Helvetia leitet Verkauf von Deutschland-Geschäft ein

Bildquelle: Helvetia

Der Schweizer Versicherer Helvetia sucht für seine Deutschland-Einheit nach Angaben der Süddeutschen Zeitung einen Käufer. Das Unternehmen ist seit 1862 im Land aktiv und sitzt in der Mainmetropole Frankfurt. Auf Anfrage von VWheute hält sich das Unternehmen zu den internen Entwicklungen bedeckt.

Schon bald könnte eine Unternehmensära in der deutschen Versicherungslandschaft zu Ende gehen. Die traditionsreiche deutsche Helvetia-Einheit steht vor einem Verkauf. Zuletzt wurde eine Investorensuche gestartet, mehrere Bieter sollen Interesse bekundet haben. Grundlage für die Angebote sei eine Präsentation, die von der Helvetia und ihren Investmentbankern vorbereitet wurde.

In der nächsten Phase sollen ausgewählte Interessenten in den kommenden Tagen Zugang zu internen Daten erhalten. Auf Basis dieser Informationen könnten sie dann ein verbindliches Angebot abgeben. Die Helvetia kommentierte die Entwicklungen auf Anfrage von VWheute nicht. Man wolle sich zu Gerüchten nicht äußern, hieß es aus der Zentrale in Basel.

Zum Verkauf sollen zwei Tochtergesellschaften sowie eine Niederlassung stehen und rund 800 Mitarbeitende betroffen sein. Zum Paket gehören die Helvetia Versicherung, die Helvetia Lebensversicherung sowie der Bestand der deutschen Niederlassung.

Die Ergebnisse der Einheit waren 2023 dürftig. Die Beitragseinnahmen sind zwar um 6,57 % von 549,6 Mio. Euro auf 585,7 Mio. Euro gestiegen. Insgesamt wies die Niederlassung einen Jahresfehlbetrag von 11,6 Mio. Euro aus. Im Jahr zuvor lag dieser bei 2,5 Mio. Euro.

Die verdienten Nettobeiträge im Gesamtgeschäft lagen mit 497,7 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau (Vorjahr: 516,2 Mio. Euro). Auch die Geschäftsjahresschadenquote brutto hatte sich erheblich verschlechtert (Geschäftsjahr: 90,0%, Vorjahr: 78,2%). Der Schadenaufwand für eigene Rechnung ist laut Geschäftsbericht von 356,1 Mio. Euro 2022 auf 382,6 Mio. Euro im Folgejahr angestiegen.  

Seit Oktober 2023 wird die Helvetia von Fabian Rupprecht geführt. Der Manager steht unter Druck und vor der Aufgabe, den Versicherer effizienter und gewinnträchtiger zu machen. Das umfasst etwa den Abbau von 500 der rund 14 000 Stellen bis 2027 – davon 250 in der Schweiz und die restlichen 250 im Ausland. Der Abbau soll vor allem über die natürliche Fluktuation über Frühpensionierungen erfolgen. Das Management plant Einsparungen von über 200 Millionen Franken.

Dass Helvetia sein defizitäres Deutschland-Geschäft abstoßen will, war bereits Anfang des Jahres bekannt geworden. Im Raum stand in diesem Zusammenhang, dass der potenzielle Deal der Muttergesellschaft einen Erlös von 500 bis 600 Millionen Franken in die Kassen spülen könnte.

Chef der deutschen Niederlassung ist Volker Steck. Die Helvetia zählt hierzulande rund eine Million Kunden.

Autor: VW-Redaktion