Neuen Risiken, Schäden und Kosten beim Schadenmanagement

Es gibt viel zu tun für die Versicherungswirtschaft um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern. (Quelle: ak)

Nicht nur für die Basis kommt die digitale Transformation einer echten Revolution gleich. Auch das Management, welche die Veränderungen kreativ initiiert, steht vor gigantischen Herausforderungen. Denn neben dem digitalen Herz schlägt auch das analoge Herz immer noch kraftvoll weiter, und das muss auch so sein.

Transformation als Querschnittprozess, der bis in alle Kapillaren hineinwirken, wirft die bekannten Geschäftsmodelle zwar noch nicht vollständig über den Haufen, stellt sie aber mehr und mehr infrage. Unter diesem Druck entstehen neue Ansätze, neue Lösungen und neue Ideen. Wie die aussehen könnten, skizzierten hochrangige Branchenvertreter auf dem Versicherungskongress Aktives Schadenmanagement in Köln.

„Wir haben uns noch nie so intensiv mit Forschung und Entwicklung beschäftigt, wie derzeit. Ich finde das gut“. So fasst Christoph Wetzel, Vorstandsvorsitzender der HDI AG, seine Erfahrung im Zuge der digitalen Transformation zusammen. Wenn man dann noch konzediert, dass die Digitalisierung noch nie so langsam war wie heute – eine weitere exponentielle Entwicklung vorausgesetzt – dann wird weder den Topmanagern noch den Kollegen im Maschinenräumen der Branche die Arbeit so schnell ausgehen.

Um ihrer selbst willen darf Innovation jedoch nicht betrieben werden, so Wetzel in seinem Vortrag weiter, sie soll mindestens das Geschäftsmodell verbessern und damit zukunftssicher machen und sie muss „flugfähig“ sein, „walk the talk“ gewissermaßen. Das tut die HDI mit ihrem CEO an der Spitze in drei wichtigen Bereichen. Welche das sind, erklärt Wetzel hier im exklusiven Video-Interview mit VWheuteTV:

Zuvor hatte Michael Pickel, Vorstandsvorsitzender der E+S Rückversicherung AG und seit 1989 im Geschäft, aus der übergeordneten Perspektive der Rückversicherer den Markt in den Blick genommen und auf die dramatischen Veränderungen beim Schadenmanagement von Personen- und Kfz-Schäden hingewiesen. Speziell im Segment Kfz sind die Policen in Deutschland mit 100 Mio. Euro bedeckt, im Ausland nicht selten sogar ohne Limit. Als Kostentreiber hat Pickel hier die Kostenexplosion bei den Ersatzteilen und eine breite Verteuerung der Stundensätze identifiziert. Dazu gesellt sich, laut Pickel, eine massive Verteuerung der Personenschäden.

So sind 290 Personenschäden für acht Prozent der Schadenzahlen verantwortlich, produzieren mit einem Gesamtschaden von fünf Mrd. Euro jedoch rund 36 Prozent des Schadenaufwandes. Als teuerste Schäden gelten hier Schädel-Hirn-Traumata und Querschnittlähmung. In dieser Situation gilt es für Rückversicherer etwaige Unterreservierungen zu vermeiden, um keine Überschreitungen der Deckungssummen zu riskieren. Gleichzeitig soll aber der Kunde, in diesem Fall eher das Unfallopfer, in den Mittelpunkt gestellt werden. Wie das funktioniert, erklärt der Manager im Video-Interview:  

Eine der besonderen Herausforderungen zur Bewältigung der digitalen Aufgaben im Bereich Kfz liegt im Zusammenspiel der beteiligten Protagonisten. Autohersteller, Zulieferer, Softwareentwickler und nicht zuletzt die Versicherer ziehen nicht am gleichen Strang, sondern streiten um die Hoheit der Daten, um die Frage, wer zuerst von einem Schadenereignis informiert wird und wer wann was seinem Kunden anbieten darf, bzw. wie transparent das Datenhandling kommuniziert wird.

Das wurde auf der abschließenden Podiumsdiskussion mehr als deutlich. Hier trafen mit Matthew Whittal von der Innovation Group, Thomas Tietje, Leiter Geschäftskunden bei A.T.U., Marco Riesenbeck und Christoph Wetzel von der HDI, Alexander Richter von der Volkswagen-Tochter UMI GmbH und Jürgen Weber von der Porsche-Tochter MHP eben diese Protagonisten aufeinander.

Mit Blick auf das nahende Weihnachtsfest versuchte Moderator Stephan C. Maier, Partner und Managing Director bei Ernst&Young, den Diskutanten noch ihren Herzenswunsch für die Branche zu entlocken, die Antworten gibt es hier im Video:

Zum Abschluss der Tagung fasste Stephan C. Maier die Ergebnisse der zweitägigen Veranstaltung zusammen: „Was können klassische Versicherer von Lemonade, Ping An, Google und Amazon wirklich lernen? – Strategische Weichenstellung und Erfolgsfaktoren der Zukunft lautete Maiers Vortragsthema. Resümee, Ausblick und Prognosen des Beraters hier im Einzelinterview mit VWheuteTV:

Autor: Alexander Kaspar

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