Helvetia und Raiffeisen beenden Vertriebskooperation VWheute Sprint
Die Helvetia und Raiffeisen wollen ihre Vertriebs-Kooperation nach 20 Jahren in gegenseitigem Einvernehmen zum 31. Dezember 2020 beenden. Dies erlaube es beiden Unternehmen, ihre eigenen strategischen Ziele unabhängig voneinander flexibel weiterzuverfolgen, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Raiffeisen Schweiz hat die Kooperation bereits im ersten Semester 2019 ausgeschrieben.
Die Partnerschaft wurde 1999 ins Leben gerufen. Allerdings habe die Entscheidung keinen Einfluss auf bestehende Kundenbeziehungen von Helvetia und Raiffeisen. Die Kundenbetreuung soll weiterhin bedürfnisgerecht durch Helvetia sichergestellt werden.
Die Helvetia generierte nach eigenen Angaben über die Raiffeisen-Vertriebskanäle im Geschäftsjahr 2019 primär im Schweizer Einzel-Lebengeschäft ein Geschäftsvolumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich, was leicht unter zehn Prozent des Neugeschäfts dieses Bereichs entspricht.
Vor einigen Jahren sorgte die „Raiffeisen-Affäre“ um den früheren Helvetia-Verwaltungsratspräsidenten Pierin Vincenz für Schlagzeilen. Der Manager gehörte seit dem Jahr 2000 dem Verwaltungsrat der Helvetia und wurde zum 1. Oktober 2015 zu dessen Präsident gewählt.
Bereits Anfang November 2017 wurde bekannt, dass die Finma wegen möglicher Interessenkonflikte während seiner Tätigkeit für die Raiffeisen Schweiz gegen ihn ermittelt. Allerdings gaben weder die Raiffeisen-Gruppe noch die Finma Auskunft darüber, welche Gesetzesverletzungen oder Missstände konkret vorliegen.
Laut einem aktuellen Bericht des Finanzblogs Inside Paradeplatz sollen angeblich gemeinsame Privat-Beteiligungen von Vincenz und Helvetia-Spitzenleuten aufgetaucht worden sein. Im Fokus stehen dabei vor allem zwei Firmen, darunter Commtrain. Diese betrieb kleine Zahlstationen für den Kauf mittels Kreditkarte und wurde 2007 von Aduno gekauft – einem Unternehmen, an dem Vincenz beteiligt gewesen sein soll.
Davon profitiert haben soll dabei auch der ehemalige Helvetia-Manager Hermann Sutter, einst Chef der Nicht-Leben-Sparte der Helvetia Schweiz. Dabei soll Sutter laut Bericht durch den Verkauf von Commtrain über 400.000 Franken – und zwar privat – erhalten haben. Der Grund: Sutter war von 2002 bis 2007 Mitglied des Verwaltungsrates und soll zudem kurzzeitig im Präsidium gesessen haben.
Ende Dezember 2017 war Vincenz im Zuge der „Raiffeisen-Affäre“ aus dem Verwaltungsrat der Helvetia zurückgetreten ist. Im Juli 2018 hatte sich Patrik Gisel entschieden, seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung beim Kreditinstitut per Ende Jahr abzugeben und aus der Bank auszuscheiden. Der damalige Stellvertreter von Vincenz stand in der Öffentlichkeit wiederholt in der Kritik.
Autor: VW-Redaktion