Büro ist Krieg, aber immer noch besser als Homeoffice

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Auf der Couch oder Terrasse seine Mails beantworten und flexibel seine Arbeitszeit einteilen. Dieser Traum vieler Arbeitnehmer vom Homeoffice entpuppt sich dieser Tage als Albtraum. Denn die Heimarbeit macht krank, hemmt Kreativität und sorgt für ein angespanntes Privatleben. Ein Kommentar.

Das Büro ist ein Ort von Größenwahn, Macht und Ohnmacht, von Psychoterror und Hierarchie-Gehacke. Man befinde sich dort wie im Krieg, lautet einer von Strombergs Lieblingssprüchen. Doch all das konnte man nach Feierabend hinter sich lassen. Im Homeoffice hat man nun den gleichen Stress, aber nicht die Möglichkeit wegzurennen.

Die Heimarbeit gaukelt uns Selbständigkeit und Unabhängigkeit vor. Doch nicht jeder kann mit der Souveränität über die eigene Zeit gewissenhaft umgehen. Und nicht jeder kann das dreckige Geschirr in der Küche ignorieren, wenn er mal kurz zum Trinken in die Küche geht. Oder gar die Kinder ausklammern, die spielen wollen. Ob To-Do-Listen, Partner oder die Kinder: alle lenken ab.

Wenn uns nicht das Virus erwischt, dann der Herzinfarkt daheim

Stolz verkünden alle Gesellschaften, wie hoch der aktuelle Anteil der Mitarbeiter im Homeoffice sei. Dem IT-Spezialisten Sollers Consulting berichten manche Versicherer, dass die Leute produktiver arbeiten würden, weil es weniger Meetings gibt. In der Realität sieht es so aus, dass einige die Flucht von Zuhause ergreifen und sich in den leerstehenden Hotels ein Zimmer mieten, um in Ruhe zu arbeiten.

Neben der vermissten Ruhe kommt noch der gesundheitliche Schaden bei der Heimarbeit hinzu. Kein Gang zum Kopierer oder ins Meeting. Stattdessen mehr Stress durch Videocalls. Der Bewegungsmangel führt zu Übergewicht, Rückenschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer viel von zu Hause arbeitet, leide häufiger unter psychischen Problemen wie Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen als Beschäftigte, die jeden Tag ins Büro fahren. Das hat das Wissenschaftliche Institut der AOK-Krankenkassen in einer Untersuchung im September 2019 festgestellt – lange vor Corona.

Man muss wieder dort arbeiten, wo die Arbeit hingehört: im Büro. Doch gibt es den Austausch mit Kollegen, den Flirt, den Streit und das Wetteifern. Wenn der Shutdown noch weit über Ostern andauert, dann werden wahrscheinlich mehr im Homeoffice umkommen als durch das Virus.

Autor: David Gorr

Ein Kommentar

  • Schließe mich den bisherigen Kommentaren an. Homeoffice ist nicht für jeden geeignet. Und muss ja auch nicht jeden Tag sein. Vorteile, z.B kein Stress durch tägliches im Stau stehen werden ignoriert.
    Schade!

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