Ergo-Vorständin Deschka: „Der Krankenversicherer ist nicht mehr nur Kostenerstatter, sondern auch Berater und Unterstützer“

Ursula Clara Deschka. Quelle: Ergo Deutschland.

In Zeiten von Corona scheint ein passender Krankenversicherungsschutz wichtiger denn je. Über die Lage und mögliche Potenziale im Krankengeschäft während der Pandemie sprach VWheute exklusiv mit Ursula Clara Deschka, Vorstand Ergo Deutschland für Gesundheit.

VWheute: Frau Deschka, Sie sind seit 2017 bei der Ergo, seit Januar neu im D-Vorstand für den Bereich Gesundheit Inland verantwortlich. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus und was hat Sie in dieser Zeit besonders geprägt?

Ursula Clara Deschka: Das Jahr 2020 war ein ganz besonderes und vor allem intensives – nicht nur wegen meiner neuen Aufgabe. Corona hat uns allen noch einmal verdeutlicht, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Umso passgenauer war es, dass ich nun im Zusammenspiel mit Clemens Muth den deutschen Gesundheitsmarkt verantworte. Ergo ist hier mit der DKV und der Ergo Krankenversicherung hervorragend aufgestellt. So konnten und können wir die veränderten Kundenbedarfe in Coronazeiten sehr gut bedienen.

VWheute: Inwieweit hat sich die aktuelle Corona-Pandemie auf Ihr Geschäftsfeld ausgewirkt?

Ursula Clara Deschka: Hier sehe ich vor allem zwei Aspekte, die durch Corona noch einmal an Bedeutung gewonnen haben. Erstens: Der Krankenversicherer ist nicht mehr nur Kostenerstatter, er ist auch Berater und Unterstützer – insbesondere in schwierigen Zeiten. Die Menschen wollen sich in Krisenzeiten austauschen, so auch die Kunden mit ihrem Versicherer. Guter Service ist also das A und O. Zweitens: Corona ist Digitalisierungsbeschleuniger, auch im Gesundheitssystem. Wir sehen, dass die Offenheit für digitale Angebote deutlich gestiegen ist. Telemedizin oder auch die elektronische Patientenakte werden damit immer wichtiger. Digitale Lösungen müssen aber clever mit bisherigen Angeboten verzahnt sein. Es bringt nichts, wenn man auf allen Kanälen für die Kunden erreichbar ist und dann irgendwo der Anschluss fehlt.

„Ich habe viele Jahre im Vertrieb gearbeitet, und darum ist mir besonders wichtig, dass wir das tun, was unsere Kunden wollen – und damit auch, was unser Vertrieb will.“

Ursula Clara Deschka, Vorstand der Ergo Deutschland für Gesundheit

VWheute: Wie bringen Sie gerade in Corona-Zeiten eine Technologie wie Telemedizin stärker an den Kunden, ich denke dabei gerade an die Risikogruppen?

Ursula Clara Deschka: Wir werben hierfür nicht gezielt. Aber ja, digitale Angebote können gerade für Risikogruppen eine Alternative zum überfüllten Wartezimmer sein. Am Ende geht es aber darum, dass die Kunden genau die Versorgung bekommen, die sie brauchen. Das kann analog wie virtuell sein.

VWheute: In Ihrer neuen Funktion bei der Ergo verantworten Sie das Ressort Gesundheit: Was sind Ihre zentralen Pläne und Ziele, die Sie sich bei der Ergo vorgenommen haben?

Ursula Clara Deschka: Im Ergo-Strategie-Programm ging es in den letzten fünf Jahren darum, die Position von Ergo im Markt zu festigen. Das ist uns erfolgreich gelungen. Nun will ich zusammen mit meinen Kollegen unsere Poleposition im deutschen Gesundheitsmarkt weiter ausbauen. Hierfür gilt es, die Zusammenarbeit mit den Vertrieben zu stärken. Ich habe viele Jahre im Vertrieb gearbeitet, und darum ist mir besonders wichtig, dass wir das tun, was unsere Kunden wollen – und damit auch, was unser Vertrieb will.

Hierfür schaue ich mir sehr intensiv unsere Prozesse und Produkte an und hinterfrage kritisch, ob diese die heutigen und künftigen Kundenbedarfe erfüllen. Einen besonderen Fokus lege ich dabei auf das Thema betriebliche Krankenversicherung: immer mehr Arbeitgeber entscheiden sich dafür. Hier punkten wir mit individuellen Angeboten und sofort erlebbaren Leistungen.

VWheute: Inwiefern hat sich die Einstellung zum Thema Gesundheit während der Pandemie verändert?

Ursula Clara Deschka: Ich bin überzeugt davon, dass sich die Einstellung zum Thema Gesundheit in den vergangenen Monaten deutlich verändert hat und sich auch langfristig verändern wird, weil man eben erlebt hat, welche Angst eine solche bis dato unbekannte Gesundheitsbedrohung auslöst. Eine Erkrankung ist für alle ein echtes Risiko geworden, Gesundheit wurde zum wichtigsten Gut. Die Bedeutung der richtigen Absicherung hat damit zugenommen und damit auch die des Krankenversicherers.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Dezember-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Ein Kommentar

  • Alles schön und gut.

    Eines sollten alle Manager und Vorstände beherzigen – auch im Ausblick auf 2021:

    Letztendlich haben sich 2020 alle Krankenkassen, Versicherer und insbesondere die privaten Krankenversicherer blamiert:

    Welcher Versicherer hat im Frühjahr unaufgefordert und kostenlos Mund-Nasen-Masken an seine Kunden geschickt?

    Keiner.

    Ich kann diese leeren Worthülsen nicht mehr hören, insbesondere der Spruch „Vom Kostenerstatter zum Kümmerer / Dienstleister“. Alle Versicherer haben im Kollektiv versagt – Sie hatten die einmalige Möglichkeit sich als „Kümmerer“ gegenüber den Kunden zu profilieren.

    Leider wurde diese Chance nicht genutzt.

    Im Gegenteil:

    Mit der Betriebsschliessungsversicherung (BSV) wurde gezeigt, dass man nicht einmal gewillt ist, geltende Vertragsbedingungen zu erfüllen. Man hat Kunden einfach im Regen stehen lassen – ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

    „Setzen, sechs“ lautet mein knappes Fazit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

11 − neun =