Signal Iduna setzt auf agiles Arbeiten VWheute Sprint
Eigentlich ist das jährliche abendliche Pressegespräch der Signal Iduna mit Vorstandschef Ulrich Leitermann ja eine für beide Seiten eingefahrene Routine – aber dieses Jahr war zumindest der Anfang anders als sonst: Es begann mit einem kleinen Fußmarsch in die „Alte Druckerei“ des Unternehmens, wo früher die Policen und Prospekte gedruckt werden.
Im Zeitalter der Digitalisierung wird sie in dieser Größe nicht mehr benötigt und deshalb wurden die leerstehenden 500 Quadratmeter dazu genutzt, ein erstes Projekt für „agiles Arbeiten“ zu schaffen, ähnlich wie vor längerer Zeit beispielsweise die Axa bei ihrem Neubau in Hamburg.
Dabei gibt es keine festen Arbeitsplätze für die Mitarbeiter mehr, dafür wird viel Wert darauf gelegt, Kommunikation und teamorientiertes Arbeiten zu ermöglichen und die Mitarbeiter so physisch und psychisch in Bewegung zu halten. Und wem das alles zu viel wird, der kann sich in eigens für Ruhephasen aufgestellte Kabinen zurückziehen.
Dieses Prinzip wird auch in dem Neubau in der City Nord angewendet, der bis 2022 fertig sein und 140 Mio. Euro kosten soll. „Wir haben festgestellt, dass rund 40 Prozent der Arbeitsplätze jeweils nicht besetzt sind“, so ein Unternehmenssprecher. Mit der neuen Struktur soll dies effizienter werden und gleichzeitig für die Mitarbeiter eine entspanntere Arbeitsatmosphäre schaffen.
Viel Überzeugungsarbeit
Dies soll nicht zuletzt dazu beitragen, dass möglichst alle Mitarbeiter in die „neue Versicherungswelt“ mitgenommen werden. Viele seien noch von der „alten Welt“ geprägt, stellte Leitermann fest, sie seien klare Prozesse, Hierarchien und Stabilität in jeder Hinsicht gewohnt und kämen schwer damit zurecht, wenn es hieße „ab morgen wollen wir agil sein.“
„Wir haben so viel Know-how und so tolle Leute – die müssen wir mitnehmen“, so Leitermann. Aber unvermeidlich sei auch, dass bei Transformationsprozessen das Ziel nicht mehr so ganz klar sei und alle Beteiligten „Unsicherheit aushalten“ müssten. Jeweils ein Drittel der Mitarbeiter sei dabei begeistert, skeptisch und ablehnend, wobei dies unabhängig von der Altersfrage sei. Und viele hätten mit der Erkenntnis zu kämpfen, dass das unübersehbar veränderte Kundenverhalten auch Auswirkungen auf das eigene Arbeitsverhalten haben muss – „die größte Herausforderung ist die Veränderung des Mindsets bei den Mitarbeitern“.
Mit den vorläufigen Zahlen des vergangenen Jahrs ist Leitermann dagegen uneingeschränkt zufrieden. Dabei kommt der Signal Iduna sicherlich auch zugute, dass das Handwerk eine wichtige Kundengruppe ist und der durch die Niedrigzinsphase ausgelöste Bauboom hier zu einer außerordentlich guten Auftragslage beigetragen hat. So stiegen die Beitragseinnahmen um drei Prozent auf 5,9 Mrd. Euro, das Bruttoneugeschäft erhöhte sich um 20 Prozent.
In der Kompositversicherung lag der Beitragszuwachs sogar bei sechs Prozent. In der Krankenversicherung wuchs die Zahl der Vollversicherten entgegen dem Branchentrend, und zwar um 1.574. Und in der Lebensversicherungssparte ist es gelungen, Exklusivpartner für die betriebliche Altersversorgung des Hotel- und Gaststättengewerbes mit rund 1,1 Mio. sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern zu werden. Die detaillierten Zahlen werden Anfang Juni vorgestellt.
Autorin: Susanne Görsdorf-Kegel