Gothaer-Konzern fährt Ernte der Konsolidierung ein

Vorstand der Gothaer beim Pressegespräch in Köln. Quelle: lie

Mit einem erneuten Rekordneugeschäft wird der Gothaer-Konzern 2019 voraussichtlich schneller wachsen als die Branche wachsen und Marktanteile gewinnen. Als „außerordentlich erfolgreiches Jahr“ bezeichnete Konzernchef Karsten Eichmann das laufende Geschäftsjahr. Der Konzern habe die Früchte aus der Konsolidierungsphase geerntet und sei auf gutem Weg zum digitalen Risiko- und Servicepartner zu werden.

Getragen von allen Segmenten wird der Konzern nach vorläufigen Zahlen um 4,8 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro gebuchten Bruttobeitrag zulegen. Nach steuerlichen Sondereffekten im Vorjahr wird der Konzernüberschuss 2019 nur 105 (119) Millionen Euro betragen. Das Konzerneigenkapital wird um acht Prozent auf 1,26 Mrd. Euro aufgestockt.

Aus den Kapitalanlagen von 29,43 (28,75) Mrd. Euro werden per Saldo 1,00 (0,89) Mrd. Euro Ergebnis erwartet. Dabei wurde die Portfolioqualität der Kapitalanlagen weiter gesteigert. Der Anteil der Ratings schlechter A von mehr als einem Drittel auf ein Fünftel verringert, sodass der Rating-Durchschnitt nun AA- beträgt.

Man habe aktiv am Abbau von Credit-Instrumenten sowie dem weiteren Aufbau von Immobilien- und Private Equity/Debt Investments mit gutem Chancen-Risiko-Profil gearbeitet, berichtete Finanzvorstand Harald Epple. Für 2020 kündigte er den weiteren Abbau von Kreditpositionen und den Aufbau nicht börsennotierter Assets wie besicherte Handels- sowie Immobilienfinanzierungen an.

Der größte Risikoträger Gothaer Allgemeine Versicherung steigert das Vertriebsergebnis um netto 15 Prozent auf mehr als 53 Mio. Euro und wächst im direkten Geschäft voraussichtlich um 4,4 Prozent auf 1,70 Mrd. Euro gebuchte Beiträge. Das Geschäft mit Unternehmerkunden wuchs um 7,8 Prozent bzw. um 52,4 Mio Euro.

Hierzu trägt auch die Bestandssanierung in den Sparten industrieller sowie gewerblicher Sachversicherung bei, sagte Christopher Lohmann, Vorstandschef der Gothaer Allgemeinen. Die Combined Ratio in der industriellen Sachversicherung sei in den letzten fünf Jahren „leicht über 100 Prozent, aber zehn Prozentpunkte besser als im Markt gewesen, da wir früh mit der Sanierung angefangen haben.“ Für 2019 rechnet Lohmann mit einem knapp profitablen Geschäft. Über alle Kompositsparten wird mit einer Schaden- und Kostenquote von 95,9 (95,5) Prozent gerechnet.

Im Geschäft mit Cyber-Policen profitiert die Gothaer aktuell davon, dass sich großen Anbieter aus dem Markt zurückziehen bzw. zurückzeichnen. „Da sehen wir für uns Chancen, bleiben aber unverändert bei zehn Millionen Kapazität unverändert“, so Lohmann. Konkrete Zahlen werden für diese Sparte nicht genannt. Lohmann spricht von einer „vierstelligen“ Zahl von Policen und einer Schadenquote unter 20 Prozent. Die Präventionsmaßnahmen durch den Kooperationspartner Perseus würden von zwei Dritteln der Unternehmen in Anspruch genommen. Zusammen mit Infraforce will die Gothaer Firmen 2020 einen TÜV geprüfter zertifizierten Prozess zur Cybersicherheit anbieten.

Die Gothaer Lebensversicherung ist 2019 voraussichtlich marktkonform um 8,2 Prozent auf 1,29 Mrd. Euro Beitrag gewachsen. Wachstumsmotor war das Plus beim Geschäft mit Einmalbeiträgen von rund 30 Prozent. „Die Kunst besteht darin, sinnvolles Einmalbeitragsgeschäft von nicht Wünschenswertem zu trennen“, so Leben-Vorstand Michael Kurtenbach.

Das Neugeschäft sinkt nach Beitragssumme um 0,4 Prozent auf 1,42 Mrd. Euro. Ursächlich dafür sei der Wegfall des Vertriebspartners Berliner Sparkasse mit einem Anteil am Neugeschäft von rund elf Prozent. Der Lebensversicherer weist 2019 voraussichtlich eine Nettoverzinsung von 3,5 (3,1) Prozent aus, weil der Zinszusatzreserve mehr zugeführt werde.

Die Gothaer Krankenversicherung bucht mit voraussichtlich 865 Mio. Euro rund 2,9 Prozent mehr Beitrag. Das Neugeschäft wächst um 22 Prozent auf 1,7 Mio. Euro Monatsbeitrag, wozu vor allem die Zusatzversicherung beträgt. „Insbesondere die betriebliche Krankenversicherung entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Wachstumstreiber“, sagte Krankenvorstand Oliver Schoeller. Die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote soll um 1,1 Prozent auf 15,3 Prozent steigen.

Am 2. Juli 2020 wird die Gothaer 200 Jahre alt. „Die Gründung eines Unternehmens für Unternehmer durch Ernst Wilhelm Arnoldi  – das ist unser Gencode bis zum heutigen Tag. Daraus leiten wir unseren Anspruch ab, innovationsfreudig unterwegs zu sein“, sagte Eichmann. Im Mittelpunkt der Aktivitäten rund um das Firmenjubiläum steht unter anderem das Thema Nachhaltigkeit. Unter anderem wird ein Zukunftskongress mit 800 Teilnehmern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik veranstaltet.

Autorin: Monika Lier

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