Bis zu 35 Prozent: Nürnberger erhöht Kfz-Beiträge

Nürnberger-Managerin Christine Kaaz. Bildquelle: Nürnberger

Christine Kaaz kam vor sieben Monaten von der Ergo zur Nürnberger Versicherung, um die kriselnde Schaden- und Unfallversicherung wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Neben Einsparmaßnahmen im eigenem Haus, müssen auch Neukunden mit erhöhten Kfz-Beiträgen rechnen, damit das Segment wieder profitabel wird.

In der Kfz-Sparte kämpfen alle mit den hohen Kosten der Ersatzteile sowie den hohen Stundenverrechnungssätzen in den Werkstätten, auch die Nürnberger ist keine Ausnahme. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete der Versicherer im Segment Schaden- und Unfallversicherung ein Minus von 63,8 Mio. Euro. Um die Sparte wieder profitabel zu machen, machte man im Sommer die Ergo-Managerin Christine Kaaz zur Vorstandssprecherin der Nürnberger Allgemeine. Sie löste Peter Meier ab, der nach 43 Jahren Nürnberger in den Ruhestand trat.

„Kein Versicherer kann Inflation und Klimawandel kontrollieren – aber wir holen jetzt auf, was wir an deswegen notwendigen Preiserhöhungen im Vergleich zum Wettbewerb aufholen müssen“, erklärte sie im Oktober gegenüber Procontra. Wie konkret die Preiserhöhungen ausfallen, geht nun aus internen Vertriebsinformation hervor, die an verschiedene Makler- und Vertreterorganisationen gerichtet sind. Darin heißt es, dass die Beiträge für das Neu- und Ersatzgeschäft sowie für Tarifumstellungen über Dynamic Pricing und Sammelnummern angepasst werden, berichtete Procontra als erstes. Die Erhöhungen liegen zwischen 5 und 35 Prozent und gelten sowohl Kfz-Haftpflicht als auch Kfz-Kasko, bestätigte ein Sprecher der Nürnberger die Zahlen gegenüber VWheute. Die Maßnahme gilt für das Neugeschäft und betrifft keine Bestandsverträge.

Im Segment Wohngebäude wurden die Beitragsanpassungen bereits durchgeführt. Die Nürnberger musste aufgrund von teuren Schadenereignissen mehrfach die Gewinnprognosen korrigieren. Für die Bilanz bedeutete das im Juli 2024 noch, dass es ein „ausgeglichenes Ergebnis“ gebe werde, sprich, man wird keinen Gewinn erzielen. Genauer wollte die Nürnberger damals nicht werden, im November gab man eine Spanne an: zwischen –65 und –85 Mio. Euro lautet die Ergebnis-Prognose für 2024. Im Geschäftsjahr 2023 war der Konzerngewinn gegenüber dem Vorjahr um 27 Mio. Euro auf 42,8 Mio. Euro (2022: 69,8 Mio. Euro) gefallen.

In November 2025 verkündete das Unternehmen, dass man „erkennbare positive Effekte der Sanierungsmaßnahmen in der Schaden-/Unfallversicherung“ spüre. „Unsere eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen zeigen bereits Wirkung“, erklärte CEO Harald Rosenberger. Um diesen Prozess zu unterstützen, wurden die Reserven der Nürnberger Allgemeine Versicherung AG aufgestockt. Die genaue Höhe der Reserven teilt edas Unternehmen damals nicht mit. Abhängig von der Höhe der Reserven kann das Auswirkungen auf die Dividende haben, hieß es.

Um Großschäden in Zukunft zu vermeiden, will Rosenberger die Nürnberger künftig als einen „bedeutenden Präventionsversicherer“ ausrichten. Das ist ein Teil seiner Strategie, an der er seit seinem Amtsantritt herumfeilt. In allen drei Sparten Leben, Kranken und Schaden/Unfall gilt künftig Prävention als oberste Managementmaxime. Rosenberger ist überzeugt davon, dass man mit diesem Ansatz sowohl Schaden- als auch Stornoquoten senken und über Kooperationspartner neue Kunden gewinnen könne. „Ohne Prävention werden Elementarschäden künftig vielfach nicht mehr versicherbar sein.“ Konkret bedeutet das, dass man mehr auf Selbstbehalte setzt.

Auch bei den eigenen Mitarbeitern wird gespart. Angesichts des Kostendrucks hat der Versicherer 600 von insgesamt 2.900 Vollzeitarbeitsplätzen gestrichen. Das Sponsoring des Zweitliga-Clubs 1. FC Nürnberg wird ebenfalls eingestellt. Für 2026/27 peilt die Nürnberger nach wie vor einen Konzerngewinn von 100 Mio. Euro an.

Autor: VW-Redaktion