Munich-Re-Chef Wenning warnt vor retroaktiven Eingriffen in Verträge

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re. Quelle: Munich Re

Die Munich Re hat schon zu Beginn der Corona-Pandemie ihre Gewinnprognose für 2020 gekippt. Zwar seien die „voraussichtlichen kurz- und längerfristigen Kosten der Pandemie erheblich“, prognostizierte Joachim Wenning, CEO der Munich Re auf der gestrigen Jahreshauptversammlung. Dennoch würden diese „aber wirtschaftlich gut verkraftbar bleiben“.

Neben der Rücknahme der Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr hatte die Munich Re auch ihr Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt. Dennoch hielt der Rückversicherer in Absprache mit der Bafin an ihrer erhöhten Dividende von 9,80 Euro je Aktie fest. „Angesichts unserer starken Kapitalisierung können wir uns diese Dividende gut leisten“, sagte Wenning.

Die aktuelle Diskussion um die Betriebsschließungsversicherung scheint ihm hingegen ein Dorn im Auge zu sein. „Wir erleben derzeit weltweit, auch in Europa, eine anhaltende Diskussion zur Frage, ob Versicherer für pandemiebedingte Kosten von Unternehmen und Privatpersonen haften müssen, auch wenn sie dies in den Policen explizit oder implizit ausgeschlossen haben“, so Wenning.

Zudem sei „der (weitgehende) Ausschluss von systemischen Risiken wie Pandemien geradezu ein Gebot verantwortungsbewusster Risikopolitik.“ Gleichzeitig warnte der Vorstandschef des Münchener Rückversicherers vor Eingriffen durch die Politik. Ein „retroaktiver Eingriff in Verträge ist mit rechtsstaatlichen Prinzipien unvereinbar. Er würde das Fundament von Versicherung und damit den Fortschritts- und Wachstumsnutzen schwer beschädigen“, sagte Wenning.

Die Munich Re will am kommenden Donnerstag ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal 2020 veröffentlichen. Beobachter gehen derzeit davon aus, dass der Rückversicherer unter anderem für den Ausfall von Großveranstaltungen wie Rockkonzerten oder die Verschiebung der Olympischen Spiele einstehen muss.

Zudem sei bei Betriebsunterbrechungs-Policen, Reiseversicherungen, aber auch in der Krankenversicherung mit weiteren Schäden zu rechnen, die nicht mehr in das Großschaden-Budget der Münchener Rück passten, sagte Wenning. Auch der Abschwung an den Kapitalmärkten angesichts einer drohenden Rezession macht dem Konzern zu schaffen.

Aktionäre nicken Dividendenerhöhung ab und wählen Lufthansa-Chef in Aufsichtsrat

Die Aktionäre scheinen Wenning jedenfalls weitgehend zu folgen. So stimmten diese auf der ersten rein digital durchgeführten Jahreshauptversammlung in der Unternehmensgeschichte für den Dividendenvorschlag von 9,80 Euro je Aktie. Die Gesamtausschüttung beträgt rund nach Angaben des Rückversicherers rund 1,37 Mrd. Euro.

Carsten Spohr. Quelle: Lufthansa / Oliver Roesler

Zudem wurde der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr neu in den Aufsichtsrat der Munich Re gewählt. Er folgt damit auf Kurt Wilhelm Bock, der sein Aufsichtsratsmandat mit Wirkung zum Ende der Hauptversammlung am 29. April 2020 niedergelegt hat. Spohr wurde für die verbleibende Amtszeit von Bock, also bis zur Beendigung der Hauptversammlung im Jahr 2024, in das Kontrollgremium gewählt.

Autor: VW-Redaktion

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