Weniger global, mehr lokal: Axa und ING richten Bancassurance-Deal neu aus
Die ING Deutschland steht vor einem Neuanfang im Versicherungsgeschäft. Das geht aus einer Pressemitteilung der niederländischen Mutter hervor. Demnach soll die Bancassurance-Partnerschaft zwischen der ING Groep und dem französischen Großversicherer Axa neue Strukturen erhalten. Man wolle von einem zentralen Plattformansatz zu einem lokal verwalteten Ansatz übergehen.
Der vorgeschlagene Ansatz spiegelt die verringerte Anzahl der Märkte wider, die von der Partnerschaft abgedeckt werden, nachdem ING vor kurzem ihre Retail-Banking-Märkte in der Tschechischen Republik und Österreich aufgegeben hat.
Die ING Groep und der Axa-Konzern hatten ihr globales Bündnis im Jahr 2018 verkündet. Damals war vom „Aufbau einer globalen Versicherungs-Plattform“ die Rede. Ursprünglich wurde die entsprechende Kooperation in sechs Ländern ausgerollt, nämlich Deutschland, Australien, Italien, Frankreich, Tschechien und Österreich.
Der neue Schritt würde es Axa und ING besser ermöglichen, auf die spezifischen Versicherungsbedürfnisse lokaler Kunden und Vertriebspräferenzen in ausgewählten ING Retail Banking-Märkten einzugehen – was wiederum den Umfang und den Fokus der Partnerschaft vor Ort bestimmen wird.
Für die ING Deutschland ist das Scheitern der globalen Plattform misslich, berichtet das Fachportal Finanz-Szene.de. Die größte deutsche Direktbank war im Frühjahr 2017 zunächst eine Kooperation mit dem ebenfalls in Frankfurt ansässigen Online-Makler Clark eingegangen – kündigte diese Liaison allerdings ein Jahr später zugunsten der Partnerschaft mit der Axa wieder auf. Ob die ING Diba damals freiwillig auf die Franzosen umschwenkte oder von der Amsterdamer Mutter gedrängt wurde, sei unklar.
In der Versicherungsbranche indes wird das Thema Bancassurance immer wieder heiß diskutiert. Zuletzt vereinbarte Ergo nach einer längeren Pause eine Partnerschaft mit Santander.
Zurich-Chef Carsten Schildknecht hob im Rahmen der exklusiven Talkrunde VersicherungswirtschaftClub mit Blick auf den Deal zwischen Zurich und Deutscher Bank hervor, dass gerade im Bankenvertrieb die Beziehungen langanhaltend sein müssen, um erfolgreich zu sein. Vertrauen und Prozesse müssten zunächst aufgebaut und stabilisiert werden. Anders funktioniere es nicht.
„Wir glauben an die Renaissance der Bancassurance”, erklärte Frank Walthes, CEO des Konzerns Versicherungskammer bei der gleichen Veranstaltung. „Wir merken, es ist ein erfolgreiches Modell, aber wir müssen es anpassen”.
Autor: Michael Stanczyk