Henchoz: „Sehe noch viele Möglichkeiten für die Hannover Rück, organisch zu wachsen“

Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück. Quelle: Hannover Rück

Seit Anfang Mai 2019 steht Jean-Jacques Henchoz an der Spitze der Hannover Rück. Fundamentale Kursänderungen in der Führung des Rückversicherers dürften von dem Schweizer allerdings in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sein. „Ich sehe noch viele Möglichkeiten für die Hannover Rück, organisch zu wachsen“, betont der CEO.

„Auf diese Karte werde ich eher setzen als auf Zukäufe, auch wenn wir uns nach Gelegenheiten im Markt immer umsehen. Wir werden bei allen Geschäftsmöglichkeiten prüfen, ob wir damit weiterhin überdurchschnittlich wachsen können. Zudem haben aber auch Dividendenzahlungen eine unverändert hohe Priorität“, ergänzt Henchoz im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Zwar gebe es „aktuell keine Sparte, die hinterfragt wird. Ich bin froh, dass sich der Lloyd’s-Markt dezidiert in Richtung Profitabilitätsfokus bewegt, in Richtung Effizienzsteigerung des Modells. Das ist für uns als Besitzer eines Syndikats wichtig, aber auch für das Rückversicherungsgeschäft“. Allerdings sei für die Branche „die Verbindung zwischen Naturkatastrophen und dem Klimawandel klar ersichtlich. Schadenstatistiken der vergangenen Jahrzehnte lassen daran keinen Zweifel.“

„Dabei will die Hannover Rück nach den Plänen ihres neuen Vorstandsvorsitzenden „bis 2038 aus der Kohleenergieerzeugung auszusteigen“. Dabei wolle man „von dem Jahr an in unserer Schadenrückversicherung keine Kohlerisiken mehr decken. Unser Bestand sollte bis dahin aus den Büchern verschwunden sein“. Zudem wolle man „grundsätzlich keine neu geplanten Kohlekraftwerke und Minen mehr rückversichern.“

Preiskorrekturen durch Naturgewalten

Mit Blick auf die steigenden Schäden durch Naturgewalten rechnet der Vorstandschef der Hannover Rück indes mit Preiskorrekturen. „In der Schadenrückversicherung sehe ich deshalb Potenzial für Wachstum mit besseren Margen. Wir werden aber sicherstellen, dass wir unsere Volatilität im Griff behalten. Die Verbindung von Retrozessionen zum Schutz unserer eigenen Exponierungen bleibt wichtig. Regional verspricht Asien stärkeres Wachstum. Im Bereich PersonenRückversicherung steht das Thema Langlebigkeit im Vordergrund. Neben interessanten Projekten vor allem in Großbritannien halte ich neue Geschäfte in anderen Märkten für möglich“, erläutert Henchoz.

So kommt der niedersächsische Rückversicherer derzeit auf etwa 250 Mitarbeiter in Asien. „Es ist gut möglich, dass wir in den nächsten Jahren 50 bis 70 weitere Mitarbeiter hinzunehmen. Derzeit sind wir unter anderem in Kuala Lumpur, in Schanghai und Hongkong, in Tokio und Mumbai vertreten. Auf diesen Standorten werden wir aufbauen“, so Henchoz.

Dabei liege der Anteil des Asiengeschäftes „an den Bruttobeitragseinnahmen liegt ohne Australien und Neuseeland bei rund 15 Prozent. Die demografische Entwicklung in Asien wird diese Zahl beeinflussen. Gleichzeitig ist die Versicherungsdichte noch sehr gering. Hier können wir als Branche eine Rolle spielen, indem wir in Partnerschaft mit unseren Kunden diese Schutzlücken verringern, indem wir beispielsweise gemeinsame Angebote auf Basis parametrischer Indizes erarbeiten, und so die Dichte an Versicherungen in Asien zunimmt. Vor allem in China gibt es enormes Potenzial.“

Autor: VW-Redaktion