PKV: Bertelsmann-Stiftung fordert Ende des Dualen Systems
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Quelle: Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay

Die privaten Krankenversicherer stehen wieder einmal öffentlich am Pranger. Anlass ist eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, welche mit dem Dualen System zwischen GKV und PKV hart ins Gericht geht. Zentraler Kernpunkt: Würden Privatversicherte in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) mit einbezogen, könnten gesetzlich Krankenversicherte könnten pro Jahr im Schnitt 145 Euro gemeinsam mit ihrem Arbeitgeber sparen.

Würden die durch den Wegfall der PKV anfallenden Honorarverluste der Ärzte ausgeglichen, wären es 48 Euro jährlich, heißt es in der Studie weiter. Diese finanziellen Verbesserungen für die GKV-Mitglieder kämen aufgrund des in doppelter Hinsicht günstigeren Risikoprofils der Privatversicherten zustande, konstatieren die Studienautoren weiter

So wurden diese im Durchschnitt 56 Prozent mehr als gesetzlich Versicherte vedienen und tragen somit zu einem deutlich höheren Beitragsaufkommen bei. Zum anderen seien Privatversicherte auch gesünder: Unter ihnen sei der Anteil mit mindestens einem Krankenhausaufenthalt pro Jahr mit 17 Prozent deutlich geringer als bei GKV-Versicherten (23 Prozent). Zudem würden deutlich mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Pflegebedürftigkeit unter gesetzlich Versicherten finden als bei privat krankenversicherten Personen.

Doch gebe es nicht nur finanzielle Gründe für ein Ende des dualen Systems, sondern auch Gerechtigkeitsargumente. So schwäche das System nach Ansicht der Studienautoren auch den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Nur wenn sich alle Versicherten unabhängig vom Einkommen zusammentun, um die Risiken zwischen Gesunden und Kranken auszugleichen, kann eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen“, betont Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung.

Daher sei aktuellen Umfragen zufolge eine Mehrheit der Deutschen für eine integrierte Krankenversicherung ohne Aufspaltung nach Einkommens- oder Berufsgruppen. „Der durchschnittliche GKV-Versicherte zahlt jedes Jahr mehr als nötig, damit sich Gutverdiener, Beamte und Selbstständige dem Solidarausgleich entziehen können. Das ist der Preis dafür, dass sich Deutschland als einziges Land in Europa ein duales Krankenversicherungssystem leistet“, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. Dieses Missverhältnis verschärfe sich noch dadurch, dass zuletzt wieder mehr Versicherte von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung gewechselt seien, als umgekehrt, so die Kritik.

Die Bertelsmann-Stiftung fordert daher einen Umbau der Kranken- und Pflegeversicherung. Ziel sei neben einem leichteren Wechsel von der PKV in die GKV eine integrierte Kranken- und Pflegeversicherung, bei der alle Bürger pflichtversichert sind. Die Versicherungspflichtgrenze solle dafür aufgehoben werden. Vielmehr sollten sich die Beiträge an der finanziellen Leistungsfähigkeit orientieren und nicht am individuellen Gesundheitsrisiko.

Kritik gab es erwartungsgemäß bereits vom PKV-Verband: „Die Bertelsmann-Studie ist ein Rechenexempel im luftleeren Raum. Die angebliche Ersparnis von 145 Euro im Jahr ginge voll zulasten der ärztlichen Versorgung. Denn was die Versicherten sparen, wird den Arztpraxen genommen. Die 145-Euro-Illusion von Bertelsmann beruht darauf, dass der PKV-Mehrumsatz für die Ärzte ersatzlos wegfiele. Damit gingen jeder Arztpraxis in Deutschland im Schnitt über 54.000 Euro pro Jahr verloren – wodurch sich die Wartezeiten und die Versorgungsqualität für alle Patienten drastisch verschlechtern würden“, betont PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther.

Link: Die Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Dowload.

Autor: VW-Redaktion

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