Hannover Rück rechnet auch für 2022 mit Preiserhöhung
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Konzernsitz der Hannover Rück. Quelle: Hannover Rück

Dank einer starken Erneuerung zu Jahresbeginn, aber auch zum 1. April hat die Hannover Rück SE die gebuchte Konzernbruttoprämie um zehn Prozent auf 14,5 Mrd. Euro gesteigert. Bereinigt um Währungskurseffekte hätte das Wachstum sogar 14,2 Prozent betragen. „Die starke Erneuerung zum 1. Januar, die zwei Drittel des Geschäfts betrifft, hat sich sehr dynamisch und erfreulich zum 1. April und 1. Juni fortgesetzt“, sagte Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel am Donnerstag vor der Presse. Er erwartet, dass sich dies für das restliche Jahr und auch 2022 fortsetzt – wenn auch „vielleicht nicht mehr so viel und nicht mehr so dynamisch“.

Verbessert haben sich das Ratenniveau und auch die Konditionen. Zur Begründung verweist er auf die nicht geänderten Rahmenbedingungen mit einem niedrigen Zins sowie „Schadenbildern, die Rückversicherungsschutz und Konditionsanpassungen bestätigen“. Für die Flutschäden in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich im Juli rechnet die Hannover Rück anhand der ersten Schadensanalysen mit einer Nettobelastung zwischen 200 und 250 Mio. Euro. Die Zahlen seien noch mit hohen Unsicherheiten belastet. Die Erstversicherer berichteten über atypische Schadenbilder mit Kontaminationen von Böden. Der Durchschnittsschaden sei hoch.

Die Flutkatastrophe, aber auch Hitzewelle und Brände zeigten, dass man sich bereits im Klimawandel befinde. Die Hannover Rück werde ihre Maßnahmen weiter ausbauen und damit ihren Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels und zur Begrenzung seiner Auswirkungen leisten. Die Nachhaltigkeitsstrategie für 2021 bis 2023 ist mit Zielwerten hinterlegt und findet sich in dem vor Tagen veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht.

Für das zweite Halbjahr zeichnen sich nach Aussage von Jungsthöfel Schäden aus den Unruhen in Südafrika ab. Die Netto-Großschadenbelastung betrug im ersten Halbjahr 325,9 Mio. Euro (HJ 2020: 737,0 Mio. Euro) und lag damit unter dem Erwartungswert für die ersten sechs Monate von 476 Mio. Euro. Das unterjährig nicht aufgebrauchte Großschadenbudget wird in die Spätschadenreserve eingestellt und bildet einen zusätzlichen Puffer für Großschäden im zweiten Halbjahr. Größte Einzelschäden waren der extreme Wintereinbruch im US-Bundesstaat Texas mit einer Nettobelastung von 136,4 Mio. Euro im ersten Halbjahr, ein Industrieschaden in Deutschland mit 34,8 Mio. Euro sowie ein Kreditschaden von 20,7 Mio. Euro. Die kombinierte Schaden-Kostenquote sank auf 96,0 Prozent (HJ 2020: 102,3 Prozent) und liegt damit im Zielkorridor.

Während in der Schadenrückversicherung für die Covid-19-Pandemie im ersten Halbjahr keine weiteren Rückstellungen notwendig waren, lagen die Aufwendungen für eine höhere Mortalität durch Covid-19 „deutlich über den Erwartungen“. Wie der gesamte Markt sei man überrascht, so Jungsthöfel. Konkret geht es um eine erschreckende Übersterblichkeit in den USA, vor allem aber Südafrika und in einigen lateinamerikanischen Ländern. Hier hofft man auf Fortschritte durch die Impfungen.

Die Belastungen mit Bezug zu Covid-19 bezifferte der Finanzchef im ersten Halbjahr auf 263,4 Mio. Euro. Diesen stünde ein positiver Einmalertrag aus einer Umstrukturierung im US-Mortalitätsgeschäft von 129,3 Mio. Euro entgegen. Das operative Ergebnis (EBIT) der Personen-Rückversicherung ging angesichts der weiteren Pandemiebelastungen um 16,4 Prozent auf 179,1 Mio. Euro. Auf Konzernebene stiegen das operative Ergebnis (EBIT) auf 956,1 Mio. Euro (HJ 2020: 503,5 Mio. Euro) und der Nettokonzerngewinn auf 670,6 Mio. Euro (HJ 2020: 402,4 Mio. Euro)

Für 2021 bestätigte Jungsthöfel die Ergebnisziele. Erwartet wird ein Nettokonzerngewinn von 1,15 Mrd. Euro bis 1,25 Mrd. Euro, eine Kapitalanlagerendite von rund 2,4 Prozent und ein währungskursbereinigtes Wachstum der Konzernbruttoprämie im oberen einstelligen Prozentbereich. Vorausgesetzt wird, dass die Großschadenbelastung den Erwartungswert von 1,1 Mrd. Euro nicht wesentlich übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.

Autorin: Monika Lier

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