Signal Iduna knackt Rekordmarke bei den Beitragseinnahmen

Virtuelle Bilanz-PK 2021 der Signal Iduna. Quelle: Signal Iduna

Die Signal-Iduna-Gruppe ist im Jahr 2020 mit einem Plus von 3,2 Prozent doppelt so schnell wie der Markt gewachsen. Damit haben die gebuchten Bruttobeiträge erstmals in der Geschichte des Unternehmens die Sechs-Milliarden-Euro-Grenze überschritten. Auch das Gesamtergebnis ist kräftig gestiegen.

Dank des guten Gesamtergebnisses in Höhe von knapp 874 Mio. Euro (2019: 675 Mio. Euro) stieg die Verwendung für Kunden um 53,5 Prozent auf fast 740 Mio. Euro (2019: 482 Mio. Euro). Die Aufwendungen für Schadenfälle gingen um 3,9 Prozent auf fünf Mrd. Euro (2019: 5,2 Mrd. Euro) zurück. Vor allem wurde das Wachstum im Jahr 2020 laut Vorstandschef Ulrich Leitermann von den Komposit-Sparten sowie der Krankenversicherung getragen. Allein in der Krankenversicherung stiegen die Beitragseinnahmen gegenüber 2019 um 4,3 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro (2019: 2,9 Mrd. Euro).

Positiv wirkten sich hier auch reduzierte Leistungszahlungen aus. Auf der einen Seite fielen die Behandlungskosten für rund 8.000 Corona-Patienten ins Gewicht, die Ausgaben von bis zu 500.000 Euro verursachten. Dagegen dämpften weniger Arztbesuche und aufgeschobene Operationen das Schadenaufkommen, das insgesamt leicht auf 2,4 Mrd. Euro sank. Auch im ersten Halbjahr 2021 setzt sich der Trend zur Zurückhaltung bei planbaren Operationen fort, während Leitermann im 2. Halbjahr hier Nachholeffekte nicht ausschließen will. Was die Gesamtentwicklung bei der Krankenvollversicherung betrifft, berichtete Vorstand Karl-Josef Bierth, dass man im Jahr 2020 rund 2.000 Kunden verloren hat, nachdem in den drei Jahren davor der Bestand aufgebaut werden konnte. „Sorgen“ würden hier andere Maklerversicherer wie Arag bereiten, so Bierth. Die Beitragsanpassungen, betonte er, liegen unterhalb des Marktes und der GKV. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre betrugen sie 2,27 Prozent bei den Vollversicherten und 1,6 Prozent gesamt, also inklusive der Zusatzversicherten.

Keine nennenswerten Geschäfte mit Riester

In der Lebensversicherung sanken coronabedingt die Beitragseinnahmen aller Lebensversicherungsunternehmen der Gruppe um 0,5 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro, während sie bei Signal Iduna Leben um 1,5 auf 1,2 Mrd. Euro zurückgingen. Das Storno inklusive Beitragspausen stieg im zweiten Quartal 2020 unter dem ersten Eindruck von Corona um ein bis 1,5 Prozent, sank danach aber wieder auf Normalwerte, wie Vorstand Clemens Vatter betonte. Die Zinszusatzreserve wurde 2020 um 213 Mio. Euro erhöht aufgrund des großen Anteils hochverzinslicher Verträge im Bestand. Da man früh damit begonnen hat, die ZZR zu erhöhen, erreiche man drei bis vier Jahre vor dem Markt den Höhepunkt und hoffe, in den kommenden ein, zwei Jahren – je nach Zinsentwicklung – damit durch zu sein. Von der ausgebliebenen Riesterreform in der letzten Legislaturperiode sei man sehr enttäuscht, ergänzte Vorstandschef Leitermann. Man hätte es schaffen können, das Produkt gemeinsam zu modernisieren und für die Zukunft fit zu machen. Dank Digitalisierung wäre eine Verwaltungsvereinfachung möglich gewesen, zeigte er sich überzeugt. Und Vatter ergänzte, dass man gerade prüfe, ob und wenn ja wie Riester für die Signal Iduna weiterhin interessant sein kann. Ein nennenswertes Geschäft werde nicht erwartet. Auch der Vorschlag des GDV, ein digitales Standardprodukt einzuführen, trifft nicht auf Gegenliebe, da ein rein digitaler Vertriebszugang nicht passend sei.

