Debeka-Vorstand Pankratz im Interview: „Tarifabsenkungen speziell zum Jahreswechsel, um wenige Wochen später die Preise wieder zu erhöhen, zählen nicht zu unserer Strategie“

Debeka-Vorstand Norman Pankratz. (Bildquelle: Debeka)

2020 war für die Kfz-Versicherer kein normales Jahr. Wegen Corona freuen sich die Kfz-Versicherer über eine spürbar gesunkene Regulierung von Kfz-Schäden. VWheute sprach exklusiv mit Debeka-Vorstand Norman Pankratz über die Folgen der Pandemie und die künftige strategische Ausrichtung.

VWheute: Die Kfz-Versicherung war bei der Einführung intern nicht unumstritten. Welchen Stellenwert hat Sie mittlerweile im Konzern?

Norman Pankratz: Als die Debeka im Jahr 1996 mit ihrer Kfz-Versicherung auf den Markt kam, fand in der Branche gerade ein harter Preiswettkampf mit eher sinkenden Kfz-Beiträgen statt. Insofern haben Sie recht, dass der Zeitpunkt des Markteintritts eine Herausforderung darstellte. Die Kfz-Sparte hat sich aber sehr schnell als wichtige Säule unserer Komposit-Versicherung entwickelt und ist dort heute nicht mehr wegzudenken.

Einerseits ist sie im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung und Betreuung unserer Mitglieder unverzichtbar. Andererseits stellt sie – nach wie vor – einen Einstieg in der Kundenwerbung dar. Nicht zuletzt deshalb bieten wir seit dem Jahr 2020 auch die Versicherung von Mofas und E-Scootern an.

VWheute: Nach GDV-Zahlen hat die Debeka eine niedrige Combined Ratio von 94,7 Prozent. Ein Ergebnis von Corona oder eine organische Entwicklung?

Norman Pankratz: Die derzeit auskömmliche Schaden-Kosten-Quote ist natürlich auch durch den coronabedingten Rückgang der Schadenaufwendungen beeinflusst, dies aber in eher geringem Umfang, da wir in 2020 auch einige Großschäden zu verzeichnen hatten. Vielmehr zeigen die stabilen Ergebnisse der vergangenen Jahre, die noch nicht von Covid-19 betroffen waren, dass wir in der Kfz-Versicherung gut aufgestellt sind.

Ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere für unsere Zielgruppe im öffentlichen Dienst, eine schlanke und effiziente Schadensregulierung und die nachhaltige Betreuung der Mitglieder durch unseren fest angestellten Außendienst sind die Grundlage für unseren Erfolg in der Kfz-Versicherung.

VWheute: Wie rentabel war die Debeka-Kfz im letzten Jahr im Vergleich zu den Vorjahren; und was ist das Ziel?

Norman Pankratz: Wie schon erwähnt, war die Kfz-Sparte auch in den vergangenen Jahren ähnlich stabil wie im Jahr 2020. So hatten wir in den Jahren 2018 und 2019 eine Combined Ratio von rund 95 Prozent. Unser Ziel ist eine nachhaltige und für unsere Kunden verlässliche Produkt- und Preisgestaltung. Tarifabsenkungen speziell zum Jahreswechsel, um dann wenige Wochen später die Preise wieder zu erhöhen, zählen zum Beispiel nicht zu unserer Strategie. Wir meinen, dies ist insbesondere Kunden, die unterjährig Versicherungsbedarf haben, nicht plausibel zu vermitteln.

VWheute: Derzeit zeigen die Entwicklung in der Kfz-Versicherung Richtung Telematik. Will die Debeka sich an diesem Trend beteiligen?

Norman Pankratz: Die Debeka beobachtet intensiv das Marktgeschehen rund um die Telematiktarife und beschäftigt sich auch mit den technischen Entwicklungen in diesem Bereich. Wenn man den zuletzt veröffentlichten Zahlen glauben darf, liegt der Marktanteil aber noch deutlich unter zwei Prozent. Manche Wettbewerber haben sich auch schon wieder aus dem Markt verabschiedet.

Unser Eindruck ist, dass die derzeitigen Angebote – auch aufgrund der vergleichsweise hohen Betriebskosten für die Telematik – nicht immer auskömmlich sind. Hinzu kommt, dass die Marktführer die derzeitige Technik eher als eine Übergangslösung sehen. Sollte sich das Marktgeschehen grundlegend ändern, werden wir unsere derzeitige Linie überdenken.

VWheute: Welche Entwicklungen sehen Sie auf dem Markt, wie wollen Sie darauf reagieren?

Norman Pankratz: Wir sehen derzeit deutliche Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und haben deshalb in unseren aktuellen Tarif ein Versicherungsangebot speziell für die Elektro- und Batterietechnik aufgenommen. Außerdem wollen wir uns mit einem sogenannten „Oldtimertarif“ in diesem für uns attraktiven Segment positionieren. Die bisherigen Abschlusserfolge stimmen uns sehr zuversichtlich.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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