AGCS-Umbau: Wo Vorstandschef Müller ansetzt, „um vernünftige Renditen zu erwirtschaften“

Joachim Müller, CEO-AGCS. Quelle: Allianz

Für die Allianz Global Corporate &Specialty SE (AGCS) war die Erneuerungsrunde nach den Worten ihres Vorstandschefs Joachim Müller wegen der Durchsetzung höherer Preise „nicht einfach, aber in der Summe erfreulich“. Beim SZ-Versicherungstag berichtete Müller, der seit knapp einem Jahr AGCS-Chef ist, vom Umbau des Geschäftsmodells und den Sanierungsbemühungen. „Jetzt haben wir ein Fundament, um ohne große Überraschungen für die Kunden mit diesen zusammenzuarbeiten.“

Die AGCS stehe wegen eines ungünstigen Schadentrends und des seit vielen Jahren unrentablen Prämienniveaus unter Druck. „In der Branche ist etwas aus dem Ruder gelaufen“, sagte er angesichts einer Combined Ratio von 105 Prozent über die letzten fünf Jahre hinweg. „Wir müssen klar artikulieren, dass wir vernünftige Renditen erwirtschaften müssen“, sagte er. Damit meinte er solche Niveaus, die über den gesamten Zyklus zumindest auch noch eine zufriedenstellende Verzinsung des eingesetzten Kapitals ermöglichen. Die AGCS habe einige Maßnahmen ergriffen, um am Ende eine solche Rendite zu erwirtschaften. „2021 werden wir besser aussehen als 2020. Wir melden uns im Markt entsprechend zurück.“

Zu den „fünf Kernpunkten“ beim Umbau der AGCS zählt die Verbesserung der technischen Exzellenz („Was sind die richtigen Preise?“), in die „extrem“ investiert werde. Er sprach von einer Kombination von datengetriebenem Vorgehen und Expertenwissen, um frühzeitig Schadentrends zu erkennen. Damit könnten große Ausschläge bei den Preisen und damit negative Überraschungen bei den Kunden vermieden werden.

Zudem kündigte er eine Wachstumsinitiative an, wobei er auch von „Re-Fokussierung auf das Kerngeschäft in den richtigen Märkten und Segmenten“ sprach. Asien werde zum Wachstumsmotor im Kerngeschäft. Für China ist ein Hub für Expansion geplant. Statt Betriebsstätten in rund 30 Ländern wolle man künftig von sechs regionalen Hubs aus als ein „globales Unternehmen mit durchgängigem Leistungsversprechen“ agieren.

Er sprach des Weiteren von flachen Hierarchien mit klarer Rolle und Verantwortlichkeiten für schnellere Entscheidungsprozesse. Gestrichen bzw. optimiert wird innerhalb der nächsten drei Jahre auch bei den Produkten und der Prozesslandschaft. Aus unprofitablen Segmenten steige die AGCS aus. Wie im gesamten Allianz-Konzern setzt auch die AGCS bei der IT auf „konsequentes Abschalten von Altsystemen und lokalen IT-Lösungen.“

Bei der Online-Konferenz wurde unter anderem auch eine aktuelle Studie von EY Innovalue zu Innovationen in der Assekuranz vorgestellt. Zu den Erkenntnissen aus den Interviews mit Führungskräften von 39 Versicherern und neun Maklern gehört, dass die Branche immer noch eine „gewisse Trägheit“ bei Innovationen besitzt, die sich unter anderem aber auch aus dem Geschäftsmodell ergibt. Anstöße kämen meist von außen. Anders als in vielen anderen Branchen hätten 72 Prozent kein eigenes Innovationsbudget.

Autorin: Monika Lier

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