Bafin nimmt die Allianz in die Zange

Die Rückversicherungseinheit der Allianz liefert sich schon seit einigen Jahren Scharmützel mit dem Betriebsrat. Quelle: Allianz

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat den Münchener Versicherer aufgefordert, seine internen Kontrollen nach dem Betrugsfall Structured Alpha zu verbessern. Die Wirtschaftswoche fand heraus, dass die Aufsichtsbehörde der Allianz bereits vor einigen Wochen einen Brief mit konkreten Forderungen zur Verbesserung der Kontrollen geschickt habe.

Nach Angaben der Zeitschrift geht die Bafin davon aus, dass der Münchener Versicherungsriese die gestellten Forderungen umsetzt, sonst würde die Allianz vor einem „großen Problem“ stehen.

Im Mai veröffentlichte die US-Staatsanwaltschaft eine strafrechtliche Klageschrift, die gegen Tournant und seine zwei Mitarbeiter Trevor Taylor und Stephen Bond-Nelson eingereicht wurden. Die drei managten den 2005 speziell für den US-Markt aufgelegten „Structured Alpha Fonds“, der in der Spitze ein Volumen von elf Mrd. Dollar umfasste, und versprachen deutlich höhere Renditen als beispielsweise die Benchmark S&P 500. Anlegern sei laut Anklage gesagt worden, sie seien durch „Hedges“, also Absicherungsgeschäfte, vor Marktschwankungen geschützt. In Wahrheit habe er die Fonds aber riskanter gemacht, indem er heimlich auf billigere „Hedges“ umgestiegen sei, die weniger Schutz bieten.

Um das zu verbergen, haben die AGI-Manager jahrelang „mehrere Berichte und andere Informationen manipuliert“, heißt es seitens der SEC. Beispielsweise sollen sie die möglichen Verluste bei einem Crashszenario „von 42,1505 auf 4,1505 Prozent reduziert haben, indem sie einfach die Zwei weggelassen haben“. In einem anderen Fall sollen die Portfoliomanager einen Tagesverlust „geglättet“ haben, indem sie die Zahl vor dem Komma schlicht halbiert haben, von 18,26 auf 9,26 Prozent. Mindestens seit 2014 sei das so gegangen, erklärte das US-Justizministerium. Mit dem durch Corona verursachten Börsencrash im März 2020 ist der Betrug aufgeflogen.

Der Skandal kostete den Versicherer mehr als sechs Milliarden Dollar. Nach einem Vergleich mit dem Ministerium zeigte sich die Allianz bereit, eine Strafe von 2,33 Mrd. Dollar zu zahlen und die Anleger mit 3,24 Mrd. für ihren verlorenen Einsatz zu entschädigen. Von der Strafe würden ihr aber 1,89 Mrd. Dollar erlassen, weil sie den Anlegern – darunter der Pensionsfonds für Lehrer im Bundesstaat Arkansas – bereits mehr Entschädigungen gezahlt habe. Weitere 463 Mio. Dollar würden zugunsten der Staatskasse eingezogen. In einem separaten Vergleich zahlt die Allianz 675 Mio. Dollar an die Wertpapieraufsicht SEC. Die Einigung kam schnell zustande, da sich AGI selbst des Wertpapierbetrugs für schuldig erklärt hat – was sehr selten vorkommt.

Autor: VW-Redaktion