 1949 an der University of Pennsylvania (Wharton Business School).
Doch er brach das Wirtschaftsstudium wieder ab, da es ihm seiner Meinung nach kaum etwas brachte. Er war unterfordert und der Meinung, dass er mehr wüsste als die Dozenten, die außerdem ihre jeweiligen Theorien mit zu geringem Tiefgang erklären würden, und nicht ersichtlich wurde, wie er damit Profit machen könnte. Stattdessen setzte er sein Studium an der University Nebraska Ökonomie fort und schloss dieses im Jahr 1950 mit dem Bachelorgrad ab.
Zu dieser Zeit war Buffett 19 Jahre alt. Danach lehrte er an der renommierten New Yorker Columbia University, wo er 1951 den Master in Wirtschaftswissenschaft erwarb. Von 1954 bis 1956 war er an der Wall Street für die Investfirma von Investmentguru Benjamin Grahams tätig. Dort übernahm Buffett die Funktion eines Wertpapieranalysten. Seit 1956 konnte er stets überdurchschnittlich hohe Renditen erwirtschaften und übertraf die führenden Aktienmärkte bei Weitem. Doch er blieb auch der Firma seines Vaters treu. 1956 gründete er sein eigenes Unternehmen Buffett Partnership Ltd. Freunde und Verwandte hatten dazu 105.000 US-Dollar beigesteuert, während Buffett selbst symbolisch 100 Dollar eingezahlt hatte. Da war er gerade einmal 25 Jahre alt.
Der Investmentpool wuchs im Laufe der kommenden Jahre auf sieben Partnerschaften. Von 1956 bis 1969 hat er dabei ein jährliches Anlageergebnis von durchschnittlich 29,5 Prozent erzielt. Sein Fokus lag auf noch unterbewerteten Aktien. Er hielt sie so lange, bis sich der eigentliche innere Wert in Kurssteigerungen bemerkbar machte. Die Anteile seiner Investmentfirma streute Buffett auf sehr vielfältige Weise, wie beispielsweise seine Engagements bei Gillette, der Washington Post, American Express, Walt Disney und McDonalds zeigten. Von der einstigen Textilfabrik „Berkshire Hathaway“ kaufte Buffett 1962 Aktien für rund 14,86 Dollar pro Stück. Mit der Zeit merkte er allerdings, dass sich der Boom in der Textilwirtschaft abkühlte und die finanzielle Situation der Firma sich nicht spürbar verbesserte.
1964 sicherte ihm deren Geschäftsführer Seabury Stanton mündlich zu, dass die Anteile von Buffett zurückgekauft werden. Einige Wochen später kam das schriftliche Angebot, jedoch für einen viel geringeren Wert als vereinbart. Statt seine Aktien zu verkaufen, übernahm Buffett Berkshire Hathaway vollständig und feuerte Stanton in der Folge. Die Übernahme erwies sich aufgrund der schlechten Lage jedoch als Fehler, den Buffett mit einer Neuausrichtung des Unternehmens korrigierte. Sukzessive baute der Manager Berkshire Hathaway zur eigenen Investmentholding um, mit Schwerpunkt auf das Versicherungsgeschäft, mit heute rund 80 eigenen Unternehmen sowie vielen weiteren Beteiligungen.
Das Unternehmen fuhr dank Buffetts unglaublichem Finanzgeschick jährlich überdurchschnittlich hohe Gewinne ein. Es explodierte förmlich. 2004 belegte Buffett mit 42,9 Milliarden US-Dollar Privatvermögen im Ranking der weltweit reichsten Menschen den zweiten Platz. 2008 wurde diese Liste erneuert und er rangierte mit seinem Vermögen von rund 62 Milliarden US-Dollar auf dem ersten Platz. 2009 erwarb Warren Buffett Aktien der Dow Chemical im Wert von drei Milliarden US-Dollar.
Warten auf die letzte große Wette
In jüngerer Zeit konnte er erhebliche Gewinne mit Investitionen in von der Finanzkrise gebeutelten Banken wie Goldman Sachs, Wells Fargo, und Bank of America erzielen. Zur Corona-Zeit leiden die Banken. In Tech-Firmen hat Buffett nicht investiert und somit eine große Ralley verpasst. Im zweiten Quartal verkaufte er mehr Aktien, als dass er neue ins Portfolio holte. Zu seinen auffälligsten Zukäufen gehörten die Investitionen in Erdgasgeschäfte sowie in Barrick Gold. Ferner hat Berkshire in den drei Monaten bis Ende Juni für einen Rekordbetrag von 5,1 Mrd. Dollar eigene Aktien zurückgekauft.
Auch Buffett selbst missfällt, dass Berkshire seit Jahren keinen richtig großen Deal mehr gemacht hat. Seit langem schon rechtfertigt er sich damit, dass die Bewertungen an den Kapitalmärkten zu hoch seien. „Wir sehen nichts besonders Attraktives“, sagte er zuletzt. Fraglich ist, ob gut seine Versicherer das Geschäft überstehen werden. Die juristischen Auseinandersetzungen um die BSV haben Buffett gezwungen, einen höheren Kapitalpuffer anzulegen. Vor der Krise hatte er stets zugesichert, immer mindestens 20 Mrd. Dollar für eventuelle Versicherungsschäden bereitzuhalten. Um wie viel er diesen Puffer nun anheben will, ließ er offen.
Autor: VW-Redaktion