Größte Werkschließungen seit dem Zweiten Weltkrieg: Stillgelegte Anlagen als Extremrisiko für Versicherer

Audiwerk Ingolstadt, Quelle: Audi

Corona hat die Industrie hart getroffen. Umsätze brechen ein, weil Produktionsanlagen aufgrund behördlicher Anordnung für unbestimmte Zeit schließen müssen. Mieten müssen weiterhin gezahlt und bereits bekannte Risiken für die Anlagen weiter minimiert werden. Es wäre ein Irrglaube zu denken, dass Gebäude und Maschinen im Stillstand und unbeaufsichtigt keinen Risiken ausgesetzt sind.

Viele Führungskräfte in Unternehmen müssen derzeit Büros, Werke und Lagerhäuser schließen, um die Covid-19-Ausbreitung zu reduzieren. Deshalb entstehen in diesen derzeit verwaisten Anlagen neue beunruhigende Risiken. Neben Bränden, Vandalismus und Diebstahl sind die unterbesetzten Einrichtungen potenziellen Gefahren durch Extremwetterschäden ausgesetzt.

Jedes dieser Ereignisse kann die Erholung eines Unternehmens nach dem Lockdown verzögern und irreparable finanzielle Schäden für Umsatz, Marktanteile und Reputation verursachen. Unzählige Unternehmen aus vielen Branchen auf der ganzen Welt haben den Betrieb im Rahmen der größten Werksschließung seit dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Jedoch sind Schäden in leerstehenden Liegenschaften vermeidbar, wenn die Verantwortlichen Personal richtig einsetzen, aktive Sicherheit fördern sowie Brandschutz, Hochwasserschutz und Wartung im Blick behalten und  

Evaluierung des Risikos

Ein Überblick über die von FM-Global-Kunden gemeldeten Leerstandsverluste von Gebäuden aus den Jahren 1982 bis 2012 zeigt, dass nicht mit Brandstiftung in Verbindung stehende Brände 45 Prozent der Verluste nach Anzahl, aber nur 18 Prozent nach Kosten ausmachen.

Umgekehrt sind Brandstiftung, Vandalismus und Diebstahl für nur 17 Prozent der Verluste nach Anzahl, aber für 38 Prozent nach Kosten verantwortlich. Die Unternehmen können sich schützen, indem sie eine gründliche Risikobewertung durchführen. Diese sollte alle relevanten Abteilungen einbeziehen, sodass alle potenziellen Risikofaktoren abgedeckt sind. Das Team sollte ein Mitglied der operativen Seite beinhalten, der bestens mit dem Gebäude vertraut ist. Darüber hinaus könnte es notwendig sein, einen Berater oder das Versicherungsunternehmen selbst einzubinden.

Extreme Konsequenzen

Zeitweise stillgelegte Anlagen sind eine mögliche extreme Konsequenz der Corona-Krise. Ein weiteres Phänomen in komplett entgegengesetzter Richtung sind Produktionskapazitäten, die gerade jetzt am Limit operieren. Dies geschieht vor allem dann, wenn Produkte mit hoher Nachfrage hergestellt werden wie Desinfektionsmittel, Mundschutz und andere Arten von Schutzbekleidung.

Teilweise gehen Unternehmen auch dazu über, Dinge zu produzieren, die sie vorher nicht hergestellt haben. In diesem Zusammenhang werden dann oft Verfahren angewandt, die bisher nicht praktiziert wurden und wo kein entsprechendes Know-how vorhanden ist.

Oder es kommen entzündbare Flüssigkeiten zum Einsatz, die das Risiko in der Produktion zusätzlich erhöhen. Weitere Gefahren resultieren aus extra notwendigen Lagerräumen, die nicht in das Brandschutzsystem eingebunden sind und deshalb im Falle eines Feuerausbruchs ungeschützt sind.

Wartungsmanagern können dazu beitragen, den optimalen Zeitpunkt auszuwählen, um die Balance zwischen Wartung und Volllast zu wahren.

Autor: Alexander Lubbadeh, Engineering Manager bei FM Global am Standort Frankfurt am Main.

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