Arags Digital-Investments tragen erste Früchte

Arag-Tower in Düsseldorf. Quelle: Arag

Für den Arag-Konzern zahlen sich die Investitionen in die Digitalisierung nach den Worten des Vorstands und künftigen Vorstandssprechers Renko Dirksen bereits aus. Das „Arag Smart Insurer Programm“ hatte 2019 die Voraussetzungen für den nun pandemiebedingt nötigen „schnellen und reibungslosen“ Umzug der Mitarbeiter ins Home Office geschaffen.

„Der Betrieb läuft seither problemlos – und das bei einem deutlich gesteigerten Service-Bedarf unserer Kunden, vor allem im Rechtsschutz“, sagte Dirksen in der telefonisch durchgeführten Bilanzpressekonferenz. Ein erneutes Rekordjahr wird nach dem starken Jahr 2019 ausgeschlossen.

„Wir werden 2020 Kunden verlieren und ein deutlich schlechteres Ergebnis sehen; das wird die Arag aufgrund ihrer robusten Aufstellung meistern“, ist sich Dirksen sicher. 2019 war die Zahl der Kunden in Deutschland per Saldo um vier Prozent auf 2,22 Millionen Personen gestiegen.

Wie bereits im Dezember prognostiziert, wuchs der Konzern 2019 im Versicherungsgeschäft um 6,6 Prozent auf 1,76 Mrd. Euro Beitrag und hat damit den Verkauf des Lebensversicherungsgeschäftes ein Jahr  früher als geplant bei den Einnahmen kompensiert. Auch erste Quartal 2020 war „richtig unter Strom“, so Dirksen.

Krisenprodukt Rechtsschutz

Die Beitragseinnahmen legten um 6,5 Prozent auf 530 Mio. Euro zu, wobei das Inlandsgeschäft um 5,3 Prozent wuchs. Für den deutschen Rechtsschutz wird ein Plus von 5,5 Prozent genannt. Das Krankenversicherungsgeschäft legte – getragen von neuen Vollversicherungstarifen – um 7,8 Prozent zu.

Nach Rückgängen im Rechtsschutz und in den Sparten SHU im April geht die Arag davon aus, dass sie ihr ursprüngliches Beitragsziel von 1,84 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2020 nicht mehr erreicht. „Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir das Beitragsniveau im Jahr 2020 insgesamt stabil halten können“, so Dirksen.

Rechtsschutz sei ein Krisenprodukt. Insofern gebe es mehr Nachfrage, aber auch eine „Welle bei den Schäden“. Der Bedarf an rechtlicher Orientierung bei den Kunden steige stark. Allein beim Arbeitsrecht registriert der Familienkonzern 75 Prozent mehr Kundenanfragen, in anderen Rechtsbereichen betrage die Steigerung mehr als 50 Prozent. Von den 15.000 Serviceanrufen beträfen allein 10.000 den Arbeit-Rechtsschutz.

Abgasskandal weiter Thema

Aber auch die Streitigkeiten um den Diesel-Abgasskandal beschäftigen die Arag weiter. Nach dem VW-Musterprozess erreichten die Arag im Durchschnitt immer noch 20 neue Fälle täglich, so Vorstand Hanno Petersen. Im Wesentlichen seien es VW-Kunden, aber auch immer mehr Daimler-Kunden. 11.000 Diesel-Rechtsstreitigkeiten seien mit Zahlung bereits erledigt.

Die seit Anfang April auch Nicht-Kunden donnerstags angebotene kostenlose Telefonberatung durch Anwälte sei bereits 1.500 Mal in Anspruch genommen worden. Neben diesem Service habe man zusätzliche Beratungs-Bots für Hilfestellungen programmiert.

Nach Aussage von Dirksen profitiert die Arag auch davon, dass 2019 die gesamte Ausschließlichkeitsorganisation auf einen vollständig digitalen Verkaufsprozess mit einer App umgestellt wurde. Der Vertrieb habe in der Zeit des Lockdowns nun über eine Kombination aus Videoberatung und dieser App verkauft. Unter anderem seien auch Leads für das Neugeschäft vor allem über Online-Portale eingekauft worden.

Für 2019 weist die Arag eine Combined Ratio von 88,7 (88,6) Prozent aus. Dass sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 70,7 Prozent auf 119,9 Millionen Euro erhöhte, beruhte vor allem auf einem entgegen der Prognose des Vorjahres deutlich besseren Abschneiden des Kapitalanlageergebnisses.

Getragen von einer günstigen Kapitalmarktentwicklung hat sich das Anlageergebnis auf 156,9 Millionen Euro knapp verdoppelt. Der Jahresüberschuss ist mit 77,5 (34,7) Millionen Euro der höchste in der Firmengeschichte. „Wir schütten wie 2019 aber nur zehn Millionen Euro aus und belassen die Gewinne sonst im Unternehmen“, sagte Vorstandsvorsitzender Paul-Otto Faßbender.

Im April hat der Aufsichtsrat eine neue Geschäftsverteilung verabschiedet, wonach Dirksen bekanntlich als Sprecher des Vorstandes ab 4. Juli die Bereiche Asset Management, Konzernentwicklung/Betriebsorganisation, Recht/Compliance sowie Konzernkommunikation/Marketing verantwortet.

Die Bereiche Human Resources und Revision werden in das neue Vorstandsressort unter der Leitung von Werenfried Wendler überführt. Mehrheitseigner Faßbender wird in den Aufsichtsrat der Arag SE wechseln und sich dort zur Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden stellen. In der Arag Holding SE bleibt Faßbender Vorstandschef.

Autorin: Monika Lier

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