Moody’s zeichnet düstere Aussichten für die Lebensversicherer

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Corona stellt für viele Branchen eine enorme Herausforderung dar. Allerdings ist die Krise für die Versicherer „noch handlebar“, glaubt Christian Badorff, Vice President und Senior Analyst bei Moody’s Investors Service. Bei den Aussichten für die einzelnen Branchen wechseln sich hingegen Licht und Schatten ab.

„Es gibt natürlich massive Einflüsse, vor allem im operationellen Bereich – also wie man das Geschäft betreibt“, konstatiert Badorff in einem virtuellen Pressegespräch. Dabei sehe man vor allem die Einschläge im Kapitalgeschäft – insbesondere im ersten Quartal – sowie den „Einfluss im Kerngeschäfts“. So erwartet Moody’s als Folge der schwächeren Konjunktur, der höheren Arbeitslosigkeit und der geringeren verfügbaren
Haushaltseinkommen wird mit niedrigeren Geschäftsvolumina gerechnet. Lockdowns und soziale Distanzierung werden die persönlichen Vertriebskanäle der Branche, über die vor der Krise rund 90 Prozent des Neugeschäfts abgewickelt wurden, zusätzlich beeinträchtigen, konstatiert die Ratingagentur.

„Die Ergebnisse der deutschen Lebensversicherer stehen aufgrund der niedrigen Zinsen, die die Renditen ihrer gewöhnlichen Kapitalanlagen schmälern, schon seit Jahren unter Druck. Diese Dynamik wird durch den Corona-bedingten Konjunkturrückgang zusätzlich verstärkt, und es wird auch auf absehbare Zeit nicht mit einem Zinsanstieg gerechnet.“

Christian Badorff, Vice President und Senior Analyst bei Moody’s Investors Service

Insgesamt versieht die Ratingagentur die Sach- und Unfallversicherer im kommenden Jahr mit einem stabilen Ausblick, während die Analysten für die Lebensversicherer einen eher düsteren Ausblick zeichnen. Gerade den Lebensversicherern wird das Zinsumfeld weiterhin zu schaffen machen. So dürfte man „mittelfristig“ keine höheren Zinsen erwarten, prognostiziert Badorff. Daher sei das Zinsumfeld „auch ein wesentlicher Treiber für den negativen Ausblick der deutschen Lebensversicherer“. Dies treffe die Unternehmen vor allem an verschiedenen Stellen: „Zum einen auf der Ertragsseite, weil die Zinsen die Kapitalanlageerträge fressen. Zum anderen aber aufgrund des Instrumentariums der Zinszusatzreserve, weil die Aufwände wegen der niedrigen Zinsen auch stetig hoch bleiben“. Darüber hinaus rechnet Badorff damit, dass auch andere Lebensversicherer dem Beispiel der Allianz folgen würden und die Bruttobeitragsgarantien abschaffen würden.

Solider Ausblick für Komposit

Bei den Kompositversicherern rechnet Moody’s indes in diesem Jahr mit keinem nennenswerten Ergebnisrückgang. Die Zunahme bei den geltend gemachten Ansprüchen infolge der Pandemie wird durch den Rückgang der Fallzahlen in der Kfz-Versicherung aufgrund der geringeren Mobilität der Versicherungsnehmer voraussichtlich mehr als ausgeglichen. Die niedrigen Zinsen werden jedoch die Anlagerenditen über das Jahr 2020 hinaus weiter schmälern, so die Ratingagentur.

Dennoch sind die Analysten bei den Aussichten in dieser Sparte für das kommende Jahr deutlich optimistischer. So habe das Zinsumfeld zwar auch in dieser Branche „einen tendenziell negativen Effekt“ gehabt. Dennoch seien die Schaden- und Unfallversicherer bislang „in der Lage gewesen“ gewesen, die sinkenden Kapitalanlageeträge zu einem guten Teil auch auszugleichen, so Badorff.

„Unsere Erwartung ist, dass trotz aller Schwierigkeiten, die technische Profitabilität des Geschäfts sich in 2021 zwar verschlechtern wird, aber auf einem gesunden Niveau verbleiben wird“, lautet die Prognose des Moody’s-Experten. Daher stelle sich die Situation in dieser Sparte „als durchaus stabil dar“.

Bei den Prämieneinnahmen sehen die Analysten die Schaden- und Unfallversicherer derzeit „an einem Wendepunkt“. So lasse die Preisentwicklung in 2019 und 2020 „vermuten, dass dies so weitergeht. Demnach werden es vor allem die Kfz-Versicherer nach Bradorffs Ansicht „nur sehr schwer begründen können, warum sie im derzeitigen Schadenumfeld weiter Preisanstiege durchsetzen wollen. Wir gehen auch davon aus, dass im Privatkundengeschäft derzeit weniger Potenzial für Preisanstiege sein wird“.

Die „einzige Ausnahme ist hingegen das Industrieversicherungsgeschäft“, betont der Analyst. Da die Unternehmen in diesem Segment in den letzten Jahren „keine Gewinne oder gar massive Verluste“ geschrieben hätten, rechnet Moody’s mit signifikanten Preisanstiegen.

Autor: VW-Redaktion

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