Axa-Deutschlandchef Vollert: „Agile Formen der Zusammenarbeit werden in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen“

Alexander Vollert, CEO Axa Deutschland, Quelle: Axa
Agiles Arbeiten gehört bei der Axa Deutschland zum guten Ton. „Um das zu erreichen haben wir einen kulturellen Wandel hin zu einer agilen Arbeitskultur angestoßen, der mittlerweile schon weit fortgeschritten ist“, betont Alexander Vollert. Im exklusiven Gespräch mit VWheute skizziert der Deutschlandchef der Axa die aktuellen Herausforderungen und Ziele.
VWheute: Die vergangenen Monate wurden vor allem durch die Corona-Pandemie und deren Folgen für die Versicherungsbranche geprägt. Wie haben sich die Folgen bislang bei der Axa Deutschland bemerkbar gemacht?
Alexander Vollert: In den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, wie wichtig Agilität und eine gute digitale Infrastruktur sind. Wir arbeiten schon seit einigen Jahren daran, unser Unternehmen grundlegend zu transformieren, haben Prozesse vereinfacht, digitale Schnittstellen aufgebaut und im Rahmen unserer Omnikanalstrategie daran gearbeitet, den Kunden dort abzuholen, wo er ist. Um das zu erreichen haben wir einen kulturellen Wandel hin zu einer agilen Arbeitskultur angestoßen, der mittlerweile schon weit fortgeschritten ist. So konnten wir zu Beginn der Krise auf ein solides Fundament aufbauen, und waren in der Lage, schnell und flexibel zu reagieren.
Trotzdem spüren wir die Auswirkungen der Corona-Krise nach einem guten ersten Quartal nun deutlich: Wir befinden uns in einer schweren Wirtschaftskrise und im Firmenumfeld werden die Auswirkungen der COVID-19 Krise erst in den nächsten Wochen und Monaten mehr und mehr zu spüren sein. Bereits jetzt sehen wir höhere Schäden, mittelfristig werden auch vermehrte Insolvenzen und dauerhafte Umsatzrückgänge bei Unternehmen Auswirkungen auf unsere Branche haben. Bisher sind wir aber gut und stabil durch die Krise gekommen.
VWheute: Marktbeobachter sprechen von einem neuen Digitalisierungsschub für den Versicherungsvertrieb: Wie sind Ihre Einschätzungen dazu?
Alexander Vollert: Die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden, und damit ihr Verhalten, werden sich auch nach Corona weiter im Wandel befinden. Wichtig dabei ist, dass wir verstehen, dass Kunden mehr digital machen und gleichzeitig persönliche Interaktion wünschen – auch in digitalen Medien.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass das Kundenverhalten im Wesentlichen hybrid ist, dann hat Corona dies gezeigt. Kunden erwarten schnellen und unkomplizierten Kontakt auf dem von ihnen gewählten Kanal, nahtlose Wechsel zwischen Kommunikationskanälen, personalisierte Angebote und einfache, intuitive Produkte. Die Corona-Krise hat diese Veränderungen wie ein Brennglas verstärkt und beschleunigt.
VWheute: Viele Versicherungsunternehmen haben ihren Geschäftsbetrieb kurzfristig ins Homeoffice verlegt: Welche mittel- und langfristigen Folgen sehen Sie für agile Arbeitsmodelle (insbesondere auch bei der Axa Deutschland)?
Alexander Vollert: Agiles Arbeiten ist nicht erst seit der Corona-Krise ein entscheidender Baustein unserer digitalen Transformation. Unsere Mitarbeitenden sind mit agiler und digitaler Zusammenarbeit vertraut, die entsprechende Infrastruktur ist etabliert und vor allem der kulturelle Aspekt der agilen und ortsunabhängigen Zusammenarbeit fest in unseren Arbeitsweisen verankert. Durch diese Voraussetzungen konnten wir einen schnellen und reibungslosen Umstieg ins Homeoffice sicherstellen.
Agile Formen der Zusammenarbeit werden in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen und sind eine wichtige Voraussetzung für die heute benötigte absolute Kundenorientierung.
VWheute: Die Debatte um die Betriebsschließungsversicherungen hat in den vergangenen Monaten ebenfalls die Schlagzeilen dominiert: Axa-Vorstandschef Thomas Buberl hat bereits eine staatlich-private Versicherungslösung vorgeschlagen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Alexander Vollert: Das Pan European Insurance Forum (www.peif.com) arbeitet unter dem Vorsitz des Axa Gruppen CEO Thomas Buberl mit Hochdruck an einer langfristigen Lösung für die neuen Herausforderungen, die diese Krise mit sich bringt. Eine solche Lösung muss auf einer breiten Basis stehen und nicht nur Erstversicherungen, sondern auch Rückversicherer, den Kapitalmarkt und den Staat involvieren.
VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick auf das zweite Halbjahr 2020: Wie sind Ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr und wo liegen aktuell Ihre Unternehmens- und Vertriebsziele?
Alexander Vollert: Bis zum Jahresende sind wir im Endspurt der Umsetzung unseres strategischen Programms Ambition 2020. Wir sind optimistisch, dass wir die langfristigen Ziele unserer Ambition 2020 trotz der besonderen aktuellen Herausforderungen weitestgehend erreichen werden.
Auch über 2020 hinaus werden wir weiterhin an der Vertiefung unserer Kundenbeziehungen arbeiten und die Kundenzentrierung in allen Bereichen unseres Unternehmens tiefer verankern. Wir vereinfachen fokussiert unsere Prozesse und treiben die kulturelle Transformation in Richtung einer agilen, lernenden Organisation weiter voran.
Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.