Hohe Ausgaben bei Betriebsschließungen

Bei der Betriebsschließungsversicherung hat sich Signal Iduna positiv vom Markt abgehoben und allen Kunden Lösungen angeboten. Mit rund 88 Prozent der Anspruchsteller hat man laut Vorstand Stefan Kutz eine Einigung erzielt, die anderen haben zum Teil erst sehr spät Schadenmeldungen abgegeben. Man sei allerdings in der Lage auch an diese Kunden Zahlungen zu leisten, oft über die beim Bayerischen Modell vorgesehenen 15 Prozent hinaus. Die volle Versicherungssumme wird es laut Kutz schon bedingungsgemäß kaum geben, da etwa staatliche Hilfen gegengerechnet werden müssten. Insgesamt hat Signal Iduna 2020 für gut 2.400 Schäden rund 50 Millionen Euro für Betriebsschließungen ausgegeben – bei nur 500.000 Euro Beitragseinnahmen.

Agile Arbeitsstrukturen eingeführt

Den Vertriebserfolg des Jahres 2020 führt Ulrich Leitermann auf die bereits 2018 mit dem Programm „Vision 2023“ gestartete Transformation und Agilisierung des Unternehmens zurück, in die bereits über 200 Mio. Euro investiert wurden. Seit Januar 2021 arbeiten rund 1.000 Mitarbeiter trotz Homeoffice in agilen Strukturen, die sich vor allem an den Kundenbedürfnissen orientieren. So konnte beispielsweise die Dauer der Produktentwicklung von 18 auf sechs Monate reduziert werden. Weitere Einheiten werden ihnen in die Agilität folgen. Für das Jahr 2021 sind weitere 54 Mio. Euro für die „Vision 2023“ vorgesehen, danach wird es – leicht sinkend – in dieser Größenordnung weitergehen. Damit wolle man sicherstellen, dass man mit fünf Prozent weiter über dem Markt wächst und bis 2023 auf sieben Mrd. Euro Beitragseinnahmen kommt. Derzeit arbeiten noch 82 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice, nächstes Ziel ist es diese Quote auf 50 Prozent zu senken, um möglichst vielen Mitarbeitern die Rückkehr ins Büro zu ermöglichen. Zwar werde mobiles Arbeiten Bestandteil bleiben, aber nicht in dem Maße wie jetzt.

Hoffen auf Zinserhöhung

Auf die Inflationserwartungen angesprochen, prognostizierte Vorstand Martin Berger einen „deutlichen Inflationsschub“. Es habe sich zum einen Nachfrage angestaut, zum anderen steigen durch Rohstoffverknappung die Produktpreise. In den nächsten Jahren werde sich das allerdings wieder abmildern. Bei den Zinsen erwartet er keine nennenswerten Änderungen, da das Problem der Finanzierung der Staatshaushalte weiter ungelöst sei und die EZB entsprechend die Leitzinsen nicht erhöhen wird. Eine Reduktion erwartet er dagegen bei dem Aufkaufprogramm der EZB, sodass hier in den kommenden zwei bis drei Jahren eine einprozentige Erhöhung möglich erscheinen. Das hätte schon enorme Effekte auf die Kapitalanlagen. Die von Signal Iduna verwalteten Assets under Management einschließlich der Finanztöchter wuchsen 2020 um 13,2 Prozent auf 92,8 Mrd. Euro (2019: 80,5 Mrd. Euro). Darin enthalten sind rund 52,5 Mrd. Euro der deutschen Versicherungsunternehmen, die netto mit 3,6 Prozent verzinst wurden.

Autorin: Elke Pohl

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