Katastrophe von Beirut und die BSV belasten die Talanx

Konzernzentrale der Talanx AG. Quelle: Talanx

Die Folgen der Corona-Krise und die Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut haben der Talanx einen deutlichen Gewinneinbruch beschert. So ging das Konzernergebnis im ersten Halbjahr des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 325 Mio. Euro (HJ: 477 Mio. Euro) zurück.

So fielen die Schäden durch Corona mit 824 Mio. Euro deutlich stärker ins Kontor als die Belastung durch Naturkatastrophen, die in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 190 Mio. Euro (HJ: 138 Mio. Euro) stiegen. Die größten Katastropenschäden verursachten demnach der Tornado „Nashville“ in den USA mit 44 Mio. Euro und das Buschfeuer „New South Wales“ in Australien mit 40 Mio. Euro.

Zudem haben die behördlich angeordneten Schließungen in der Lebensmittelindustrie den niedersächsischen Versicherer einen „fast mittleren zweistelligen Millionen Betrag“ gekostet, teilte der scheidende Finanzvorstand Immo Querner in einer Telefonkonferenz mit. Konkrete Namen der betroffenen Firmen nannte er jedoch nicht. Die Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut wird die Talanx nach Aussage des Versicherungsmanagers nach derzeitigen Schätzungen einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten.

So liegt die kombinierte Schaden-Kostenquote zum 30. Juni 2020 bei 101,3 Prozent (HJ: 2019: 97,5 Prozent). Hinzu kommen laut Versicherer negative Effekte in der Kapitalanlage von 174 Mio. Euro und zur Vorsorge für künftige Prämienrückgänge in Höhe von 104 Mio. Euro. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen indes um 5,5 Prozent auf 22,0 Mrd. Euro (HJ 2019: 20,9 Mrd. Euro).

„Die Corona-Pandemie hat uns ein schwieriges erstes Halbjahr 2020 beschert. Insbesondere im zweiten Quartal, dem Höhepunkt des Lockdowns in Europa, waren die Belastungen enorm und haben unser Schadenbudget deutlich überschritten. Die Pandemieschäden herausgerechnet, wären wir in der Versicherungstechnik dagegen stabil unterwegs. Das Prämienwachstum in der Erstversicherung ist beachtlich, unsere Programme zur Profitabilisierung greifen. Dennoch müssen wir uns auch auf ein herausforderndes zweites Halbjahr einstellen. Die Corona-Pandemie hält mit noch unabsehbaren Folgen für die volkswirtschaftliche Entwicklung an. Klar ist, dass sich die Niedrigzinsphase weiter verschärft hat und zudem die Hurrikan-Saison gerade erst startet. Die Lage bleibt also sehr unübersichtlich und lässt weiter keinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 zu.“

Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx

Allein im deutschen Schaden- und Unfallgeschäft wurden im ersten Halbjahr bislang rund 2.100 Schadenfälle in der Betriebsversicherung gemeldet. Dabei zahlte die HDI Deutschland bislang mehr als 40. Mio. Euro an die Kunden aus. Die gebuchten Bruttoprämien in dieser Sparte sanken nach eigenen Angaben um 3,6 Prozent auf 1.005 Mio. Euro (HJ: 1.042 Mio. Euro). Treiber dieser Entwicklung waren der Rückgang des Neugeschäfts im Zuge der Corona-Pandemie sowie ein negativer Saldo aus dem Kfz-Jahreswechselgeschäft. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verbesserte sich um 1,8 Prozentpunkte auf 96,9 Prozent (HJ: 98,7 Prozent).

Im deutschen Lebengeschäft gingen die Prämieneinnahmen coronabedingt um 6,3 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro (HJ: 2019: 2,3 Mrd. Euro) zurück. Hier wirkten sich laut Talanx vor allem Filialschließungen im Bankensektor und die Zurückhaltung von Firmen beim Abschluss von Verträgen zur betrieblichen Altersvorsorge aus. Schätzungsweise resultierten aus der Pandemie Beitragsrückgänge von 99 Mio. Euro, so die Talanx.

Im Rückversicherungsgeschäft verzeichnete die Talanx zwar einen Beitragsanstieg um 12,4 Prozent auf 13,1 Mrd. Euro (HJ: 2019: 11,7 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis lag aufgrund der hohen Schadenbelastung durch Corona bei 509 Mio. Euro (HJ 2019: 943 Mio. Euro) und der Beitrag zum Konzernergebnis bei 200 Mio. Euro (HJ 2019: 329 Mio. Euro).

Eine Gewinnprognose für 2020 wollte die Talanx allerdings nicht abgeben: „Wir werden uns auf eine Corona-Belastung im zweiten Halbjahr einstellen müssen, von der wir noch nicht sagen können, wie hoch sie ausfällt“, betont Querner. Allerdings will der Versicherer nun die Versicherungsbedingungen für Gastronomen und andere kleine und mittlere Betriebe ändern. „In Zukunft werden wir keine allgemeinen Betriebsschließungen mehr versichern, sondern nur noch Einzelverfügungen“, betonte Jan Wicke, der zum 1. September neuer Finanzchef der Talanx wird.

Autor: VW-Redaktion

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