Leitermann: „Fatal wäre es, wenn wir alle im Homeoffice arbeiten und uns dabei schleichend entfremden“

Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna, setzt auch auf Samstagsarbeit. Quelle: Signal Iduna

Die Signal Iduna blickt wie alle Versicherer auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Doch wie haben sich die Dortmunder angesichts der unerwarteten Herausforderungen geschlagen? Im Exklusiv-Interview mit der Versicherungswirtschaft spricht Vorstandschef Ulrich Leitermann über Probleme und Performance 2020.

VWheute: Trotz der jüngsten Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen wird die Corona-Pandemie auch im nächsten Jahr für wirtschaftliche Unsicherheit sorgen. Die Versicherer ihrerseits scheinen gut mit dieser Ausnahmesituation klarzukommen. Wie blicken Sie in das nächste Jahr?

Ulrich Leitermann: Viele Unternehmen haben gelernt, trotz der Einschränkungen ihre Geschäfte auf einigermaßen hohem Niveau weiterzuführen. Die Maßnahmen der Politik sind gezielter und führen zumindest in der Summe zu weniger wirtschaftlichem Schaden.

Auch wenn 2021 sicher noch unter dem Schatten von Covid-19 stehen wird, darf man optimistisch nach vorne schauen: Sobald ein oder mehrere Impfstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, könnte die Wirtschaft wieder anziehen. Für uns als Signal Iduna bedeutet das, dass wir uns auf alle Szenarien vorbereiten.

Gleichzeitig ist die Corona-Krise auch eine Chance: Unternehmen, die kundenzentriert und digital aufgestellt sind, können gerade in Zeiten wie diesen erstklassigen Service bieten und ihre Stellung am Markt stärken. Genau das macht die Signal Iduna.

VWheute: Wie bewerten Sie die Performance von Mitarbeitern im Innen- und Außendienst in diesem Jahr?

Ulrich Leitermann: Unsere Mitarbeitenden ebenso wie unsere Partner im Außendienst haben in diesem Krisenjahr enormes Engagement gezeigt, das mich wirklich begeistert hat. Egal ob es darum ging, neue technische Tools zu nutzen, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren oder einfach nur sich gegenseitig zu helfen – ich habe sehr viel Solidarität und Bereitschaft erlebt, Probleme pragmatisch zu lösen. Das zeigt sich auch jetzt wieder im zweiten Lockdown. Ich denke, dass dies den Zusammenhalt bei uns im Unternehmen noch einmal gestärkt hat. In gewisser Weise hat das Corona-Virus gezeigt, was in uns steckt. Welche Stärke wir als Unternehmen haben.

VWheute: Zurück zu Ihrer negativen Überraschung in diesem Jahr – der Debatte um die Betriebsschließungsversicherung. Signal Iduna hat vor diesem Hintergrund allen BSV-Kunden ein Angebot unterbreitet. Wie sah es aus und welche Strategie steckt dahinter?

Ulrich Leitermann: Für die betroffenen Unternehmen und Betriebe war dies ein außergewöhnlich schwierige Zeit. Als Signal Iduna haben wir uns deshalb entschlossen, allen Kunden, die bei uns eine Betriebsschließungsversicherung (BSV) abgeschlossen haben, ein Angebot zu machen. Betriebe, die per Einzelverfügung geschlossen wurden, haben wir in vollem Umfang entschädigt, auch wenn Corona streng genommen in den Bedingungen ausgeschlossen war. Bei Betrieben, die aufgrund einer Allgemeinverfügung schließen mussten, haben wir jeden Einzelfall geprüft.

VWheute: Was ist die Bilanz?

Ulrich Leitermann: Bis zum 30. Oktober wurden uns 2.248 Schäden gemeldet, von denen wir deutlich mehr als 80 Prozent bereits abgeschlossen haben. Insgesamt gehen wir von Entschädigungen in Höhe von rund 50 Mio. Euro aus.

VWheute: Hat die Branche Fehler gemacht?

Ulrich Leitermann: Insgesamt hat die Branche in der Corona-Krise ausgezeichnet gearbeitet. Als Versicherer haben wir gezeigt, wie leistungsfähig wir sind. Nur beim Thema BSV haben wir uns aus meiner Sicht schlecht präsentiert. Für die Kunden ist es nicht nachvollziehbar, dass einzelne Versicherer beim Thema BSV unterschiedlich agieren. Hier hätte ich mir von Beginn an eine einheitliche Linie gewünscht. Es wurde viel Vertrauen zerstört, das wir uns als Branche erst wieder bei den Kunden zurückverdienen müssen. Ein Teil des Problems sind sicherlich auch die sehr unterschiedlichen AVB in der Branche.

VWheute: Branchenexperten betonen immer wieder, dass die BSV nie für einen Fall wie Corona geschaffen sei …

Ulrich Leitermann: Eine solche Absicherung kann diese Versicherung gar nicht leisten. Aus diesem Grund müssen die Versicherungsbedingungen künftig neu und besser formuliert werden. Genau das machen wir als Signal Iduna. Derzeit überarbeiten wir unsere BSV grundlegend und werden im ersten Quartal 2021 ein neues Bedingungswerk einführen. Hierzu sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen.

VWheute: 2020 als kein verlorenes Jahr?

Ulrich Leitermann: Für uns war 2020 kein verlorenes Jahr, kein Jahr des Wartens. Wir haben bewusst Zukunftsthemen wie Transformation und Digitalisierung vorangetrieben und z.B. die Agilisierung unserer Gruppe gestartet. Daran werden wir 2021 anknüpfen.

Die Fragen stellte VWheute-Chefredakteur Michael Stanczyk.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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